Harburg . Metronom-Züge hoffnungslos überfüllt, Busse im Ersatzverkehr ausgebremst: Pendler brauchen jetzt bis zu 30 Minuten länger.
Die Sperrungen im Zuge der Gleiserneuerungsarbeiten an der S-Bahn-Verbindung zwischen Harburg und dem Hamburger Hauptbahnhof haben am Montag für erhebliche Behinderungen und zum Teil chaotische Zustände im Berufsverkehr gesorgt. Weil die S-Bahn nicht fuhr, quetschten sich Tausende Pendler an überfüllten Bahnsteigen in Harburg in hoffnungslos überfüllte Metronom-Züge und die Busse des Schienenersatzverkehrs. Für die Strecke zwischen Hamburg-Hauptbahnhof und Harburg benötigten viele eine halbe Stunde länger als sonst.
Mitten in den Ferien wurden anscheinend viele von den aktuellen Sperrungen im Bahnverkehr überrascht. Von den Ankündigungen der Bahn hatten sie nichts mitbekommen. Die Folge: Mehrere Reisende saßen in Harburg fest. Rolf Strietze etwa verpasste auf dem Weg zur Arbeit seinen Anschlusszug nach Buxtehude, weil die Bahn unterwegs auf der Strecke „mehrfach stoppte“, wie er sagt. „Wenn ich das mit dem Schienenersatzverkehr vorher gewusst hätte, wäre ich mit dem Auto gefahren. Jetzt muss ich eine Stunde warten. Vielleicht gehe ich erstmal einen Kaffee trinken.“
Gegen Mittag standen immer noch Hunderte Menschen dicht gedrängt auf den Bahnsteigen in Harburg. Nele Lamm verpasste mit ihrem Fahrradknapp den ohnehin völlig überfüllten Metronom-Zug . „Eigentlich hätte ich es wissen müssen. Schienenersatzverkehr gibt es hier ständig – zumindest immer dann, wenn ich meine Freunde in Harburg besuche. Ich warte jetzt auf den nächsten Metronom, weil es doch etwas weit bis ins Hamburger Stadtzentrum ist. Mit dem Rad brauche ich zu lange.“
Bahn trotzdem zufrieden
Im Schienenersatzverkehr (SEV) kam es ebenfalls zu Verzögerungen: Bis die Gelenkbusse aus Wilhelmsburg am Harburger Rathaus eintrafen, mussten die Busfahrer durch schmale Straßen zirkeln und dabei immer wieder abbremsen. Längere Rotphasen sorgten für zusätzliche Unruhe unter den Fahrgästen auf dem Weg zur Arbeit. Zum Bahnhof führt die Strecke zunächst vom Ring über die Moorstraße mitten durch den Berufsverkehr. Das führt zum Stau, weil die zusätzlich eingesetzten Gelenkbusse die Straße zusätzlich verstopfen. Das ärgert viele Mitfahrer. Einer von ihnen ist Christian Stroohofer: „Ich habe fast eine halbe Stunde von Wilhelmsburg nach Harburg gebraucht. Mit der S-Bahn brauche ich normalerweise nur vier Minuten.“
Bei der Bahn zeigt man sich mit dem ersten Tag ohne S-Bahn dennoch insgesamt zufrieden. „Die Bauarbeiten wurden ja bewusst in die Ferien gelegt, um die Auswirkungen – speziell für Pendler – so gering wie möglich zu halten“, sagt Bahnsprecherin Angelika Theidig auf Anfrage des Abendblattes. Anhand der Fahrgastzahlen des betroffenen Abschnitts werde die Anzahl der benötigten Busse ermittelt. „Es verkehren alle zehn Minuten durchschnittlich fünf bis sechs Gelenkbusse.“ Damit auch „kurzfristig bei höherem Andrang eine schnelle Reaktion möglich“ sei, würden „zusätzliche Reservefahrzeuge“ bereit gestellt, so die Sprecherin.
Dass sich damit auch die Fahrzeit verkürzen dürfte, ist allerdings nicht zu erwarten „Da entlang der SEV-Routen meist keine Busspuren vorhanden sind und sich die Busse im regulären Straßenverkehr bewegen, hat die Verkehrssituation einen sehr hohen Einfluss auf die Pünktlichkeit“, betont die Bahnsprecherin.
Nur noch Stehplätze im Metronom
Fahrgäste, die auf den Metronom-Regionalexpress ausweichen, müssen sich darauf einstellen, dass sie auch in den kommenden Tagen in vollbesetzten Zügen bestenfalls einen Stehplatz abbekommen. Denn mehr Züge einzusetzen, gehe nicht: „Die Züge fahren im Fünf- bis Zehnminutentakt. Mehr ist nicht möglich. Dafür fehlen uns schlichtweg die Gleise“, sagt Metronomsprecher Björn Pamperin.
Täglich pendeln 50.000 bis 60.000 Fahrgäste mit dem Metronom aus dem Süden von und nach Hamburg. In den Ferien sind es lediglich 30.000 bis 40.000 Fahrgäste. „Deshalb ist es gut, dass die S-Bahngleise jetzt repariert werden“, sagt Pamperin. „Es ist die einzige Zeit, wo es überhaupt klappt. Die Baumaßnahmen sind notwendig, um das Schienennetz instand zu halten. Und es muss erweitert werden.“