Der Landkreis Lüneburg sucht einen Betreiber für die geplante Sport- und Kulturhalle. Sie soll in eineinhalb Jahren fertig sein.

Es ist der zweite Versuch: Erneut sucht der Kreis Lüneburg einen Betreiber für die geplante Arena Lüneburger Land. Noch in der Sommerpause will der Erste Kreisrat Jürgen Krumböhmer die europaweite Ausschreibung abschicken. Das Placet für den unter seiner Regie erstellten neuen Betreibervertrag haben ihm die Politiker im wichtigen Kreisausschuss am 11. Juni gegeben.

„Die Interessenten haben 35 Tage Zeit für ihre Bewerbung und müssen dabei eine Pacht bieten“, sagt Krumböhmer und hofft auf reges Interesse. Denn schon wenig später, Anfang November, soll der Bau der inzwischen gut elf Millionen Euro teuren Halle beginnen. Ein Jahr später soll sie fertig sein.

Oberste Priorität in der Halle wird die Bundesliga-Volleyball-Mannschaft der SVG Lüneburg haben. Das gilt für die elf Heimspiele aber auch für Pokal-und Play-Off-Partien, insgesamt 15. Danach rangieren kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte oder Aufführungen und an dritter Stelle Breiten-, Vereins-und Schulsport. Der Kreis muss dabei darauf achten, dass die Pacht für diese dritte Gruppe angemessen bleibt.

Für Krumböhmer stellt sich dabei längst nicht mehr die Frage, ob der Sport oder die Kultur wichtiger ist für die Halle. „Vielmehr geht es darum, wie die Plätze gut gefüllt werden können.“

Beim ersten Versuch hatte der Hamburger Konzertveranstalter FKP Scorpio Interesse gezeigt und sich tief in das Projekt eingearbeitet. „Das war für uns fast wie eine kostenlose Beratung“, erinnert sich der Jurist Krumböhmer und schwärmt noch heute von der Expertise des derzeit zweitgrößten europäischen Veranstalters.

Noch wächst auf dem für die Arena vorgesehenen Grundstück nahe der Bundesstraße 4 Unkraut. Die Stadt hat dort 15.000 Quadratmeter
Noch wächst auf dem für die Arena vorgesehenen Grundstück nahe der Bundesstraße 4 Unkraut. Die Stadt hat dort 15.000 Quadratmeter © Rolf Zamponi | Rolf Zamponi

Doch für Scorpio-Chef Folkert Koop­mans blieben damals viele Fragen offen. Wie etwa nach der Gastronomie, VIP-Bereichen und vor allem nach einem Verkehrskonzept. „Gerade Parkplätze sind ultimativ wichtig. Niemand will abends mit dem Bus fahren, wenn es denn überhaupt möglich ist“, sagt Koopmans. Dazu komme: Anwohner reagierten rasch genervt, wenn Flächen in ihrer Nähe an vielen Abenden von Besuchern zugeparkt werden.

Um eine Halle wirtschaftlich führen zu können, brauche Scorpio vor allem Großveranstaltungen. „Das sind unsere Glücksbringer“, sagt Koopmans, dessen Unternehmen heute auf einen Jahresumsatz von 250 Millionen Euro kommt. Für Koopmans gab es schließlich Gründe genug , sich im April zurückzuziehen.

„Wir haben die Ausschreibung aufgehoben“, sagt der Erste Kreisrat ohne Vorwürfe zu erheben. Allerdings scheint derzeit fast sicher, dass die Hamburger keinen neuen Versuch starten werden. „Wir tendieren dazu, in Lüneburg nicht einzusteigen“, sagt Koopmans.

Erster Kreisrat Jürgen Krumböhmer
Erster Kreisrat Jürgen Krumböhmer © Rolf Zamponi | Rolf Zamponi

Die Voraussetzungen haben sich jedoch verändert. Landkreis und Stadt werden nun je zur Hälfte die Betriebskostenzuschüsse übernehmen. Zwar ist der Landkreis seit Dezember 2016 Bauherr, aber der gewählte Standort an der Lüner Rennbahn nahe Adendorf liegt auf städtischen Gebiet. Abgemacht ist zudem, dass beide Seiten ein Budget bereitstellen, um die Kosten für den immer wieder nötigen Aufbau des mobilen Sportbodens zu decken.

