Die Abendblatt-Serie zum 45-jährigen Bestehen der Regionalausgabe „Harburg & Umland“ fasst die wichtigsten Ereignisse zusammen.
Sommer 2010: Harburg beheimatet die größte Baustelle der Hansestadt. Sie ist 23 Hektar groß. Hier entsteht das Kraftwerk Moorburg. Das vom Energieerzeuger Vattenfall betriebene Großprojekt hat ein Investitionsvolumen in Höhe von 2,6 Milliarden Euro. 2800 Bauarbeiter sind hier tätig. Die beiden großen Kohlekreislager, die sich an dem Süderelbearm befinden, nehmen Form an. Der erste Kessel soll 2012 in Betrieb genommen werden. Das Kraftwerk soll mit seinen beiden Dampfturbinen und Stromgeneratoren mit jeweils 820 Megawatt Leistung pro Jahr elf Terawatt (elf Millionen Megawatt) Elektroenergie ins Stromnetz leiten.
Tatort Harburg. Die Gewalt in Harburg nimmt zu. Innerhalb einer Woche gibt es einen versuchten Mord an einem Mitarbeiter einer Reinigungsfirma, es werden außerdem Leichenteile am P+R-Parkhaus gefunden und ein 42-jähriger Radfahrer wird von zwei Jugendlichen überfallen und halb tot geprügelt. Politiker kritisieren die Kriminalitätskonzepte der Innenbehörde und bezeichnen den Abzug der Präsenzbeamten aus dem Harburger Polizeikommissariat als großen Fehler. Gefordert wird eine stärkere Videoüberwachung des Bahnhofs- und Innenstadtbereiches.
Start für „Harburger Brücken“. Der ehemalige Güterbahnhof am Schellerdamm wird zum Büro- und Wohnquartier umgestaltet. 89.000 Quadratmeter sollen erschlossen werden. Geplant ist eine Mischung aus Wohn-, Büro- und Gewerbebebauung. Zunächst verschwinden die über das Gelände laufenden 110-KV-Freileitungen in die Erde. Gleichzeitig sollen die ersten alten Bahn-Gebäude abgerissen werden.
Das alljährliche Porschetreffen findet in der Buchholzer Innenstadt statt – das zweitgrößte Deutschlands. Mehr als 300 Wagen sind beim Treffen und der anschließenden Rundfahrt durch den Landkreis Harburg dabei.
Gildekönig Norbert Buchholz eröffnet das 482. Harburger Vogelschießen. Er hatte sich im Vorjahr durchgesetzt, nachdem insgesamt 2035 Mal auf den hölzernen Vogel geschossen worden war. Zur Gilde gehören im Jahr 2010 ein König und 95 Mann. Neuer Regent wird Frank Kirste. Der Gilde-Festplatz, einst größtes Volksfest in Harburg, steht allerdings vor dem Aus, weil immer weniger Besucher auf den Schwarzenberg kommen.
Klares Votum für den Schulstandort Jesteburg. Der Harburger Kreistag stimmt der Jesteburger Modellschule und damit dem Konzept von Jesteburg und Leuphana-Universität zu. Die Schule, in der alle Kinder bis zur zehnten Klasse gemeinsam unterrichtet und ganz speziell gefördert werden, hätte Modell-Charakter für neue Schulformen insbesondere in ländlichen Gegenden und wäre in Niedersachsen einzigartig.
Der Traum vom Maritimen Competence Center (MCC) im Harburger Binnenhafen ist geplatzt. Das Schiffbauunternehmen Becker Maritime Systems wird sich nicht, wie geplant, auf der Schlossinsel mit anderen Firmen auf 9500 Quadratmetern in zwei Bürogebäuden ansiedeln. Die Pläne scheitern an der Wirtschaftskrise. Nach zweijährigen Planungen und überschwenglichen Lobeshymnen auf das Schlossinsel-Pionierprojekt MCC ist damit alles wieder auf Anfang.
Felix Rieckmann von der Harburger Radsport-Gemeinschaft gewinnt über 120 Kilometer und holt sich den Deutschen Meistertitel als bester Nachwuchssportler. 32 Jahre ist es her, dass in Harburg der letzte nationale Straßenmeister empfangen wurde. Der hieß Frank Plambeck und war 1978, ebenfalls als Junioren-Fahrer, in Unna allen anderen davon gefahren.
Xenia Rahn wird Deutsche Meisterin. Die Leichtathletin des MTV Hanstedt gewinnt den Siebenkampf in Potsdam.
Auf dem Rathausplatz wird die Gründung der fünf Harburger Stadtteilschulen gefeiert. Sie wollen nach den Sommerferien loslegen. Zu Stadtteilschulen werden die ehemaligen Gesamtschulen Harburg, Fischbek und Süderelbe umgewandelt. Ebenso die Haupt- und Realschule Ehestorfer Weg. Die fünfte Stadtteilschule im Bunde ist ein Zusammenschluss der Haupt- und Realschulen Hanhoopsfeld und Sinstorf mit dem Harburger Lessing-Aufbaugymnasium zur Stadtteilschule Hanhoopsfeld/Sinstorf.
Die Fußball-Nationalmannschaft Deutschlands steht im Halbfinale der Weltmeisterschaft in Südafrika. Der Viertelfinal-Sieg löst in der Harburger Innenstadt einen wahren Freudentaumel aus. 1500 Menschen feiern spontan auf dem Harburger Ring.
