Luhmühlen . Festival: 13.000 Menschen genießen Musik und Kultur in entspannter Atmosphäre unter freiem Himmel in Luhmühlen
Mit einem Besucherrekord ist gestern das „Summer’s Tale Festival“ bei Luhmühlen zu Ende gegangen. 13.000 Menschen feierten und entspannten vier Tage lang bei bestem Hochsommerwetter auf dem sieben Hektar großen Festivalgelände. Dabei drehte sich alles um Musik, Kunst, Kultur und Nachhaltigkeit. Veranstalter und Gäste, die überwiegend aus der Region Lüneburg und dem Norden angereist waren, zeigten sich begeistert und hochzufrieden.
Die vielleicht größte Herausforderung des – mit insgesamt rund 100 Programmpunkten wie schon in den Vorjahren perfekt organisierten Festivals – war die Hitze: Bei Temperaturen bis zu 35 Grad kamen Künstler und Publikum – darunter viele Familien mit Kindern – schnell ins Schwitzen. „Wir haben Wasser dabei. Viel Wasser trinken hilft“, sagte Johanna von der Heyden aus Lüneburg, die mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern zum ersten Mal das Festival besuchte. Dass das Wasser knapp werden könnte, war auf dem weitläufigen Gelände kein Problem: An Zapfstellen konnten Festivalbesucher ihre mitgebrachten Trinkflaschen jederzeit gratis mit Trinkwasser auffüllen.
Überhaupt ähnelt das Summer’s Tale mit seinen bunten Workshop-Zelten, Activity- und Relaxzonen am Tage eher einem bunten Markt mit Straßenfestcharakter auf dem Lande als dem typischen Musikfestival mit Bier und Currywurst. Inspirationen und Denkanstöße für nachhaltiges Handeln gab es reichlich. Besucher konnten beispielsweise ausprobieren, wie aus einem mit Bienenwachs getränkten Bio-Baumwolltuch eine wiederverwertbare Frischhaltefolie wird. Andere beteiligten sich lebhaft an einer Runde des World Wildlife Fund, wo es darum ging, wie jeder von uns Plastikmüll vermeiden kann. Und eine Live-Schalte in die Antarktis entführte die Besucher für kurze Zeit mental in kühlere Gefilde.
Wem die Hitze zu viel wurde, fand ein schattiges Plätzchen unter den Bäumen oder in einem der – überraschend gut belüfteten – Veranstaltungszelte. Wobei TV-Koch Tim Mälzer nur wenige Worte brauchte, um die Menge dort zum Kochen zu bringen. „Ich hab selbst in Toppenstedt gelebt. Wegen der süßen Mädels!“, verriet Mälzer, der mit seiner damaligen Freundin von Hamburg aufs Dorf gezogen war. Die „beste Festival-Küche der Welt“ sei für ihn „Dosenravioli“ – nach Geschmack verfeinert. „Wer auf dem Feistval nicht kochen will, isst am Besten Cracker und trinkt Wasser“, sagte Mälzer, der abwechselnd Veganer und Vegetarier auf’s Korn nahm. „Vegan ist in Bezug auf Nachhaltigkeit im Grunde die geilste Sache der Welt“, sagte er. Das Problem seien aber, die Veganer selbst mit ihrem Absolutheitsanspruch. „Nachhaltiges Essen? Es wird zu viel darüber geredet und zu wenig gemacht“, brachte es Mälzer auf den Punkt und erntete Applaus. Das Kochen auf der Bühne trat in den Hintergrund.
Ein musikalisches Feuerwerk entfachten die Gruppen „Madness“, „Kettcar“ und am Sonnabendabend Top Act „Fury In The Slaughterhouse“ („Time To Wonder“). „Wir sind total aufgeregt“, verriet Fury-Frontmann Kai Wingenfelder vor dem Auftritt dem Abendblatt. „Ich liebe dieses Festival. Es ist ein sehr eigenes, ganz besonderes Kulturfestival.“ Vor zwei Jahren war der Sänger mit seiner Familie und den beiden Kindern selbst im Zelt als Besucher auf dem Festival. Dass sich Künstler unters Publikum mischen, ist beim Summer’s Tale üblich. „Es ist hier wie eine kleine Auszeit. Ich habe zusammen mit meinem Sohn einen Stuhl gebaut“, verrät Wingenfelder. Auch diesmal sind seine Kinder wieder dabei. Das Rezept des Sängers gegen die Hitze: „Ich trinke so viel wie noch nie. Ich freue mich, wenn es Abend wird. Fehlen nur noch die Zikaden, und man denkt, man ist im Süden.“
Während im „Waldwinkel“-Workshop junge Familien an bereit gestellten Gaskochern Camping-Feeling erproben, dösen Besucher auf Lazy Bags im Halbschatten der Bäume vor der Poetry Slam Bühne und sparen ihre Kräfte für das musikalische Abendprogramm auf. Das forderte am Sonnabendabend mit dem Auftritt von Meute, Tocotronic und Fury dem Publikum noch einmal alles ab. Tausende strömten zusätzlich von den Parkplätzen vor die Bühne, um die Rock-Legende zu sehen. Erst um Mitternacht verabschiedeten sich „Fury“ nach ihrer letzten Zugabe erschöpft, aber glückselig von der Bühne. Danach gönnten sich einige Besucher noch das Kurzfilmprogramm – und wo es die Kräfte zuließen, wurde auf der Aftershow-Party bis vier Uhr früh weitergetanzt.
„Wir sind total glücklich über den reibungslosen Verlauf“, sagte Festivalsprecherin Sina Klimach vom Veranstalter Scorpio dem Abendblatt. „Die Atmosphäre war sehr entspannt.“ Die Feuerwehr habe nirgends aktiv eingreifen müssen. „Die Sanitäter haben lediglich Insektenstiche versorgt und ganz wenige Kreislaufschwächen behandeln müssen.“ Vielleicht ist das auch ein Ergebnis des auf dem Summer’s Tale stets propagierten achtsamen Umgangs mit sich und der Umwelt.