Winsen. Mit Stefanie Salata baut das Finanzinstitut seine Führungsmannschaft aus. Die Managerin kommt aus Berlin.

Sie ist die Erste. Noch nie stand eine Frau als hauptamtlicher Vorstand mit an der Spitze der Volksbank Lüneburger Heide. Stefanie Salata hat sich gegen 40 Mitbewerber durchgesetzt und ist nun Vorständin neben den Vorständen Cord Hasselmann und Gerd-Ulrich Cohrs. Mit dem Einstieg von Salata zum 1. Juli tritt die genossenschaftlich organisierte Bank neu mit einer dreiköpfigen Führungsriege auf, um das Potenzial der Region noch besser nutzen zu können. „Wir sind wirtschaftlich gesund, aber wir wollen mehr“, hatte die Bank schon in ihrer Stellenbeschreibung postuliert.

Den neuen Schwung soll nun die 52-jährige Diplom-Kauffrau bringen. „Wir wollten bewusst niemanden aus unserem eigenen Lager“, sagt Hasselmann. Salata solle das Geschäft „mit neuen Ideen bereichern.“ Damit hat sie bereits begonnen. „Nach einer Woche fühlt sich das hier absolut gut an“, sagt die gebürtige West-Berlinerin.

Erfahrungen aus der Branche bringt sie reichlich mit. Lange Jahre, von ihrer Ausbildung an und unterbrochen von ihrem Studium in Berlin, arbeitete sie für die Deutsche Bank. 2013 wurde sie Chefin der von der Deutschen Bank übernommen Berliner Bank, musste das Unternehmen jedoch 2016 mit abwickeln. Die Marke verschwand, die Mitarbeiter kamen bei der Deutschen Bank unter oder mussten gehen. „Das hat mich emotional berührt, mich aber auch stärker gemacht“, sagt die Bank-Managerin. Auch sie ging Anfang 2017: Zur Oddo BHF Bank, einem deutsch-französischen Finanzinstitut.

Mit Hauptsitz in Berlin war die Mutter einer heute 18 Jahre alten Tochter für die Region Süd/Ost zuständig. Dazu zählten neben Berlin die Standorte Baden-Baden, Stuttgart, Nürnberg und München. Doch Regionalleitung bedeutete eben nicht, dass sie unabhängig entscheiden konnte. „Ich hatte ja einen Vorstand über mir.“

Dann gab es da die Anzeige der Volksbank, in der „ein feiner Mensch, absolut zuverlässig und mit geerdetem Selbstverständnis“ gesucht wurde. Salata sah und siegte. „Natürlich fällt einem niemand um den Hals, wenn man nach eineinhalb Jahren wieder geht“, gesteht sie freimütig über die damalige Reaktion bei ihrem vorigen Arbeitgeber Oddo BHF.

Nun also Winsen und auf Vorstandsebene. Dazu wird es bei der Volksbank zu einer Veränderung bei den Zuständigkeiten kommen. Salata wird künftig sowohl für vermögende Kunden als auch für Firmenkunden zuständig sein und deren Beratung bei Wertpapieren verantworten. Bei ihr liegt zudem das Management der eigenen Wertpapiere der Bank im Wert von einer Milliarde Euro. Bei Cohrs allein bleibt das Filialgeschäft mit 300 Mitarbeitern. Hasselmann wird sich um Verträge kümmern und vor allem das Risiko der Geschäfte abschätzen.

Diese neue Aufteilung ist dabei auch den Anforderungen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) geschuldet. Sie verlangt, dass Geschäft und Kontrolle klar voneinander getrennt werden. Das wird nun mit den Marktvorständen Cohrs und Salata und Hasselmann, der außerhalb der Märkte agiert, verdeutlicht. „Zumal die Anforderungen der Bafin immer schärfer werden“, sagt Hasselmann. Der Aufwand dafür kann die Geschäftstätigkeit und das Wachstum der Bank begrenzen. Auch deshalb wird es bei der Volksbank künftig bei drei Vorständen bleiben.

„Der größere Vorstand steht eben für Wachstum“, sagt Salata. Auf dieser obersten Führungsebene, davon ist sie überzeugt, gebe es aber „noch zu wenige Frauen.“ Warum sie sich durchgesetzt hat? „Entschlossenheit und die Fähigkeit, aktuelle Aufgaben sofort und mit viel Inbrunst anzugehen“, sagt sie. Gerade junge Frauen trauten sich dagegen häufig zu wenig zu oder achteten nicht auf ihre Kontakte. „Man muss sich aber im Markt vernetzen und bekannt sein“, sagt Salata. „Karriere wird nicht allein am Schreibtisch gemacht.“ Als Mentorin versucht sie nun, bei aufstrebenden Frauen aus der Branche nachzuhelfen.

Die Berlinerin ist in ihrer Zukunft angekommen. Sie wohnt in Hamburg. „Es lässt sich dort und im Süden der Hansestadt hervorragend leben“, sagt sie über die Vorzüge der Region. Die Landschaft der Lüneburger Heide hat es ihr angetan. Sie geht joggen oder macht Yoga. Wenn noch Zeit bleibt, kann die Managerin zur Handwerkerin werden. So stockt sie ihr Mobilar gern mit selbst restaurierten Stühlen auf.

Die Volksbank Lüneburger Heide

Mit Wachstum, Attraktivität und Stabilität (WAS) beschreibt die Volksbank ihre aktuelle Unternehmensstrategie. Zum ersten Mal lag die Bilanzsumme der Bank 2017 bei mehr als drei Milliarden Euro – ein Plus von 6,5 Prozent.

Mehr als 73.000 Genossen besitzen derzeit Anteile an der Volksbank. Sie wurden für das vergangene Jahr erneut mit sechs Prozent verzinst.

160.000 Kunden werden bei der Volksbank von mehr als 600 Mitarbeitern betreut. Davon sind 43 Auszubildende. Für dieses Jahr plant die Bank einen Neubau einer Filiale in Stelle. In Salzhausen soll bis Ende 2019 ebenfalls ein neues, barrierefreies Bankgebäude entstehen.