Buxtehude. Das alte Bahnhofsgebäude ist marode. Eine Bürgerinitiative erarbeitet jetzt Konzepte für eine bessere Nutzung.

Keine öffentlichen Toiletten, keine Gastronomie, keine Geldautomaten, Ratten, die am helllichten Tage am einsturzgefährdeten und teilweise nicht nutzbaren Hauptgebäude umherlaufen, beißender Geruch nach Urin und umherliegender Müll – die Liste der Mängel des Buxtehuder Bahnhof ist lang. Diese Mängel nahm der Buxtehuder SPD-Politiker Alexander Paatsch nun zum Anlass, zu handeln. „Der Bahnhof beschäftigt mich schon seit mehreren Jahren. Vor acht Jahren ist die letzte Gastronomie raus“, sagt der 49-Jährige gebürtige Berliner. Der Zustand sei eine Zumutung. Rund 15 Bürgerinnen und Bürger trafen sich erstmals vor rund zwei Wochen um die „Bürgerinitiative Bahnhof Buxtehude“ zu gründen.

Vorbild ist die Genossenschaft „Bürgerbahnhof Cuxhaven“, die der Deutschen Bahn im Zusammenarbeit mit der Stadt Cuxhaven den ähnlich heruntergekommenen Bahnhof 2016 abkaufte und seit August 2017 umfassend saniert und umgestaltet. Über fünf Jahre lang generierte die Cuxhavener Genossenschaft, bestehend aus vielen Unternehmen, Vereinen, Organisationen und Privatpersonen, rund eine Million Euro. Zusätzlich überreichte das Land Niedersachsen einen Förderbescheid in Höhe von 800.000 Euro.

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Der Kaufpreis für den Bahnhof macht jedoch nur einen Bruchteil der finanziellen Anstrengungen aus. Nach diversen Ausschreibungen zu verschiedenen Sanierungsarbeiten wurde das Bahnhofsgebäude Mitte September für die Bauarbeiten komplett gesperrt. Geplant ist, das historische Kerngebäude in seinen Grundzügen zu erhalten, jedoch umfassend zu sanieren und mit neuen Konzepten zu füllen.

Seit Langem versucht auch die Stadt Buxtehude, den Bahnhof zu kaufen, jedoch vergeblich – die Deutsche Bahn habe kein Interesse an einem Verkauf, so die Begründung der Stadt. Nun versucht es Paatsch über einen anderen Ansatz, mit einem Projekt ohne parteipolitischen Hintergrund. „Entscheidend ist, dass wir ein Nutzungskonzept erstellen, damit die Deutsche Bahn überhaupt verkaufen will“, erklärt Initiator Paatsch. Der Kaufpreis sei letztendlich nicht das Problem, zu rechnen sei mit einem Preis zwischen 10.000 und 225.000 Euro.

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Bislang verkaufte die Deutsche Bahn rund 700 Bahnhöfe an private Organisationen oder Städte. Diese liegen zum Teil an nicht mehr befahrenen oder auch, wie in Cuxhaven, an noch aktiven Strecken. „Das zeigt, dass die Deutsche Bahn einen Verkauf nicht kategorisch ausschließen kann. Ich denke, das ist eine Strategie, um den Preis in die Höhe zu treiben“, erklärt Alexander Paatsch.

Die Buxtehuder Bürgerinitiative plant zunächst einen Ortsbesuch in Cuxhaven um sich mit der Cuxhavener Genossenschaft auszutauschen. Doch es gibt eine Reihe von Ideen, die unmittelbar umgesetzt werden können. Dazu gehört eine Müllsammelaktion, sowie Infostände und Unterschriftenaktionen, um die Initiative bekannter zu machen und neue Mitglieder anzuwerben. Erste Ideen der Bürger, um wieder Leben in den Bahnhof zu bringen, sind ein Bürgercafé, die Verbesserung der Sauberkeit und Barrierefreiheit, sowie ein neuer Warteraum.

„Der Bahnhof ist die Visitenkarte einer jeden Stadt“, sagt Paatsch. „Viele Besucher Buxtehudes reisen mit der Bahn an, der aktuelle Zustand des Bahnhofs vermittelt ein vollkommen falsches Bild der Hansestadt.“

Verbindung von Hamburg nach Stade

Die Niederelbebahn, die im Jahr 1881 eröffnet wurde, war Grund für den Bau des Bahnhofs in Buxtehude. Sie führte von Hamburg nach Stade. Im Jahre 1928 bekam der Bahnhof einen weiteren Anschluss in Richtung Harsefeld.

Seit 2007 ist der Buxtehuder Bahnhof mit der Linie S3 an das S-Bahnnetz des HVV angeschlossen. Seitdem vervielfachte sich die Anzahl der Fahrgäste, die den Buxtehuder Bahnhof täglich zum Pendeln nach Hamburg oder Stade nutzen. Im Zuge des Anschlusses an das S-Bahnnetz wurden in erster Linie Bahnsteige und Fahrkartenautomaten erneuert, am Bahnhofsgebäude tat sich kaum etwas.