Lüneburg. Die Campus-Gruppe hat sich als einzige für den Betrieb des Neubaus für Sport und Kultur beworben. Am Montag fällt die Entscheidung.
Treffpunkt Ritterakademie. Er kommt mit federndem Schritt, schlank, groß gewachsen und zuversichtlich: Klaus Hoppe, Geschäftsführer der Campus Management GmbH. Zuversichtlich, weil er fest davon ausgeht, dass er künftig die geplante Arena Lüneburger Land betreiben kann. Ein Elf-Millionen-Projekt, das der Landkreis Lüneburg als Bauherr vorantreibt. Am Montagvormittag wird der Kreisausschuss, zweitwichtigstes politisches Gremium des Kreises, die Entscheidung fällen. Hoppe war der einzige Bewerber und hat für die Spielstätte einen „höheren fünfstelligen Pachtbetrag“ geboten.
Nicht nur um erstklassigen Sport soll es jedoch vom ersten Quartal 2020 an mit den Spielen der Volleyballer des SVG Lüneburg geben. Vielmehr auch um Kultur für die Menschen in den vier Landkreisen Lüchow-Dannenberg, Uelzen, Harburg und Lüneburg sowie im Süden Hamburgs. Ein Einzugsbereich mit mehr als einer halben Million potenziellen Gästen.
„Warum sollen nicht bis zu 4000 Besucher in die unbestuhlte Halle zu Xavier Naidoo kommen?“, fragt Hoppe. Denn auch Revolverheld, Ralf Schmitz, Jan Delay oder die Sportfreunde Stiller waren schon in Lüneburg. Allerdings kamen sie irgendwann nicht wieder, weil die angebotenen Räume und Hallen nicht mehr ausreichten. Auch die Volleyballer müssen derzeit in einer für 800 Zuschauer ausgelegten, viel zu kleinen und noch dazu zu niedrigen Halle schmettern und blocken. Für Hoppe ist es offensichtlich, dass die Arena unbedingt gebraucht wird. Campus habe dafür ein eingespieltes Team.
„Wir haben langjährige Kontakte zur SVG und zur regionalen Wirtschaft und arbeiten mit 15 Konzertagenturen zusammen“, sagt der Geschäftsführer. „Wir trauen uns den Betrieb zu.“ Zumal das Team mehr als 20 Jahre lang Erfahrungen mit Partys in der Vamos-Kulturhalle und seit acht Jahren mit Events in der Ritterakademie gesammelt hat.
Tatsächlich reichen die Anfänge der Campus-Firmen, die noch heute im Besitz eines gemeinnützigen Vereins sowie einer 2016 gegründeten Stiftung sind, bis ins Jahr 1993 zurück. Der Wohnungsnot der Studenten begegnete der Asta der Uni damals mit der Besetzung eines ehemaligen Kasernenblocks, der später sogar mit 50.000 Mark Förderung aus der Stadtkasse zu 52 Studenten-Wohnungen umgebaut wurde.
Bei Campus 1, der ersten von heute sechs Wohnheimen der Campus-Gruppe, zerkleinerte Hoppe noch den Bauschutt, weil der Abtransport nach Volumen abgerechnet wurde. Es folgten weitere Projekte, die zunächst den Bereich der Universität attraktiver machen sollten. Dazu gehörten Cafés oder auch der Umbau der alten Bundeswehr-Sporthalle zur Vamos-Kulturhalle.
Doch ein gemeinnütziger Verein war für Copy-Shops, das Car-Sharing oder auch den Umbau einer Panzerhalle zu einer Ladenzeile schnell nicht mehr die richtige Basis. Zumal sich Wachstum allein im Umfeld von Studenten nach einigen Jahren kaum mehr generieren ließ. „Wir sind immer mehr zum Dienstleister für alle Menschen in der Stadt geworden“, sagt Hoppe. So übernahm Campus die Theater-Gastronomie und die Ritterakademie, die einst Reitschule war und zuletzt von der Sparkasse Lüneburg genutzt wurde.
Motivation für das Wachstum blieb dabei immer, sich Ziele für die Region zu setzen und sie umzusetzen. „Ich sehe mich eher als Projektentwickler denn als Manager“, sagt Hoppe. „Oftmals wurde bei uns angefragt, wenn in der Stadt niemand einen Plan oder eine Idee für eine Immobilie hatte.“ So hat Campus in einem über Jahre leerstehende Altenheim Büros, Studentenwohnungen, Seminarräume und die eigene Großküche eingerichtet. Zuletzt wurde ein von Hoppe privat aufgebauter Hof für Gemüseanbau und alte Nutztierrassen in die Stiftung eingegliedert. Seit April 2017 ist ein Hofladen geöffnet.
Keine Frage. Das Engagement für die Region soll natürlich auch nicht zu roten Zahlen führen. Hoppe, studierter Kulturwissenschaftler mit Schwerpunkten Betriebswirtschaft und Ökologie, beziffert die Rendite der Gruppe auf gut zwei Prozent. Macht bei einem Umsatz mitsamt der Mieteinnahmen von acht Millionen Euro grob gerechnet einen Gewinn vor Steuern um 160.000 Euro.
Mit der Arena, für die der Landkreis als nächstes die Bauaufträge ausschreiben wird, liegt nun das mit Abstand größtes Projekt vor Campus. Die 80-köpfige Belegschaft soll um drei Mitarbeiter wachsen. Dazu braucht Hoppe neues Personal zu den jeweiligen Veranstaltungen. Im ersten Jahr mit einem geplanten Beginn im ersten Quartal 2020 will er auf 150 Events einschließlich privater Feiern kommen und erwartet rund 150.000 Gäste.
Um ihre Fahrzeuge unterzubringen, gibt es über den zentralen Parkplatz hinaus erste Gespräche mit Gewerbetreibenden mit Kundenparkplätzen in der Nähe des Bauplatzes an der Lüner Rennbahn. Hoppes langjährige Kontakte sollen bei den Kooperationen helfen. Für alle Besucher, die per Bahn anreisen oder ihr Auto stehen lassen wollen, soll es zudem einen Shuttle-Service geben. Den genauen Ort verrät Hoppe noch nicht. Nur so viel: Die Fahrzeit liegt bei fünf Minuten. Die Halle dürfte damit auch zu einer Adresse für internationale Begegnungen oder Länderspiele im Handball oder Faustball werden.
Zunächst jedoch steht am Montag der Beschluss der Politik an. Wenn er so ausfällt wie erwartet, wird bei Campus erst mal Sekt getrunken.
Regionale Partner
In der Arena wird mit der SVG Lüneburg Norddeutschlands größter Volleyball-Verein seine Bundesliga-Spiele austragen. Die Männer-Mannschaft ist 2014 in die 1. Liga aufgestiegen. Die Lüneburger Campus-Gruppe ist derzeit Bronze-Sponsor der Mannschaft. SVG steht nach einem Zusammenschluss für „Spielvereinigung Volleyball Gellersen Lüneburg“.
Campus setzt auf regionale Partner. Alle Lieferanten und Dienstleister sollen aus Lüneburg beziehungsweise einem Radius von 100 Kilometer um die Stadt kommen. Dies gilt auch für Speisen und Getränke.