Ein neues Wahrzeichen für Harburg. Der Mulch-Kran feiert nach umfangreicher Sanierung am Lotsekai Richtfest. Der „Liebherr-Portaldrehkran“ steht sei 2007 unter Denkmalschutz. Ausgewechselt wurden die Teile, die den Kran unbenutzbar machten. Sobald er wieder komplett funktionstüchtig ist, soll er Hamburgs neuer Treffpunkt für Theater, Film und Musikfreunde sein. 100.000 Euro wurden für die Sanierung veranschlagt. 50 Prozent davon übernahm der Bezirk.
Ein Selbstmord erschüttert den Landkreis. Der Armenier Slawik C. nimmt sich in der Abschiebehaft das Leben. Beamte fanden den 58 Jahre alten armenischen Abschiebehäftling am Abend des 2. Juli tot in seiner Einzelzelle. Slawik hatte sich mit dem Kabel eines Wasserkochers am Gitter des Zellenfensters erhängt. Seine Familie in Jesteburg steht unter Schock, Freunde und Nachbarn sind erschüttert. Die Familie floh mit ihrem Sohn nach Deutschland, um hier in Frieden leben zu können.
Vorsicht, Waldbrandgefahr! Der Landkreis Harburg ruft die zweithöchste Warnstufe aus. Die Feuerwehr appelliert, keine brennenden Zigarettenkippen aus den Autofenstern zu werden. Sie warnt davor, in der Natur zu grillen. In einem Wald bei Buchholz werden erste Brandnester gelöscht.
Professor Gerhard Schmitz von der TUHH bekommt den mit 10.000 Euro dotierten Lehrerpreis der Stadt Hamburg für seine innovativen Lehrleistungen. Schmitz ist seit 1991 als Professor für Technische Thermodynamik, Heizungs- und Klimatechnik am Institut für Thermofluiddynamik tätig und bei seinen Studenten äußerst beliebt.
Harburg bekommt Kino am Strand. Im Veritas-Beach-Club gibt es in diesem Sommer auf einer 20 Quadratmeter großen Leinwand open air Kinofilme zu sehen. Gastronom Heiko Hornbacher hat noch mehr Ideen für den Binnenhafen. Leerstehende Hallen könnten für Kneipen mit Lounge und Musik genutzt werden. Doch der Verwaltung fehlt der Mut. Geplatzt sind auch die Träume von dem Badeschiff mit Sauna und Gastronomie-Angebot im Binnenhafen.
Die Gemeinde Neu Wulmstorf ist absoluter Spitzenreiter bei der Pro-Kopf-Verschuldung im Landkreis Harburg. Zum Stichtag 31. Dezember 2009 hatte sich ein Schuldenberg von rund 20,8 Millionen Euro im Neu Wulmstorfer Haushalt angesammelt. Damit liegt die Pro-Kopf-Verschuldung bei 1008 Euro.
Halbzeit im Baugebiet „Auf der Jahnhöhe“. Zwei Reihenhauszeilen mit fünf und acht Wohneinheiten sowie ein Doppelhaus und eine Doppelhaushälfte sind bereits an Käufer übergeben worden. Weitere der insgesamt 29 Reihenhäuser und 40 Doppelhaushälften befinden sich kurz vor der Vollendung.
Einer der mächtigen Schornsteine der Shell-Raffinerie auf der Harburger Seite wird abgetragen. Auf dem ehemals 81 Meter hohen Schlos steht ein Spezialbagger, der das Mauerwerk wegknabbert. Mit einem Telekran war die knapp drei Tonnen schwere Maschine auf den Schornstein gehievt worden.
Harburger und Wilhelmsburger protestieren gegen die geplante Verlagerung der Wilhelmsburger Reichstraße auf das benachbarte Eisenbahngelände sowie gegen den geplanten Bau der Autobahn-Querverbindung, der sogenannten Hafenquerspange durch den Wilhelmsburger Süden von Stillhorn bis Moorburg. Durch die Pläne des Senats droht der Hamburger Süden zum Autobahnkreuz zu verkommen — so die Sorge der Demonstranten.
Die kleine Emma verliert ihren Teddy. Verzweifelt hängt sie gemeinsam mit ihrer Mutter in Harburg Vermisstenanzeigen auf. Tatsächlich meldet sich nach ein paar Tagen der ehrliche Finder des kuscheligen Bärens. Emma ist überglücklich.
Die Harburger Schlossinsel wird aus dem Hafengebiet entlassen. Damit darf das Areal rund um das Harburger Schloss für Wohnbebauung erschlossen werden. Bevor dort Bagger und Bautrupps das Kommando übernehmen, rückt die Bodendenkmalpflege an. Bis Mai 2012 entstehen auf der Schlossinsel 162 Wohnungen für Besserverdienende. Die Gesamtinvestitionssumme für die 20.000 Quadratmeter große Bruttogeschossfläche beträgt 69 Millionen Euro.
Der Comedy-Club startet durch. Das „Stellwerk“ inmitten des Harburger Bahnhofs soll zu einer festen Adresse für die talentiertesten Witzemacher Deutschlands werden. Initiator Thorsten Bär, selbst Gewinner des NDR Comedy Contests, ist überzeugt vom Comedy-Standort Harburg und hat eine Vision. Einmal einen ganz Großen der Branche nach Harburg zu holen: Atze Schröder.