Die Entscheidung steht: Beton- statt Sportbodens

Hintergrund: Die Kreisverwaltung hat sich nach reiflicher Überlegung für Beton als Hallenbasis entschieden. Günstiger und vor allem bestens für Kulturveranstaltungen geeignet sind die Hauptargumente dafür. Ein fest eingebauter Sportboden wäre hingegen für Konzerte oder Aufführungen gar nicht geeignet oder würde bei Besuchern ohne Sportschuhe rasch Schaden nehmen.

„Der Bevölkerung würden so nicht nur Highlights verloren gehen, der Kreis müsste dann statt Pacht entfallene Einnahmen buchen“, heißt es dazu von der Verwaltung. Mit der Absprache zwischen Kreis und Stadt üb er das Budget ist diese Frage nun geklärt.

Andreas Bahlburg jedenfalls ist zufrieden. „Wir konnten uns in die Planungen für die Halle einbringen und finden uns darin wieder“, sagt der Geschäftsführer der für den Bundesliga-Betrieb ausgelagerten SVG-Tochter.

Die Volleyballer wollen grundsätzlich am Sonnabendabend spielen und an zwei Tagen pro Woche jeweils zwei mal drei Stunden in der Halle trainieren. „Am liebsten montags und dienstags, damit der Boden nach dem Wochenende nicht gleich wieder ausgetauscht werden muss“, sagt der ehemalige Bundeswehr-Offizier, der nach seine Pensionierung bei der SVG-Spielgemeinschaft einstieg, zu der heute insgesamt 28 Teams gehören.

Bahlburg macht aber deutlich, dass er bei den Terminen für die Spiele flexibel reagieren kann: „Wir können, wenn große Kultur-Veranstaltungen anliegen, auf Freitag oder Sonntag ausweichen“, verspricht der 59-Jährige. Dabei macht er keinen Hehl daraus, mit wem er als Veranstalter zusammenarbeiten möchte. Klarer Favorit für den SVG-Manager ist Klaus Hoppe, ein Lüneburger Selfmade-Unternehmer, der auch Bronze-Sponsor der Volleyballer ist.

Hoppe hat ausgehend von einem studentischen Wohnheimprojekt 1993 inzwischen unter seiner Marke Campus eine Firmengruppe aufgebaut, die mit Veranstaltungszentren wie der Vamos-Kulturhalle über Restaurants bis hin zum Carsharing breit aufgestellt ist. „Hoppe ist ein lokaler Player, ein verlässlicher Partner und hat den Draht zur Region“, sagt Bahlburg. Kurz: Beide kennen sich gut.

Klaus Hoppe (49) gilt mit seiner Campus-Gruppe für die SVG
Klaus Hoppe (49) gilt mit seiner Campus-Gruppe für die SVG © campus management | www.fotografin.info

„Wir sind gespannt, was genau in der Ausschreibung steht. Wir werden das kaufmännische betrachten und danach überlegen, ob wir dabei sind oder nicht“, sagte Campus-Sprecherin Nele Jennert. Aber daran lässt sie keinen Zweifel: Wir sind immer noch interessiert.“ Kein Wunder: Campus-Chef Hoppe, der in Lüneburg Kulturwissenschaften studiert hat, begleitete das Thema Arena und Volleyball schon als die SVG noch gar nicht in der 1. Bundesliga spielte. Der Aufstieg gelang 2014.

Ist der Betreiber für die künftige Arena noch nicht gefunden, steht dagegen für den Bau an der Lüner Rennbahn bereits ein Zeitplan. Danach sollen die Erdarbeiten im Juni, der Hochbau Ende Juli ausgeschrieben werden. Im September will Lüneburgs Erster Kreisrat die Angebote sichten und die Aufträge vergeben. Die Arbeiten sollen noch in diesem Jahr beginnen.

