Harburg. Nach zähen Verhandlungen: Studenten sollen in das 1565 errichtete Bornemannsche Haus an der Harburger Schloßstraße einziehen.
Es ist eines der ältesten Bürgerhäuser in ganz Hamburg und steht seit 1941 unter Denkmalschutz. Gutachten belegen, dass das Bornemannsche Haus an der Harburger Schloßstraße 13 im Kern 1565 errichtet wurde. Die letzte Bewohnerin ist 2013 ausgezogen – seither steht es leer. Geht es nach den Plänen des Eigentümers – eine Objektgesellschaft, die zu Arne Webers Bauunternehmen HC Hagemann gehört, herrscht dort bald wieder Leben: Mindestens 20 Wohneinheiten für Studenten sollen dort entstehen und im August 2019 bezugsfertig sein.
„Das schließt an die Historie an“, hatte Bettina Husemann, zuständig für die Projektsteuerung und -entwicklung, im Stadtplanungsausschuss erklärt. „Ein kleines Zimmer und ’ne Kammer, das war alles, was die Leute früher hatten.“
Das Bornemannsche Haus im Binnenhafen ist für Denkmalschützer wohl so etwas wie ein Juwel - nicht nur für die Experten in Hamburg. Das Haus, das 1813 von Georg Ludwig Bornemann aus Soltau gekauft und eine Zeit lang als Färberei diente, ist von nationalem Interesse. Das zeigt die Besonderheit des Gebäudes, macht eine Entscheidung über die künftige Nutzung aber zugleich auch kompliziert – und teuer.
Arne Weber, der das gut 450 Jahre alte Gebäude Ende 2006 gekauft hatte, wollte in dem historischen Komplex ursprünglich ein Boardinghouse einreichten: eine Herberge mit Zimmern und Appartements für das Wohnen auf Zeit. Doch diese Pläne scheiterten 2013 am Veto der Denkmalschützer.
Seither hat es viele, viele Gespräche gegeben, mit etlichen Beteiligten, sagt Bettina Husemann. Geht es um die Zukunft des Bornemannschen Hauses sitzen in der Regel mit am Tisch: die Hamburger Denkmalschützer, die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien, das Bezirksamt Harburg. Wie komplex die Materie ist, lässt sich auch daran festmachen, dass restauratorische, historische und sonstige Gutachten mittlerweile auf einen dicken Wälzer von 4000 Seiten angewachsen sind. Beispielhaft verweist Bettina Husemann auf ein dendrochronologisches Gutachten. Die Dendrochronologie ist die Lehre bzw. Wissenschaft vom Baumalter. Mit Hilfe des Gutachtens soll also Alter und Beschaffenheit der Holzbalken im und am Haus ermittelt werden. Denn tatsächlich ist das Bornemannsche Haus auch deshalb so bedeutend, weil vier unterschiedliche Bauphasen nachweisbar sind: Was Experten da ablesen können, ist für sie mutmaßlich spannender als jeder Krimi. Bettina Husemann hat daraus ihre ganz eigene Erkenntnis gezogen: „Je mehr man freilegt, desto komplizierter wird es.“ Beispiel Holzbalken. Mit der Bestimmung ihres Alters ist es längst nicht getan. Vielfach sind sie übermalt. Gutachter müssen dann klären, womit. Denn vieles von dem, was etwa in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gemacht wurde, „sah zwar schön aus, enthielt oft aber auch Schadstoffe“, sagt Bettina Husemann. Also muss geklärt werden: Welche Farbe wurde damals verwendet und wie und wo kann sie entsorgt werden?
Die Krux bei diesem Projekt ist, es hinzubekommen, dass die Denkmalschützer zufrieden sind, sich aber künftige Bewohner des Hauses dort auch wohlfühlen – mit ausreichend Licht, gesundem Raumklima und notwendigem Schallschutz.
Das erinnert an ein Puzzle. In intensiven Beratungen und Verhandlungen mit allen Beteiligten setzt Bettina Husemann es Stück für Stück zusammen. Das, so scheint es, hat nicht zuletzt Geduld und Fingerspitzengefühl gekostet. Inzwischen sagt sie: „Ich bin positiv gestimmt, dass wir das hinkriegen.“ Apropos Kosten. Zu denen sagt sie nichts. Jetzt seien erst mal die Architekten am Zug: „Ich hoffe, dass wir im September unser Konzept vorstellen können.“ Erst dann will und kann sie in Aussicht gestellte Zuschüsse in Berlin beantragen.