Ehestorf. Wetterkapriolen drückten Besucherzahlen 2017 leicht. Verein und Stiftung präsentieren sich dennoch kerngesund
Das Freilichtmuseum am Kiekeberg hat 2017 trotz einiger verregneter Großveranstaltungen mit einen Überschuss abgeschlossen. Das Ergebnis des Museums mit allen Außenstellen lag mit 34.000 Euro sogar um 3000 Euro höher als 2016. Damals waren mehr als 242.000 Besucher gekommen – der bisherige Rekordwert. „Trotz der Herausforderungen durch das Wetter haben wir uns aber auch 2017 gut geschlagen“, sagte Carina Meyer, die kaufmännische Kiekeberg-Geschäftsführerin, am Montag in Ehestorf. Mit 239.560 Besuchern wurde der zweitbeste Wert seit 1987 erzielt. In diesem Jahr hatte der Landkreis Harburg die Einrichtung übernommen.
Die Zahlen hatte der Stiftungsrat, der Träger des Museums, am Freitag beraten und die Geschäftsführung entlastet. Zuvor hatte die Bilanz im Finanzausschuss des Kreises vorgelegen. Der zuständige Wirtschaftsprüfer hatte das Testat uneingeschränkt erteilt.
Die Wetterunbilden werden vor allem deutlich, wenn man das Freilichtmuseum allein betrachtet. Hier gingen bei 216.500 Besuchern die Eintrittsgelder von 736.000 auf 687.000 Euro zurück. Allerdings erhöhten sich die Einnahmen, die von interessierten Gruppen, Schulklassen oder nach privaten Anmeldungen erzielt wurden, leicht auf 99.000 Euro.
„Wir haben 2017 bei der Instandhaltung und auch beim Personal gespart und so versucht, die Mindereinnahmen zu kompensieren“, sagte Meyer. Die Kosten für die Mitarbeiter stiegen zwar leicht um 44.000 Euro auf 1,975 Millionen Euro. Ein wichtiger Hintergrund ist aber ein einmaliger Effekt. So hatte sich der neue Direktor Stefan Zimmermann bereits seit dem 1. Juli eingearbeitet, als der scheidende langjährige Direktor Rolf Wiese noch im Amt war. Zimmermann übernahm die Führungsposition nach dem Ausscheiden von Wiese zum 1.November.
Bei der Instandhaltung sanken die gebuchten Kosten 2017 zwar über alle Standorte von 303.000 auf 203.000 Euro. Wichtig ist aber hier, dass viele Arbeiten bereits 2016 begonnen, dann aber erst nach der Jahreswende abgeschlossen wurden. Allein 120.000 Euro flossen in beiden Jahren für Reetdächer, die restauriert werden mussten.
Das Vermögen der Stiftung ist im vergangenen Jahr weiter auf 2,25 Millionen Euro gestiegen. Hintergrund dafür sind vor allem die gespendeten Beiträge vom wachsenden Förderverein sowie weitere Spenden. „Im fünften Jahr hintereinander haben wir es geschafft, mehr als 150.000 Euro hereinzuholen“, sagte Meyer. Der Landkreis stockt die jeweilige Summe bis zu der Obergrenze von 150.000 Euro noch einmal in der gleichen Höhe auf. Insgesamt beträgt der Zuwachs beim Vermögen 327.000 Euro. Die Kiekeberg-Geschäftsführerin geht derzeit davon aus, dass der Förderverein im Oktober oder November das 13.000 Mitglied aufnehmen kann.
Den Etat des Kiekebergs bestimmt vor allem der mit dem Landkreis geschlossene Zukunftsvertrag. Er sieht vor, dass noch bis einschließlich 2023 jedes Jahr 1,976 Millionen Euro an das Freilichtmuseum fließen. Für die Übernahme von kulturellen Aufgaben, wie die Organisation des Kultursommers oder Denkmalschutzaufgaben erhält das Museum weitere 175.000 Euro vom Kreis. Rechnet man noch die Gesamteinnahmen von Besuchern von 786.000 Euro hinzu, ergibt sich der Großteil des Museums-Etats von 3,192 Millionen. Seine Höhe hat sich 2017 kaum verändert. Insgesamt arbeiten im Museum und den Außenstellen (Gesamtetat: 3,6 Millionen Euro) 7o Mitarbeiter auf 37 Vollzeitstellen.
Für dieses Jahr wird nun die geplante Ausstellung „Königsberger Straße“ konkreter. So soll am 5. Juni erstmals ein Treck-Wagen präsentiert werden, mit dem eine Familie 1944 aus Rumänien in den Landkreis Harburg gezogen ist. Die Mitglieder der Familie, deren Geschichte vorgestellt werden soll, hatten den Wagen über Jahre hinweg selbst restauriert. „Nun haben sie uns ihn als Spende überlassen“, sagt Museumschef Zimmermann.
Ebenfalls in die Ausstellung, die die Zeit vom Ende des 2. Weltkriegs an beleuchten soll, wird die Nissenhütte integriert, die bereits seit Frühjahr 2007 im Außenbereich des Kiekeberg-Museums steht und besichtigt werden kann. Die Unterkunft stammt aus dem Camp Reinsehlen bei Schneverdingen, wo zuvor britische Soldaten stationiert waren. Auf 50 Quadratmetern sollten die Nissenhütten gleich zwei Familien Platz bieten.
Nissenhütten wurden nach Kriegsende vor allem dafür genutzt, Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten vorerst unterzubringen. Ihr Name stammt von dem kanadischen Offizier Peter Norman Nissen, der die Hütten im 1. Weltkrieg für britische Soldaten entwickelt hatte.