Landkreis Harburg. Trockenheit und Hitze sorgen allgemein für Waldbrandgefahr. Nun halten auch absichtlich gelegte Brände die Feuerwehren in Atem.
Mitten in der Nacht zu Sonntag ging der Alarm für die Feuerwehren in Holm, Buchholz, Sprötze und Jesteburg los. Um 2.30 Uhr bemerkten Passanten, dass ein Waldstück am Reindorfer Weg in Seppensen in Flammen stand. Was viele Feuerwehrleute schon während der Löscharbeiten vermutete hatten, bestätigte die Polizei am Sonntagmittag. Es war wieder einmal Brandstiftung. Fünfmal brannte Waldboden allein innerhalb der letzten Woche in Holm-Seppensen und Handeloh.
Und in allen Fällen geht die Polizei von Brandstiftung aus. Eine Spur zu den möglichen Tätern hat die Polizei vielleicht beim Brand am Reindorfer Weg gefunden. Zwischen den beiden Brandstellen lagen an einem Feldweg leere Bierflaschen. Die Beamten nahmen Abstriche und analysieren nun die gefundenen Rückstände.
Seit dem 2. Juli brennt es immer wieder
Die Brandserie im Juli begann am vergangenen Montag in Holm-Seppensen. Um 7 Uhr bemerkten Autofahrer am Van der Smissenweg, der nach Wörme führt, brennendes Unterholz. Das kleine Feuer war schnell gelöscht. Die Polizei hatte am Brandort jedoch nach Abendblatt-Informationen eine verdächtige Glasflasche gefunden.
Zwei Tage später melden Anwohner mitten in der Nacht gegen 1.45 Uhr einen weiteren Brand am Waldboden. Dieses Mal stehen 20 Quadratmeter Unterholz am Büsenbachtal in Wörme in Flammen. Auch dieses Feuer haben die Retter schnell gelöscht. Die Beamten sind sich sicher: Es handelt sich in beiden Fällen um Brandstiftung. „Die Brandorte liegen nahe beieinander. Die Polizei geht daher von einem Zusammenhang aus“, sagte Polizeisprecher Torsten Adam.
Für drei Tage gibt es keine ungewöhnlichen Brände mehr. Dann geht die Serie in der Nacht zu Sonntag weiter. Am Reindorfer Weg in Seppensen melden Passanten um 2.30 Uhr, das knapp 15 Meter Wald in Brand stehen. Auch Bäume seien betroffen. Die Feuerwehr löst Großalarm aus. Aus Richtung Jesteburg und Buchholz fahren die freiwilligen Feuerwehrleute zum gemeldeten Feuer. Noch auf der Anfahrt bemerken die Jesteburger Feuerwehrleute einen weiteren Brand. Etwa 100 Meter vom eigentlichen Feuer entfernt schlagen Flammen aus dem Unterholz. Auch diese Brände haben die Retter schnell unter Kontrolle.
Nur sechs Stunden später gibt es die nächste Brandstiftung. In Wörme brennen sechs Quadratmeter Waldboden. Die Anwohner konnten das Feuer selbst schnell löschen, so dass sich die Feuerwehren auf die langwierigen Nachlöscharbeiten beschränkten. Der letzte Brandort liegt einen Kilometer vom ersten Feuer und nur 300 Meter von der zweiten Brandstiftung entfernt. Die Polizei sucht dringend nach Zeugen, die verdächtige Beobachtungen gemacht haben. Diese sollen sich bei der Polizei in Buchholz melden. Nur weil die Waldbrände jeweils schnell von Passanten gemeldet wurden, passierte bisher nichts Schlimmers.
Hohe Waldbrandgefahr im östlichen Landkreis Harburg
Erst im vergangenen Jahr häuften sich Nachts die Brände in Holm-Seppensen. Innerhalb der ersten sieben Monaten standen damals zwei Autos, dutzenden Mülltonnen und auch Unterholz in Flammen. Im benachbarten Thelstorf und Lüllau gab es zusätzlich zwei große Strohballenbrände. Damals deutete vieles auf Brandstiftungen hin. Doch dann endete die ungewöhnliche Häufung im Sommer abrupt. Erst mit Anstieg der Waldbrandgefahr häuften sich die Waldbrände in Holm-Seppensen ab Mitte Mai 2018.
Fast wöchentlich stand Unterholz von bis zu 300 Quadratmetern in Flammen. Fast immer waren die Brände im Waldgebiet Lohbergen um den Brunsberg. Zwei Brände innerhalb weniger Tage lagen nur 50 Meter nebeneinander. Bei mindestens einem Feuer im Juli hat die Polizei Hinweise auf Brandstiftung. Bei den anderen laufen die Ermittlungen. Genauso wie beim Großfeuer in der Nacht zu Freitag, als eine Reetdachvilla nahe des Holm-Seppenser Bahnhofs durch die Flammen vernichtet wurden.
Nicht nur Brandstiftungen sorgen im gesamten Landkreis im Moment für viele Flächenbrände. Auch die starke Trockenheit auf den Feldern und im Wald begünstigt die Entstehung von Bränden. Tobias Thiele von der Deutschen Feuerwehrgewerkschaft appelliert an die Bürger: „Täglich sind Feuerwehrleute mit Flächenbränden beschäftigt, die nachweislich durch achtlos wegeworfene Zigaretten ausgelöst wurden.“
Erst am Sonntag brannten Am alten Luhebogen in Luhdorf gut 200 Quadratmeter Gras. Aufgrund der langanhaltenden Trockenheit hat die Feuerwehrleitstelle reagiert und schickt zu Flächenbränden deutlich mehr Fahrzeuge, um eine mögliche Ausbreitung schnell zu verhindern.
Wie schnell ein Feuer entstehen kann, zeigt ein Einsatz der Feuerwehr Brackel am vergangenen Montag. Bei Schweißarbeiten an einer Leitplanke auf der Autobahn 7 setzten Funken eine 200 Quadratmeter große Grasfläche in Brand. Eine ganze schlechte Idee ist es auch auf einem alten Einkaufswagen im Moor zu grillen. Feuerwehrleute mussten den Moorbrand am Hörstener See löschen.
Die Waldbrandgefahr bleibt in den nächsten Tagen fast durchgehend auf der dritten von fünf Warnstufen des Deutschen Wetterdienstes. Heute ist sogar die zweithöchste im östlichen Landkreis ausgerufen.
Kein offenes Feuer
Einfache Tipps um einen Waldbrand zu vermeiden: Zigaretten dürfen nicht in der Landschaft entsorgt werden. Immer wieder werden Flächenbrande durch Zigarettenstummel ausgelöst. In Wald-, Moor- und Heidegebieten ist das Rauchen, sowie das Grillen und entzünden von Feuervom 1. März bis zum 31. Oktober komplett verboten. Nach dem Grillen müssen auch zu Hause die glühenden Kohlen sorgfältig abgelöscht werden und sollten anschließend abkühlen, bevor sie entsorgt werden.
Auch Autos können trockene Flächen entzünden. Besonders bei eingeschalteter Klimaanlage heizt sich der Wagen im Außenbereich auf. Deswegen sollten Autos nicht auf trockenen Grasflächen geparkt werden.