Zahl der Übernachtungen auf den Plätzen in der Region ist deutlich gestiegen. Auch viele Dauercamper kommen

    Urlaub auf dem Campingplatz ist gefragt wie nie. Das gute Wetter in den vergangenen Wochen treibt die seit Jahren anhaltenden Zuwachsraten noch weiter nach oben. „Die hohen Temperaturen machen die Plätze ordentlich voll“, sagt Anton Harms, Geschäftsführer des Verbands der Campingplatzunternehmer in Niedersachsen. Seit Jahren ist der Camping-Boom ungebrochen. Die Zahl der Übernachtungen im Land Niedersachsen lag im Jahr 2010 noch bei 3,68 Millionen und ist inzwischen auf 4,42 Millionen Übernachtungen gestiegen. Auch die Campingplätze im Landkreis Harburg freuen sich über den Camping-Boom. Innerhalb von sieben Jahren ist die Zahl der Gäste von 28.022 Menschen auf 37.046 in 2017 im Landkreis Harburg angestiegen. Die Zahl der Übernachtungen hat sich auch deutlich erhöht: von 64.839 im Jahr 2010 auf 88.406 im Jahr 2017.

    Selbst die Dauercampingplätze werden immer beliebter. Als Meike und Christian Land den Campingplatz an der Elbe in Drage von ihren Eltern vor 16 Jahren übernahmen, standen noch einige Dauercampingplätze leer und verlassen da. Das hat sich inzwischen geändert. „Es kommen immer mehr jüngere Leute, die keinen Garten pflegen können oder wollen, aber trotzdem ihre Freizeit in der Natur verbringen wollen“, sagt Meike Land. „Viele Familien wollen nicht mehr nach Spanien oder in die Türkei fliegen, sondern merken, hier in Deutschland gibt es auch schöne Ecken.“

    „Camping Land“ bietet 120 Plätze für Dauercamper und 50 flexible Touristenplätze. Anfangs konnte das Ehepaar den Campingbetrieb noch zu zweit wuppen. Das ist bei den gestiegenen Gästezahlen jetzt nicht mehr zu leisten. Längst beschäftigt Meike Land Saison-Reinigungskräfte.

    Insbesondere nachdem das Ehepaar vor zehn Jahren in ein größeres Waschhaus investiert hatte, stiegen die Gästezahlen. Zudem profitieren die Campingplatzbetreiber im Landkreis Harburg von der Nähe zu Hamburg und dem Touristenboom in der Elbmetropole.

    Nicht weit fahren zu müssen und trotzdem mitten in der Natur zu sein, das schätzen viele der Urlauber auf dem Campingplatz. So wie Cristina Grovu und Stefan Ringstorff aus Wilhelmsburg und Lina Duwe aus Moorburg. Sie haben das Wochenende mit insgesamt 14 Kindern und 13 Erwachsenen auf „Camping Land“ verbracht. Die Utensilien sind verstaut, die Fahrräder auf den Gepäckträger geklemmt. In wenigen Minuten soll es zurück nach Hamburg gehen.

    Die Familien blicken auf ein schönes Wochenende zurück. „Wir haben die Bustür aufgemacht und die Kinder waren weg“, sagt Cristina Grovu. Die Kinder im Alter von bis zu fünf Jahren alleine losziehen lassen zu können, war für die Eltern erholsam. „Es ist übersichtlich hier, dass man sich keine Sorgen machen muss und gelangweilt haben sich die Kinder auch nicht“, sagt Cristina Grovu. Bewusst bieten Meike und Christian Land kein Unterhaltungsprogramm an. „Das ist gerade das, was uns ausmacht – dass wir eben keine Animation haben. Viele Besucher wollen ihre Ruhe haben, weil das Stadtleben mit dem starken Verkehr für sie schon stressig genug ist“, sagt Meike Land. „Die Kinder können am Strand buddeln und sind schon mit ein bisschen Baggermatsch zufrieden.“

    Unbeschwert Urlaub an frischer Luft machen zu können, zieht auch Stammgäste wie Sven und Sabine Timm aus Norderstedt auf den Campingplatz. Seit drei Jahren ist der Platz für die Selbstständigen ein Feriendomizil. „Es ist so herrlich unkompliziert hier“, sagt Sabine Timm, „und ein bisschen wie zu Hause.“ Das liegt sicher auch an den selbst gebackenen Torten von Meike Land, die schon Björn Staschen in seinem Buch „Cool Camping“ als unschlagbar betitelte.

    Dieses Stück Heimat an der Elbe müssen sich die Gäste aus den Großstädten an manchen Wochenenden mit den Einwohnern aus Drage teilen. So wie an diesem Wochenende, als der örtliche Handballverein, die Handball-Spielgemeinschaft (HSG) Elbmarsch, mit 23 Erwachsenenmannschaften und 40 Jugendteams ein Beachhandballturnier am Stover Strand veranstaltet. Die Sportler tummeln sich gemeinsam mit den Urlaubern auf der Campingfläche. „Das gehört mit zum Leben im Ort dazu. Das Turnier findet bei uns seit 20 Jahren statt“, sagt Meike Land.

    Mit dem für den Norden unüblich schönen Wetter konnte die Saison für das Ehepaar Land kaum besser beginnen. Auch viele andere Campingplatzbetreiber sind voller Zuversicht, dass sich die Branche in diesem Jahr gut weiter entwickelt. „Viele Campingplatzbetreiber berichten über erfreuliche Zuwächse bei Anfragen und Buchungen für die Sommersaison 2018“, sagt Maximilian Möhrle, Geschäftsführer des Internetportals Camping.Info. Dass der Campingurlaub beliebt ist, spiegelt sich auch in den steigenden Zulassungszahlen der Reisemobile. Im vergangenen Jahr nahm die Anzahl der angemeldeten Reisemobile in Deutschland um knapp 17 Prozent zu.

    Zugleich zieht der Luxus verstärkt auf viele Campingplätze ein als Antwort auf den Trend zu mehr Komfort – auch Glamping (Glamour und Camping) genannt. Die Betreiber investieren kräftig in die Modernisierung der Campingplätze und besondere Freizeitangebote. „Das Camping hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert“, sagt Anton Harms, Vorsitzender des Verbands der Campingplatzhalter in Niedersachsen. „Einige Camper wollen mit Wohnmobil oder Zelt unterwegs sein, andere möchten auch feste Wohnheime mieten“, sagt er.

    Harms selbst bietet auf seinem Campingplatz Alfsee Unterkünfte in Appartements, Ferienhäusern und im Hotel an. Kürzlich hat Harms in eine Ferienanlage in Form eines „Germanenlandes“ mit Irrgarten, Trainingsparcours, Goldwaschanlage und zahlreichen Wohnungen investiert. Sechs Millionen hat die Anlage auf drei Hektar gekostet. Harms ist überzeugt, dass sich die Campingplatzbetreiber auf lange Sicht auf mehr Standbeine stellen müssen. „Die Campingurlauber denken heute alle unterschiedlich“, sagt er.

    Seine Gästeliste reicht vom ,normalen‘ Camper, der regelmäßig seine Ferien auf dem Campingplatz verbringt bis zum Kreuzfahrer mit gehobenen Ansprüchen. „Und viele suchen dabei das Besondere, das sich vom Üblichen abhebt“, sagt Harms.