Harburg. Verkehrszeichen und Hinweisschilder sind vom Straßengrün verdeckt. Wer haftet im Falle eines Unfalls?
Seit Wochen ist es heiß. Bäume, Sträucher und Pflanzen sprießen wie verrückt. Aber die grüne Pracht an Straßen und Plätzen hat für Verkehrsteilnehmer eine gefährliche Kehrseite: In Harburg wuchern Ampeln und Straßenschilder zu. Autofahrer können da schon mal schnell die Orientierung verlieren. Und es kann für sie sogar richtig gefährlich werden: Denn schlimmstenfalls kann ein Unfall die Folge des üppig wachsenden Straßenbegleitgrüns sein.
Beispiel Heimfelder Straße. Wer mit dem Auto vom Lohmannsweg kommend an die Kreuzung Heimfelder Straße fährt, kann die Ampel nicht erkennen. Erst im allerletzten Moment taucht das Rotlicht an der Kreuzung im Dickicht der Baumkronen auf. Doch dann kann es zum Bremsen schon zu spät sein. Selbst Ortskundige gehen erst in letzter Sekunde in die Eisen, weil sich das Straßenbild verändert und typische Orientierungspunkte wie Häuser oder Plätze ebenfalls im üppigen Grün verschwinden.
Dass der Lohmannsweg – bei ausgeschalteter Ampel – zur Vorfahrtsstraße wird und ausgerechnet dieses Schild hier an der Einmündung im Unterschied zur Ampel schon von Weitem zu erkennen ist, macht die Sache nur noch schlimmer.
Es gibt weitere Beispiele: Wer etwa aus Richtung Hamburg kommend über die Elbbrücken auf der B 75 und weiter auf der Autobahn 253 Harburg nähert, hat sehr gute Chancen, die Ausfahrt Hamburg Mitte zu verpassen. Das Hinweisschild steht – nach einer lang gestreckten, leichten Rechtskurve – versteckt mitten im Grünen und ist allenfalls im letzten Moment zu sehen. Autofahrer bremsen abrupt ab – und gefährden den nachfolgenden Verkehr. Oder sie nehmen die nächste Abfahrt.
Im Harburger Stadtgebiet rätseln Autofahrer, die aus der Knoopstraße an die Einmündung Harburger Ring kommen, wie sie nach Eißendorf oder zum Krankenhaus kommen. Beide Hinweisschilder sind überwuchert. Der Hinweis zur TUHH ist gut zu erkennen. Wer vom so genannten Finanzamtsknoten über die Schwarzenbergstraße Richtung Friedrich-Ebert-Gymnasium fährt und sich fragt, ob er sich auf einer Vorfahrtsstraße befindet, muss ebenfalls genau hinschauen. Mit viel Glück entdeckt er vor einer Einmündung ein eingewachsenes Vorfahrtsschild.
Es scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis auch das Verkehrszeichen „Kinder“ wenige Hundert Meter vor dem Gymnasium endgültig im Dickicht verschwindet. Es sei denn, die Männer vom Harburger Bauhof rücken an – und verpassen dem öffentlichen Begleitgrün an Harburgs neuralgischen Punkten den dringend notwendigen Schnitt.
„Straßenschilder werden nach Meldung durch Polizei, Feuerwehr und Wegewarte von Pflanzenbewuchs befreit, damit diese für die Verkehrsteilnehmer wieder frei einzusehen sind“, sagt Bezirkssprecher Dennis Imhäuser. „Die Dienststellen melden den Pflanzenbewuchs an unseren Bauhof, woraufhin der Bewuchs auf öffentlichen Grund entfernt wird.“
In diesem Frühjahr mussten die Kolleginnen und Kollegen des Bauhofs angeblich weniger ausrücken, „da die lang anhaltenden hohen Temperaturen und der geringe Niederschlag in den vergangenen Wochen, zu einem langsameren Pflanzenwuchs führen“, so der Sprecher. Tatsächlich?
Das dürfte sich angesichts zuwuchernder Ampeln recht bald ändern: „Im fließenden Verkehr müssen Verkehrszeichen mit einem beiläufigen Blick erkennbar sein. Das gilt auch für Ampeln“, sagt ADAC-Hansa-Sprecher Christian Hieff. Wenn ein Zeichen oder eine Ampel zugewuchert ist und es deshalb zum Unfall komme, könne der Straßenbaulastträger zur Haftung herangezogen werden – und damit der Bezirk Harburg.