Over. Gemeinde schafft Voraussetzungen für einen neuen Deichverteidigungsplatz in Over. Bau beginnt frühestens in 2019.

Im Falle einer Sturmflut müssen Sand, Säcke und Schaufeln in unmittelbarer Nähe zum Deich verfügbar sein. Deshalb will der Harburger Deichverband einen neuen Deichverteidigungsplatz direkt neben das Feuerwehrgebäude in Over setzen. Die bisher angemieteten Lagerhallen am Alten Elbdeich 48 sind weiter von der Deichanlage entfernt. Der Schritt in Richtung Deich wird von der Gemeinde befürwortet. Finanzieren muss der Deichverband aber selbst. Derzeit sucht er hierfür Fördermittel.

„Es wäre unfair, wenn wir die gesamten Kosten auf unsere Mitglieder abwälzen“, sagt Karsten Riege, stellvertretender Deichhauptmann. Immerhin sind alle Anwohner in Over, Bullenhausen, Klein und Groß Moor, Hörsten, Glüsingen, Maschen und in Teilen Meckelfelds gezwungen, in den Verband einzutreten, um beim Hochwasserschutz mitzuwirken. Derzeit suchen die Deichschützer nach Fördertöpfen.

Vom niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) gibt es keine finanzielle Unterstützung. „Seit 01.01.2017 gibt es seitens des Landes Niedersachsen keine Fördergelder mehr für die Errichtung eines Deichverteidigungsplatzes, da bei den zur Verfügung gestellten Geldmitteln andere Deichbauprojekte vorrangig gefördert werden sollen“, heißt es aus dem NLWKN. So muss der Deichverband eigenständig Gelder in Millionenhöhe auftreiben, um den Verteidigungsplatz zu bauen.

„Für den Katastrophenschutz ist ein Sandlagerplatz geplant, sowohl in der Halle als auch in einem Außenlagerplatz“, so Riege. Drinnen sollen Sand und schon befüllte Sandsäcke, sowie Füllmaschinen, Trecker, Mähwerk und Schaufeln gelagert werden. Außerdem ist ein kleiner Aufenthaltsraum geplant. Draußen werden Kleie, die zum Befüllen des Deiches genutzt wird, und weiterer Sand als Vorrat bereit liegen. „Unseren Katastrophentreffpunkt werden wir ins Feuerwehrhaus nebenan verlagern“, erklärt Riege.

Genaue Angaben, wie Größe der Halle, technisches Bauvorgehen und Zeitrahmen, in dem gebaut wird, könne der Deichverband noch nicht machen. „Das Ganze kann noch lange Beine haben. Erst wenn wir eine Finanzierungsmöglichkeit gefunden haben, beantragen wir die Baugenehmigung“, erklärt Riege.

Naturbedingt wäre es praktisch den Platz außerhalb der Sturmflutsaison in den Monaten April bis Oktober zu bauen, denn dann ist die Wahrscheinlichkeit für Sturmfluten vergleichsweise gering, sagt das NLWKN. Allerdings treten die Wassersprünge auch kurzfristig, hervorgerufen durch ungünstigen Wind, auf. Bullenhausen hat bereits Erfahrung mit Sturmfluten, zum Beispiel im Jahr 1962, als der Deich den gewaltigen Wassermassen nicht mehr stand hielt.

Die Gemeinde ihrerseits hofft, dass das Bauvorhaben so schnell wie möglich in 2019 starten kann. Frühestens zu Ende diesen Jahres werden die baurechtlichen Voraussetzungen geschaffen sein. Derzeit läuft das B-Planänderungsverfahren an. Der alte B-Plan aus den 70er Jahren sah eine Sportfläche an der Stelle vor, die heute wegen den direkt nebenan gelegenen Sportplätzen des TSV Over-Bullenhausen nicht mehr gebraucht wird.

„Zwar ist der Bau einer neuen Lagerhalle neben der Feuerwehr ein optischer Eingriff, aber hier geht es um Sicherheit“, so Gemeindesprecher Andreas Schmidt. Ähnlich betont auch das NLWKN: „Zum Wohl der Allgemeinheit ist in den Verbandssatzungen und Deichverteidigungsordnungen festgeschrieben, dass eine funktionierende Deichverteidigung deichverbandsseitig sicherzustellen ist.“ Der neue Standort ist näher am Deich als die bisherigen zwei Lagerhallen am Alten Elbdeich.

Derzeit steckt das B-Planänderungsverfahren noch in den Kinderschuhen. Die öffentliche Beteiligung wurde gestartet. Sobald das Planverfahren durch die Seevetaler Politik und Verwaltung gelaufen ist, muss der Deichverband die Baugenehmigung vom Landkreis bekommen. Der Verband ist bereits Eigentümer des Bodens.