Jesteburg. Jesteburger Fraktionen uneins über Zukunft des Brückenschlags zwischen Kunsthaus und Kunststätte Bossard. Sponsor zieht sich zurück

Seit 2005 versucht sich Jesteburg an einem fünf Kilometer langen Kunstpfad, der das Kunsthaus in der Ortsmitte mit der Kunststätte Bossard im Lüllauer Forst verbindet. Am 25. August sollte der Brückenschlag nach mehrfachen Terminverschiebungen endlich eröffnet werden. Davon ist nun keine Rede mehr: Wie in der Sitzung des Wirtschafts- und Kulturausschusses am Dienstagabend verkündet wurde, ist Kuratorin Isa Maschewski zurückgetreten.

Als das Abendblatt der künstlerischen Leiterin am 30. Mai mehrere Fragen zum Fortgang des Projekts stellte, bat Maschewski um Aufschub. In einer Nachricht vom 1. Juni ließ sie wissen, es gäbe in „verschiedenen Gesprächen“ noch Klärungsbedarf, sie könne sich „innerhalb dieses Prozesses noch nicht abschließend äußern“. Drei Tag später, am 4. Juni, teilte sie der Gemeindeverwaltung mit, sie stehe als Kuratorin fortan nicht mehr zur Verfügung.

Über ihre Gründe wollte sie noch eine schriftliche Erklärung folgen lassen. „Die liegt uns aber bis heute nicht vor“, sagte Kämmerer Henning Oertzen gestern auf Abendblatt-Nachfrage. Auch in besagter Ausschusssitzung war darüber nichts zu erfahren. Jedenfalls nicht im öffentlichen Teil. Der Ausschussvorsitzende Hans-Jürgen Börner (SPD) hatte weitergehende Informationen in den nichtöffentlichen Teil verschoben.

Das hat die Spekulationen um Maschewskis plötzlichen Rückzug nur weiter angeheizt. Oertzen deutete vage „persönliche Gründe“ an. Fakt ist, dass es seit Monaten massive Kritik an jenen drei von insgesamt sechs Kunstwerken gab, für deren Realisierung die Kuratorin selbst verantwortlich zeichnete.

Die Straßenmalereien der Berliner Künstlerin Monika Michalko in der Schaftrift sind bereits nach kurzer Zeit dermaßen beschädigt, dass sie grundlegend restauriert werden müssen. Ob die Künstlerin selbst noch mal Hand anlegt, oder talentierte Anstreicher zum Zuge kommen, niemand weiß es. Klar ist allerdings, dass erheblicher Zeitdruck besteht: Sind die Nacharbeiten nicht bis Ende Juni erfolgt, müssen laut Oertzen Fördergelder des Landschaftsverbands Lüneburg in Höhe von 7000 Euro zurückgezahlt werden.

Die geplante Haltestelle der Konzeptkünstlerin Christina Köhler, alias Tintin Patrone, an der Buskehre des Freibads in Form einer sitzenden und winkenden Katze, erwies sich bautechnisch wie finanziell als so aufwändig, dass sie durch eine bereits bestehende Haltestelle aus der Partnergemeinde Leitzkau in Sachsen-Anhalt ersetzt werden sollte. Allerdings ist dort bislang nicht mal bekannt, um welchen Unterstand es sich überhaupt handelt.

Für die heftigsten Reaktionen sorgte unterdessen das Vorhaben, einen Spiegel-Kubus mit einer Kantenlänge von drei Metern in den kleinen Park zwischen Lisa-Kate und Pastorenteich zu setzen. Wie bereits berichtet wurde die Idee in den sozialen Netzwerken weitgehend ablehnend kommentiert. Zuletzt hatten auch noch Vertreter der benachbarten Kirchengemeinde St. Martin deutliche Kritik geübt und klärende Gespräche angemahnt.

Nach Ansicht Oertzens steht die Umsetzung des „Mirror-Cubes“ inzwischen trotz einer bereits erteilten Baugenehmigung infrage. Mit der Kuratorin habe sich auch jener Sponsor zurückgezogen, der das Projekt mit 50.000 Euro unterstützen wollte.

„Dass Isa Maschewski mit dem Kunstpfad offenbar überfordert war, ist doch offensichtlich“, sagt Hansjörg Siede, Chef der Unabhängigen Wählergemeinschaft (UWG Jes). Sie habe der Gemeinde einen Scherbenhaufen und viele offene Fragen hinterlassen. „Jetzt rächt sich, dass ihr die etablierten Fraktionen lange weitgehend unkontrolliert freie Hand gelassen haben“, so Siede.

Die CDU-Fraktion, ehedem großer Befürworter des Kunstpfads, gibt sich zumindest selbstkritisch – und will das Projekt vorerst auf Eis legen. „Es wurden große Fehler in der Kommunikation mit den Bürgern gemacht und auch die neuen Ratsmitglieder sind nicht richtig mitgenommen worden“, erklärte Fraktionschefin Britta Witte.

Die Grünen beharren derweil auf einer Fortführung des Projekts. „So einfach lass ich mir diese Idee nicht ausreden“, gab Ratsherr Karl-Heinz Glaeser zu Protokoll. Ob denn Isa Maschewski die Richtige für diese Aufgabe gewesen sei, wollte das Abendblatt wissen. Diese Frage ließ Glaeser mit einem vielsagenden Lächeln jedoch unbeantwortet.

Sechs Kunstwerke

56.100 Euro sollte der Kunstpfad ursprünglich kosten. 30.000 Euro wollte die Gemeinde bereitstellen, 26.000 Euro sollten über Fördergelder und Spenden akquiriert werden. Weitere 70.000 Euro kamen vom Kunstverein.

Auf 410.000 Euro taxierte die Kuratorin den Wert der sechs Kunstwerke auf dem fünf Kilometer langen Pfad.

Drei Exponate gab es schon vor Maschewskis Verpflichtung im Herbst 2014: Eine Skulptur, eine Musterfassade und einen Münzprägeautomat.