Harburg. Seit zwei Jahren liegen Pläne der HHA, die Busanlage leistungsfähiger zu machen, auf Eis. Harburgs Politiker wollen eine bessere Lösung.

Am Mittwochnachmittag war es mal wieder so weit: Nichts ging mehr in der Harburger Innenstadt, Pkw und Busse kamen kaum voran. Ursache war die hohe Verkehrsdichte auf der Moorstraße und ihrer Kreuzung mit der Hannoverschen Straße „Der Bus mit dem ich vom Harburger Ring kam, hat über eine Stunde zur Bushaltestelle Reeseberg gebraucht“, sagt der CDU-Bezirksabgeordnete Martin Hoschützky, „Das lag hauptsächlich daran, dass die Gelenkbusse des S-Bahn-Ersatzverkehrs die Kreuzung und den ZOB blockierten.“

Der HVV reagierte am Mittwoch schnell und verlegte die Haltestelle der Schienenersatzbusse kurzfristig auf die Walter-Dudek-Brücke. Gegen 18 Uhr floss der Verkehr wieder normal. „Es macht aber trotzdem eines deutlich“, sagt Hoschützky, „die Moorstraße und der Harburger Busbahnhof sind an ihren Leistungsgrenzen.“

Damit sagt Hoschützky nichts Neues: Bereits vor zwei Jahren stellten Vertreter der Hamburger Hochbahn-AG (HHA) und des von der HHA beauftragten Ingenieurbüros Erweiterungspläne für den Harburger ZOB vor. Sie begründeten die Pläne damit, dass die Kapazitätsgrenze der Anlage erreicht sei. Der Betrieb im jetzigen Umfang sei zwar immer noch möglich, für mehr Busse sei aber kein Raum mehr vorhanden. Das betrifft nicht nur die aktuelle Situation mit dem Schienersatzverkehr. Ganz generell plant die Hochbahn, ihr Busangebot in Harburg zu erweitern.

Allerdings fiel der Vorschlag der Hochbahn-Planer vor zwei Jahren bei Harburgs Bezirkspolitikern durch. Er sah vor, die Busse, die auf dem „Korridor Harburg“ zwischen Eißendorf und Sinstorf verkehren und den Harburger Bahnhof nur als Durchgangsstation haben, auf einem Nebenbussteig auf der Hannoverschen Straße abzufertigen. So sollte vermieden werden, dass diese Busse in die dreieinhalb Jahrzehnte alte Anlage einfahren und diese umrunden müssen. Harburgs Kommunalpolitiker kritisierten, dass damit ausgerechnet die fahrgaststärksten Linien ins Abseits gedrängt würden. Auch ihr Gegenvorschlag hätte jedoch längere Umsteigewege für die Fahrgäste der „Korridorbusse“ bedeutet. HHA und Politik vertagten sich auf Zeiten besserer Ideen.

Eine Ideallösung würde den Vorplatz des Fernbahnhofs zumindest in Teilen mit einbeziehen. Allerdings liegt dort das Gebäude des ehemaligen Bahnhofspostamts – derzeit befindet sich darin ein Fitnessstudio – wie ein Sperrriegel. Wäre es weg, statt im Weg, könnte man die zentrale Businsel in diese Richtung erweitern und den vorhandenen knapp 200 Metern Bussteigkante noch fast 100 hinzufügen. Aber selbst, wenn das Fitnessstudio morgen auszöge, gäbe es immer noch ein Problem: „Hier hat die Deutsche Bahn das Sagen“, sagt Harburgs Baudezernent Jörg Heinrich Penner, „und die Bahn ist immer ein schwieriger Verhandlungspartner.“

Dennoch schwebt ihm vor, den gesamten Bahnhofsvorplatz neu zu gestalten. „Wir bereiten derzeit die Vergabe eines Rahmenplanes für die Harburger Innenstadt vor“, sagt Penner. „Dabei soll auch der Bahnhofsvorplatz einbezogen werden.“

Der Dezernenten denkt dabei allerdings mehr an eine ästhetische als eine funktionelle Aufwertung des Platzes. Er befürwortet deshalb nach wie vor den ursprünglichen Hochbahn-Plan mit einer eigenen Insel für die Korridor-Busse. Dass dies eine Fahrspur kosten würde, nämlich die PKW-Abbiegespur zur Moorstraße, nimmt er in Kauf. Die Moorstraße gilt ohnehin als überlastet und Emissionssorgenkind. Harburger Politiker diverser Parteien hatten deshalb schon gefordert, entweder die Busse, oder den Individualverkehr aus der Moorstraße zu verbannen.

Noch wirft es Harburg nicht weiter zurück, keinen Plan für die ZOB-Erweiterung zu haben. Baumaßnahmen könnten erst in ungefähr einem Jahr beginnen, wenn die Baustelle an der Hannoverschen Brücke beendet ist. Auch eine mögliche Bussbeschleunigung wird zunächst nicht dadurch ausgebremst, dass eine Taktsteigerung am Harburger Bahnhof nicht möglich ist. „Die Busbeschleunigungsmaßnahmen, die wir im ersten Schritt für Harburg planen, zielen nicht auf eine Erhöhung der Buszahlen ab“, sagt Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum, „sondern darauf, die bestehenden Fahrten zu optimieren. Daraus würden sich dann eventuell Möglichkeiten der Taktsteigerung oder für neue Linien ergeben. Dann brauchen wir aber die ZOB-Erweiterung. Hier ist der Bezirk am Zug.“

CDU-Politiker Hoschützky glaubt, dass auch kleine Maßnahmen helfen können. „Geänderte Abbiegespuren und Ampelphasen könnten am ZOB einiges entzerren, denke ich.“