Harburg. Der Anwalt ist aus der Harburger Bezirkspolitik nicht wegzudenken. Viele sehen in dem CDU-Politiker den heimlichen Bürgermeister.
Wenn „RaDiFi“ Ralf-Dieter Fischer heute die Kerzen auf seiner Geburtstagstorte auspustet, muss er tief Luft holen, aber das kann er. Er hat in jungen Jahren auf dem Fußballplatz und später als Politiker immer schon langen Atem bewiesen. Die siebzig Lichtlein auf der heutigen Torte sollten kein Problem darstellen.
Das Geburtstagskind ist eine politische Konstante in Harburg. Seit den 80er-Jahren ist er prominent aktiv. Mitglied der CDU wurde Fischer bereits mit 24. Er war Bürgerschaftsabgeordneter, Bundestagskandidat, ist noch drei Wochen lang Harburger Kreisvorsitzender seiner Partei und bleibt deren Fraktionsvorsitzender in der Bezirksversammlung. Der verstorbene Bezirksamtsleiter Thomas Völsch – politisch eher Gegner als Freund Fischers – sage mal über ihn: „Es ehrt uns schon, dass ein Mann seines Formats die Bezirksversammlung bereichert.“ Zu dem Zeitpunkt war Fischer Oppositionsführer.
Geboren wurde Ralf-Dieter Fischer im heutigen Tarp, das liegt in Angeln. Seine Eltern waren als Flüchtlinge dort untergekommen. Schon als kleines Kind jedoch kam Fischer nach Hamburg. Fischers waren nach Wilhelmsburg-Neuhof gezogen.
Zur Schule ging der junge Ralf-Dieter zunächst auf die Grundschule Rotenhäuser Damm, danach eine Straßenecke weiter auf das „blaue Gymnasium“ Wilhelmsburg an der Rotenhäuser Straße. Fußball spielte er allerdings nicht in der Nähe seiner Schule bei Rot-Weiß Wilhelmsburg, sondern „zu Hause“ beim SV Neuhof.
Neuhof war einer der Hamburger Stadtteile, die 1962 von der Flut am stärksten betroffen waren. „Wir haben ganz schön nasse Füße gekriegt“, sagt Fischer. Seinen Eltern wurde das unheimlich. Sie sahen sich nach sichererem Boden um und fanden Bauland in Neugraben. Zur Schule ging RaDiFi weiterhin in Wilhelmsburg. Die kirchliche Jugendgruppe wechselte er jedoch und war fortan in der Neugrabener Michaelis-Gemeinde zu finden.
Das war vom Schicksal auch gut eingefädelt: „In der Gemeindejugend habe ich meine Frau Lydia kennen gelernt – und egal, was mir hinterher beruflich oder politisch an Gutem widerfahren ist: Sie kennenzulernen war das Glück meines Lebens“, sagt Fischer.
Das Paar hat zwei Töchter, Britt-Meike und Treeske. Beide sind selbst politisch aktiv. Auch Lydia Fischer ist keineswegs „nur Gattin“, sondern war selbst von 2004 bis 2011 Mitglied der Bürgerschaft. Dort war zuvor Ralf-Dieter von 1982 bis 1997 Abgeordneter. Dann geriet er ins Zwielicht, wegen seines Hauptberufs als Anwalt, eines Mandanten, der scheinbar glaubte, sich über die Wahl seines Rechtsvertreters politisch Vorteile verschaffen zu können, und den Umgang mit diesem Konflikt. Die Harburger CDU stellte jemand anderen für die Bürgerschaftswahl auf.
2001 war Fischer zurück, als Kreisvorsitzender der Harburger CDU. Seit 2004 gehört er der Harburger Bezirksversammlung an und ist auch CDU-Fraktionsvorsitzender. 2001 wollte Bürgermeister von Beust, dass Fischer Bezirksamtsleiter in Harburg wird. „Ich bin aber kein Beamtentyp“, sagt Fischer, der damals ablehnte, wohl aber Torsten Meinberg in das Amt manövrierte.
Fischer schmiedete zwei Schwarz-Grüne und eine Rot-Schwarze Koalition in er Bezirksversammlung und war in der Zeit der absoluten SPD-Mehrheit von 2011 bis 2014 Oppositionsführer. Kein Wunder, dass manch einer ihn den „heimlichen Bürgermeister von Harburg“ nennt.
Politisch hat er es oft verstanden, sein Gegner auf die Palme zu bringen. Seine geschliffene, provokante Rhetorik hilft ihm dabei. Allerdings will er nun etwas kürzer treten. Zur Kreisvorstandswahl ritt RaDiFi nicht wieder an. „Ich will mehr Zeit habe, mit meiner Frau Museen und Galerien in nah und fern zu bereisen“, sagt der erklärte Liebhaber moderner Kunst. Der Bezirksversammlung will er allerdings noch etwas länger angehören. Vielleicht feiert RaDiFi dann auch seinen 75. Geburtstag noch als aktiver Politiker.