Geplant für die Arena sind bis zu 3500 Plätze. Die Halle soll aber so gestaltet und aufgeteilt werden, dass sich die Besucher bei kleineren Veranstaltungen im Raum nicht verloren vorkommen. Die Planung hat der Kreis vom Vechtaer Architekten Herbert Buddelmeyer gekauft, der den Rasta Dom in Vechta entworfen hat.

Die Mannschaft des SVG Lüneburg will in der 1. Bundesliga künftig in der neuen Arena jubeln. Der neue Betreibervertrag sichert ihnen 15
Die Mannschaft des SVG Lüneburg will in der 1. Bundesliga künftig in der neuen Arena jubeln. Der neue Betreibervertrag sichert ihnen 15 © HA

Zwei VIP-Bereiche sind vorgesehen und die Halle wird zugleich für Handball und Basketball hergerichtet. „Bundesligatauglich“ urteilt Bahlburg, der als Vizepräsident die Anforderungen des Deutschen Volleyball-Verbandes genau kennt.

Vor allem aber wird die Arena mit 12,50 Meter so hoch sein, dass sie nicht nur für die Bundesliga, sondern auch für Champions-League- und Länderspiele geeignet ist. Damit wird in Lüneburg ein peinliches Kapitel unter dem Dach der nur acht Meter hohen Gellersen Halle Reppenstedt enden. Dort landen derzeit bei Rettungsaktionen hoch zum Netz gespielt Bälle immer wieder an der niedrigen Decke und damit im Aus.

Keine Spiele mehr unter einer zu niedrigen Hallendecke

Für die Arena hat der Kreis 15.000 Quadratmeter Bauland an der Bundesstraße 4 von einem örtlichen Makler erworben. Rund um das hölzerne Hinweisschild auf der Großprojekt wächst dort aber derzeit noch Unkraut.

Klar ist: Die Fläche reicht zwar für das Gebäude, mehr als 500 Parkplätze gibt sie aber nicht her. „Wir denken jetzt über einen Shuttle-Service vom Bahnhof nach“, sagt Krumböhmer. Zwei weitere Anlaufpunkte für Gäste, die ihr Auto stehen lassen wollen, sind geplant. Allerdings dürften in vielen Fällen die Parkplätze reichen. So liegt die Durchschnittsbesucherzahl in der Volleyball-Bundesliga derzeit um die 1500. Die Gellersenhalle, wo derzeit geschmettert und gebaggert wird, fasst nur 800 Fans.

Mit der Arena, das scheint sicher, wird Lüneburg Anfang des kommenden Jahrzehnts ein Zeichen setzen. Zwar wird die Halle sicher nicht mit Großveranstaltungen und Konzerten in Hamburg konkurrieren können. Die kleine Hansestadt kann sich aber profilieren.

„Wir haben oftmals darauf verzichtet, international zu spielen“, sagt SVG-Manager Bahlburg. Hohe Mietkosten mit dem Wechsel nach Hamburg sprachen dagegen. Ein Problem, das sich mit der Arena nicht nur für Lüneburg und nicht nur für Sport-Events, sondern für die ganze Region lösen lässt. Die hat nun alle Chancen, künftig einen neuen Trumpf auszuspielen.

Norddeutschlands größter Volleyball-Verein

Die SVG Lüneburg ist Norddeutschlands größter Volleyball-Verein. Sie besteht aus der Spielgemeinschaft SVG Lüneburg mit allen Freizeitsportlern sowie dem Bundesliga-Team unter dem Dach der SVG Lüneburg Spielbetriebs GmbH.

Die Bundesliga-Männer wurden seit ihrem Aufstieg im Jahr 2014 zweimal Dritter bei der Meisterschaft und einmal Finalist im deutschen Pokalfinale.

SVG steht nach einem Zusammenschluss für „Spielvereinigung Volleyball Gellersen Lüneburg“.

Im Verein gibt es mehr als 30 Damen-, Herren-, Hobby und Jugend-Teams. Sie spielen Volleyball sowie Beachvolleyball, wofür im Sommer vier Felder zur Verfügung stehen.