Buchholz . In der Nordheidestadt steht der Name Slawski für literarische Kompetenz. Dafür gab es nun eine Auszeichnung
„Kommen Sie doch um 15 Uhr. Ich habe gerade noch eine Schulklasse hier, und später kommt der Börsenverein“, sagt Monika Külper am Telefon. Das kurze Gespräch ist nur eine Momentaufnahme, doch sie ist stellvertretend für das Engagement der Buchholzer Buchhandlung Slawski. Das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur belohnt dieses Engagement jetzt mit dem Niedersächsischen Buchhandelspreis. Der ist mit 5000 Euro dotiert und wird in Zusammenarbeit mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels, Landesverband Nord, vergeben.
„Die Jury muss wohl mal hier gewesen sein“, sagt Monika Külper, denn selbst um den Preis beworben hat die Buchhändlerin sich nicht. „Das haben wir nur einmal vor vielen Jahren gemacht, mit einem sehr großen Aufwand, aber unsere Bewerbung war angeblich nicht aussagekräftig genug.“ Umso mehr freut sich die Inhaberin der Buchhandlung Slawski, dass der Börsenverein das anders sieht. „Gerade in ländlichen Regionen sind Buchhandlungen oft wichtige Akteure, wenn es um kulturelle Bildung und Teilhabe geht. Dank Monika Külper ist die Buchhandlung Slawski ein literarisches Kleinod“, lobt Niedersachsens Wissenschaftsminister Björn Thümler in der Begründung zur Preisverleihung.
Schulklassen etwa kommen regelmäßig zu Besuch, in diesen Tagen anlässlich des „Welttags des Buches“ sind es Fünftklässler aus Buchholz. „Sie dürfen sich alles anschauen und anfassen. Auch 200 Euro teure Bildbände“, sagt Monika Külper. Die Schüler gingen respektvoll mit den Büchern um. „Obwohl sich etwa ein Drittel als erstes auf unseren Buchhandlungshund Wanja stürzt.“ Der dickfellige, vierbeinige „Mitarbeiter“ hat sogar eine eigene Mailadresse. Meist liegt er irgendwo zwischen dem Lesesofa und den Tischen mit den ausgelegten Büchern und schläft. „Wir sind eine Buchhandlung mit Bodenhaltung“, sagt Monika Külper dazu. Das betrifft auch die Bücher selbst, denn der kleine Laden neben dem Buchholzer Kino ist bis auf den letzten Platz mit Lesestoff belegt. Zur Not eben auch auf der Sofalehne oder dem Fußboden. Dort liegt der neue Schätzing – obwohl Bestseller nicht das Hauptgeschäft sind – dort ein russischer Klassiker in neuer Auflage: „Meister und Margarita“ von Michail Bulgakow ist eines der Lieblingsbücher von Monika Külper. Im „Séparée“ finden sich Kinderbücher, im „Katzenzimmer“ werden Büroarbeiten erledigt. Letzteres heißt so, weil sich hier im Laufe der Zeit Bilder von Katzen, vor allem Großkatzen angesammelt haben, die alle in Beziehung zu Büchern oder der Buchhandlung selbst stehen.
Einen großen Teil der Arbeit nehmen auch die Veranstaltungen ein. Wenn Autoren zur Lesung kommen, müssen Fensterbänke und Lesetische leer- beziehungsweise beiseite geräumt werden, dann haben 60 Zuhörer Platz. „Unsere Reihe heißt ,Autoren hautnah‘, und viele Autoren und Verleger sagen immer wieder, dass die Atmosphäre hier in Buchholz viel schöner ist als zum Beispiel in Berlin“, sagt die Buchhändlerin. So mancher Autor konnte danach seine Vorurteile über die ach so spröden Norddeutschen begraben.
Dass das Buchholzer Publikum so aufgeschlossen ist, hat dazu geführt, dass die Verlage selbst an die Buchhandlung Slawski herantreten. „Ich kann den Verlagen da auch ganz vertrauen“, sagt Monika Külper. Manchmal sind es auch die ganz großen: „Wenn sich Rafik Schami ankündigt, müssen wir schon in die Empore.“
Trotzdem war ein Umzug seit Gründung des Geschäfts im Jahr 1976 nie ein Thema. „Die Lage zwischen Kino und CD-Laden ist hervorragend“, betont die Inhaberin. „Wir sind hier auch ein bisschen wie im Elfenbeinturm. Wir haben unsere Stammkundschaft, das Angebot von Amazon und Co. hat sich nur anfangs ausgewirkt. Mittlerweile haben wir unseren eigenen Online-Shop.“
Persönliche Empfehlungen, Interesse auch fürs Außergewöhnliche, jungen Autoren ein Forum bieten – das sind die Dinge, auf die die Buchhandlung Slawski Wert legt. Monika Külper, die dort einst ihren Beruf erlernte und seit nunmehr 30 Jahren die Inhaberin ist, gibt ihr Wissen gern weiter. Im August wird wieder eine Auszubildende ins Team kommen. „Das ist eine schöne Zusammenarbeit mit den jungen Leuten“, sagt sie.
Zur Stammbelegschaft gehört noch Uta Neb seit rund 15 Jahren, hinzu kommen Schüler und Studenten, die hier arbeiten. Im Schnitt sind es drei Personen, im Weihnachtsgeschäft sieben. Sie alle verbindet die Liebe zur Literatur, und manchmal müssen sie sich bremsen, um nicht einfach den ganzen Tag lesend zu verbringen. „Einmal bin ich sogar nach Ladenschluss lesend zum Parkplatz gegangen, weil ich einfach nicht aufhören konnte“, sagt Monika Külper.
Während des gesamten Gesprächs springt sie immer wieder auf, zieht ein Buch aus dem Regal und erzählt darüber, die Lust aufs Lesen ist ansteckend. Und sollte ein Buch wider Erwarten doch nicht beim Leser ankommen, hat Monika Külper nur einen Wunsch: „Bringen Sie das Buch zurück, das ist uns lieber, als würden Sie nie wiederkommen.“ Schwer vorstellbar, gibt es doch noch so vieles zu entdecken in dieser ausgezeichneten Buchhandlung.