Hamburg. Stellungnahme zum Bürgerbegehren „Yes We Swim“: Angebot ist ausreichend – Forderung der Initiative wird nicht geteilt.

Das Bürgerbegehren „Yes We Swim“, das eine sport- und lehrtaugliche Schwimmhalle für Harburg fordert, ist im April ohne Schwierigkeiten zustandegekomen und wurde im Mai von der Bezirksversammlung einstimmig angenommen. Die Bezirksversammlung beschloss, den Senat aufzufordern, in Harburg ein zusätzliches Schwimmhallenangebot zu schaffen. Von der zuständigen Behörde für Umwelt und Energie, Senator ist Jens Kerstan (Grüne), kam jetzt die Stellungnahme. „Die von Yes, We Swim benannte Forderung nach einer neuen Schwimmhalle für das Harburger Kerngebiet wird nicht geteilt“, lautet dort die lange Formulierung eines entschiedenen „Nein!“

Im Süden Hamburgs gebe es, so die Kerstan-Behörde, einen leistungsstarken Bäderverbund aus Midsommerland, Hallenbad Süderelbe und Schwimmbad Inselpark. Das sei vergleichbar mit den Bäderverbünden Festland, Kaifu und St.Pauli oder Alsterschwimmhalle, Billstedt und Billebad. Eine Umfrage unter den Nutzern der Bäder habe ergeben, dass die Mehrzahl der Badegäste in Wilhelmsburg, Neugraben und Midsommerland eine Anfahrt von unter 15 Minuten hätten. Das läge sowohl im städtischen Durchschnitt, als auch im zumutbaren Bereich.

„Interessant ist doch genau an dieser Stelle: Wer konnte nicht befragt werden, weil er das betreffende Bad gar nicht besucht, zum Beispiel auf Grund zu langer Anfahrtswege?“, sagt Juliane Eisele, eine der Initiatoren des Bürgerbegehrens. „Dass diejenigen, die die Bäder besuchen, eher weniger Probleme haben, liegt doch auf der Hand!“

Auch bei Harburger Politikern stößt die Stellungnahme der Umweltbehörde auf Kritik: „Wenn man sich diese Bäderverbünde mal ansieht, die die Umweltbehörde, beziehungsweise letztlich ihre Tochterfirma Bäderland als Vergleich nennt, fallen einem mehrere Dinge auf“, sagt Jörn Lohmann, Fraktionsvorsitzender der Linkspartei in der Bezirksversammlung. „Zum Einen, dass kein Bad in den anderen Verbünden ohne sport- und lehrtaugliches Becken ist. Darauf haben die Bürger dieser Stadtteile nämlich geachtet und bestanden, nachdem sie den Regionalbad-Prototyp Midsommerland begutachtet hatten. Zum Anderen sind die Abstände zumindest im Verbund Festland - St.Pauli - Kaifu so klein, dass man zu Fuß von Bad zu Bad laufen kann. Das ist kein Vergleich zu Harburg, wo jede Fahrt zu einem anderen Bad schon allein HVV-Kosten von 6,40 Euro verursacht! Das frisst die Differenz zu den unsozialen Preisen im Midsommerland doppelt auf!“

Kritik kommt nicht nur von links. Auch die CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Birgit Stöver stört die Ablehnung der Umweltbehörde: „Die Antwort ist rein wirtschaftlicher Natur. Fakt ist, dass das Midsommerland-Bad für Schulschwimmen nicht geeignet ist, da man dort keine Bronze-Abzeichen – geschweige denn Silber oder Gold – ablegen kann. Sie geht auch nicht auf die langen Wege für die Grundschulen ein, die nur mit gemieteten Bussen realisiert werden können“, sagt Stöver. „Dabei geht die Fahrtzeit von der Schwimmzeit der Schüler ab.“

Auf die mangelnde Möglichkeit, im Midsommerland das Bronzeabzeichen abzulegen – es mangelt an Tauchtiefe und Sprunghöhe – geht auch die Umweltbehörde ein: Springen und tauchen könnten die Schüler in Wilhelmsburg und Neugraben nachholen. Juliane Eisele will das nicht gelten lassen: „Das müssen dann die Eltern alleine mit ihren Kindern dort üben, wenn sie es denn selber können. Und sie haben dafür nur zwei Monate Zeit, und das direkt nach Schuljahresende, wo viele Familien ja erst einmal in den Urlaub fahren.“ Die Initiative will sich mit der Ablehnung nicht zufrieden geben. „Wir vernetzen uns gerade auf vielen Ebenen und finden Partner, mit denen wir unser Forderung in Harburg Nachdruck geben können“, sagt Juliane Eisele. „Und auch in vielen anderen Bezirken sind Bürger mit der Bäderversorgung unzufrieden. Da gibt es bestimmt Potenzial für einen Volksentscheid über die Grundzüge des Bäderwesens!“