Neuenfelde . Zwischen Finkenwerder und Neuenfelde entsteht ein neues Verbindungsgewässer zur Alten Süderelbe.

Wer von Finkenwerder auf der Umgehungsstraße nach Cranz unterwegs ist, blickt kurz vor der Abzweigung Neßdeich auf eine große Baustelle. Weiter südlich, vom Deich entlang der Hasselwerder Straße in Neuenfelde, fällt der Blick auf zwei Bagger und viel ausgehobenen Boden. Die Baustellen gehören zu einem Projekt, das die Zukunft der Neuenfelder Obstplantagen sichern soll. Bislang wurden sie über das Mühlenberger Loch be- und entwässert. Doch die Elbe-Bucht vor Blankenese verschlickt immer stärker, so dass die Versorgung der Obstbäume in den vergangenen Jahren nur noch durch aufwendige Baggerarbeiten gewährleistet war.

„Als Konsequenz der jüngsten Elbvertiefung und der Airbus-Erweiterung lagert sich der Schlick vor dem Schöpfwerk Neuenfelder Hafen auf eine Höhe von 1,5 Meter über Normal Null ab und hat damit in etwa das Niveau unserer Kulturflächen“, sagt Reinhard Quast, Vizepräsident des Bauernverbands Hamburg und Obstbauer in Neuenfelde. „Die Folge ist, dass innerhalb einer Tide nur zwei, drei Stunden lang Wasser in das Neuenfelder Schleusenfleet und die Bewässerungsgräben geleitet werden kann. Gerade zur Obstblüte im Frühjahr muss verlässlich Wasser zur Frostschutzberegnung zur Verfügung stehen. Fehlt es, so ist dies existenzgefährdend für die Obstbauern, denn die Blüten sind dann ungeschützt.“

Ein Großteil der Plantagen südlich von Finkenwerder wird bereits aus der Alten Süderelbe be- und entwässert. Nun sollen auch die Flächen, die bislang mit dem Mühlenberger Loch verbunden waren, an dieses Reservoir angeschlossen werden. Dafür lässt die städtische Projekt-Realisierungsgesellschaft Rege nun ein künstliches Gewässer graben, das die Alte Süderelbe mit dem Neuenfelder Schleusenfleet verbindet.

„Wir sind im Mai/Juni gestartet und werden im ersten Halbjahr 2019 fertig werden, abhängig von der winterlichen Witterung“, sagt Projektleiter Christoph Paesler von der Rege. Im Moment sind auf den Baustellen allerdings kaum Aktivitäten zu sehen. „Wir müssen auf eine Kolonie Uferschwalben Rücksicht nehmen, deshalb ruhen die Erdarbeiten für einige Wochen“, erläutert Paesler. Es werde an anderer Stelle gearbeitet: Das erste „Durchlassbauwerk“, das das Gewässer unter dem Fleetdamm hindurchführt, ist gerade im Entstehen. In einer späteren Bauphase muss auch noch die Umgehungsstraße unterquert werden – passierende Autofahrer sehen derzeit das Ergebnis der ersten Vorarbeiten.

Insgesamt 3,4 Millionen Euro wird das neue Verbindungsgewässer insgesamt kosten. Es wird ein großer Graben mit Ausbuchtungen zum Wasser-Speichern. Das Geld kommt aus dem Süder­elbefonds. Den mit 42 Millionen Euro ausgestatteten Treuhandfonds hatte die Stadt 2007 eingerichtet, damit die Rege Grundstücke ankaufen konnte für den Bau der Finkenwerder Umgehungsstraße und für umfangreiche Maßnahmen zur Restrukturierung der Wasserwirtschaft in dem Gebiet.

„Wir hoffen, dass die Arbeiten zum Frühjahr 2019 fertig werden, damit nicht noch einmal teuer gebaggert werden muss“, sagt Obstbauer Reinhard Quast. Gudrun Schittek, Sprecherin für Süderelbe der Harburger Grünen, macht noch auf eine andere Verbindung aufmerksam: „Der Fuß- und Radweg zwischen Neuenfelde und der Alten Süderelbe ist derzeit gesperrt. Deshalb müssen die Menschen lange Umwege in Kauf nehmen. Für den Alltagsverkehr sollte ein provisorischer Weg von und zur Hasselwerder Straße eingerichtet werden. Auf jeden Fall muss der Weg nach der Baumaßnahme wiederhergestellt werden.“