Winsen . Beamte wollen Randalierer festnehmen, werden bedrängt. Polizeichef: „Vom Ausmaß der Gewalt erschrocken!“

Während der Vatertag sowohl im Bezirk als auch im Landkreis Harburg aus polizeilicher Sicht verhältnismäßig ruhig ablief, ist es im Rahmen des Winsener Stadtfestes am Donnerstagabend zu einem größeren Polizeieinsatz gekommen. Im Verlauf einer Festnahme wurden mehrere Beamte bedroht und bedrängt.

Gegen 20.45 Uhr waren zwei Polizisten im Bereich des Schlossparks unterwegs, als ihnen ein 24-jähriger Mann entgegentrat und mit einer offensichtlichen Spielzeugpistole auf die Beamten zielte. Der 24-Jährige drückte mehrfach ab und äußerte Sätze wie „Ich knall’ dich ab!“ und „ich mach dich fertig!“

Die Beamten wollten den Mann zur Personalienfeststellung mit auf die Dienststelle nehmen. Hiergegen wehrte er sich allerdings vehement. Ein 22-jähriger Begleiter des Mannes versuchte zudem mehrfach, die Beamten von seinem Freund weg zu schubsen. Im Gerangel trat der 24-Jährige einer Polizeibeamtin gegen das Sprunggelenk, so dass sie ihren Dienst nicht fortsetzen konnte und von Kollegen zum Rettungsdienst gebracht werden musste.

Letztlich konnte der 24-Jährige fixiert und in einen Streifenwagen gebracht werden. In dieser Situation solidarisierten sich jedoch zunehmend vorher unbeteiligte Festbesucher und beschimpften die eingesetzten Beamten. Sie forderten daraufhin weitere Verstärkung an. Die Polizisten setzten mehrfach Pfefferspray ein, um die aufgebrachte Menge auf Abstand zu halten. Eindeutige Aufforderungen, sich nicht weiter zu nähern, hatten die Umstehenden zuvor ignoriert. Letztlich mussten 30 Polizeibeamte, die zum Teil von den umliegenden Dienststellen zum Winsener Schlossplatz entsandt worden waren, für Ruhe sorgen.

Von 17 Personen stellten die Beamten die Personalien fest. Gegen die beiden 22 und 24 Jahre alten zunächst Beschuldigten wurden Verfahren wegen tätlichen Angriffs und Bedrohung von Polizeibeamten, Widerstands gegen Polizeibeamte, Körperverletzung und versuchter Gefangenenbefreiung eingeleitet. Auch die anderen aktenkundig gewordenen Pöbler müssen unter Umständen mit Verfahren rechnen.

Polizeioberrat Wilfried Reinke, Leiter Einsatz bei der Polizeiinspektion Harburg, zeigt sich erschrocken vom Ausmaß der Gewalt, die den Beamten entgegen schlug: „Die konkrete und anlasslose Bedrohung meiner Beamten erfüllt mich mit Sorge. Dass Unbeteiligte im Anschluss polizeiliche Maßnahmen zu verhindern suchen, ist aus meiner Sicht ein absolutes Tabu, dem wir mit aller Entschlossenheit entgegenwirken müssen. Ich hoffe, dass die verletzte Beamtin schnell wieder gesund wird.“

Immer häufiger sehen sich Polizeibeamte, Mitarbeiter der Feuerwehr und sogar Rettungssanitäter gewalttätigen Angriffen von zunächst Unbeteiligten ausgesetzt. Ein tragischer Fall: Auf dem Meckelfelder Dorffest 2015 war ein Polizist so schwer verletzt worden, dass er bis heute dienstunfähig ist und konstanter Hilfe bedarf.