Harburg. Große Veränderung stehen an: Neue Wache in Neugraben-Fischbek, Umzug der Wachen Harburg und Finkenwerder.
Mit einer neuen Feuer- und Rettungswache (FuRW) und einer Verlegung der derzeitigen FuRW am Großmoorbogen will die Hamburger Berufsfeuerwehr dafür sorgen, dass ihre Leute in Harburg schneller am Einsatzort sind. In der Hansestadt gilt für Berufsfeuerwehrleute das Ziel, innerhalb von acht Minuten nach der Alarmierung am Einsatzort zu sein.
Im Bezirk Harburg gelang es in den vergangenen zwei Jahren allerdings nur bei knapp der Hälfte aller Einsätze, diese Zielvorgabe zu erfüllen. Im Stadteil Eißendorf waren die Retter 2016 sogar nur in sechs Prozent, in 2017 nur in 15 Prozent der Einsätzen innerhalb dieser acht Minuten vor Ort. Damit landet Harburg weit abgeschlagen hinter dem Hamburger Durchschnitt. „Der im Vergleich zum übrigen Stadtgebiet niedrige Erreichungsgrad resultiert unter anderem aus der nicht optimalen örtlichen Verteilung der vorhandenen Feuer- und Rettungswachen“, schreibt die Feuerwehr als Antwort auf eine Abendblatt-Anfrage.
Bisher gibt es im Bezirk Harburg neben der FuRW 31 am Großmoorbogen nur noch eine zweite Berufsfeuerwache an der Waltershofer Straße. An diesen Wachen sind 24-Stunden am Tag Feuerwehrleute und besetzten einen Löschzug. Ergänzt werden die Berufsfeuerwehren im Wachbezirk Harburg durch zehn Freiwillige Feuerwehren. Sie fahren teilweise auch ohne Berufsfeuerwehr Einsätze. Bei Feuermeldungen ergänzt fast immer mindestens eine freiwillige Feuerwehr die Berufsretter.
Im Stadteil Eißendorf wird das Problem besonders deutlich. Fast 25.000 Harburger leben dort. Nur zwei Stadtteile im Bezirk haben noch mehr Einwohner. Doch die Feuerwehr erreicht hier fast nie das Schutzziel. Das liegt zum einen daran, dass die zuständigen Feuer und Rettungswachen Harburg aus dem Gromoorbogen und Süderelbe auch bei einer guten Verkehrslage zu weit von den meisten Einsatzorten entfernt sind. Zum anderen zieht sich Eißendorf über ein großes Gebiet bis zur Landesgrenze an den Landkreis Harburg. Bis die Berufsfeuerwehr beispielsweise den Ehestorfer Weg erreichen kann, dauert es auch mit Sonderrechten mehr als acht Minuten.
„Kompensiert wird das aktuell unter anderem durch die parallele Alarmierung von jeweils zwei Freiwilligen Feuerwehren“, schreibt die Feuerwehr. Doch die freiwilligen Feuerwehrleute aus Eißendorf, die ihre Wache an der Stader Straße haben, brauchen dennoch oft länger. Schließlich müssen sie bei einem Alarm erst von ihrer Arbeitstelle oder Wohnung zur Wache fahren. Außerdem sind die Freiwilligen Feuerwehren nicht immer im Dienst. Wenn sich weniger als sechs Ehrenamtliche einer Wache als Einsatzbereit melden geht die Wache außer Dienst und wird in den Alarmierungen nicht berücksichtigt. Erst wenn wieder genügend Freiwillige Zeit haben wird die Wache wieder aktiv.
Das bedeutet für den Stadtteil Eißendorf, wenn die dortige Freiwillige Feuerwehr nicht im Dienst ist, werden die Feuerwehren aus den Stadtteilen Harburg und Neugraben alarmiert. Ein Problem mit sinkenden Mitgliederzahlen sieht die Feuerwehr aber nicht: „Hinweise, dass sich im Süden immer weniger Leute in der Freiwilligen Feuerwehr engagieren, sind nicht erkennbar.“
Feuerwache Harburg soll in Richtung Westen umziehen
Von der FuRW Harburg (F31) mit ihrem Standort im Gewerbegebiet am Großmoorbogen sollen die Einsatzkräfte die Stadtteile von Harburg über Eißendorf bis Gut Moor abdecken. Das dies nicht innerhalb von den gewünschten acht Minuten geht, ist spätestens seit einem Strategiepapier aus dem Jahr 2010 klar. Schon dort wird festgehalten, dass etwa die Hälfte des Wachgebiets aufgrund der Entfernung nicht innerhalb des Schutzziels erreicht werden kann. Die Feuerwehr plant „um die Zielerreichung nachhaltig zu verbessern“ eine Verlegung der FuRW 31 in Richtung Westen, zur Harburger Innenstadt. Dort war die Wache bis 1984 schon einmal angesiedelt. In dem Gebäude an der Hastedtstraße befindet sich jetzt ein Gymnasium. Wo die Feuerwache zukünftig untergebracht werden soll, ist derzeit noch unklar. Nach dem Umzug sollte sich die Erreichbarkeit der Stadtteile aber deutlich verbessern.
Der Bezirk Harburg wächst. Durch drei Neubaugebiete in Neugraben-Fischbek entstehen derzeit 4500 neue Wohneinheiten. Zwischen 10.000 und 15.000 neue Bewohner wird die Region Süderelbe dazu gewinnen. Bisher deckt die Berufsfeuerwehr Süderelbe aus der Waltershofer Straße den Bereich ab. Doch auch hier zeigte sich schon 2010, dass 60 Prozent des Wachgebiets nicht unter der Zielvorgabe erreicht werden können. Damals war das vor allem brach liegendes Land. Doch mit den Neubaugebieten wächst die Brandgefahr deutlich.
Die FuRW 36 wird allerdings nicht umziehen. Sie wird weiterhin an diesem Standort benötigt, um auch den Hafen und Teile Harburgs abdecken zu können. Deswegen soll eine neue Berufsfeuerwehrwache im Bereich Neugraben-Fischbek entstehen. Die neue FuRW könnte am ehemaligen Baumarkt am Geutensweg gebaut werden. Damit würde die Berufsfeuerwehr auch die Freiwilligen Feuerwehren entlasten.
Auch die FuRW Finkenwerder wird umziehen. Grund ist die ungünstige Lage im Ortskern und der fehlenden Erweiterungsmöglichkeiten auf dem jetzigen Gelände. Die genauen Standorte sollen in den nächsten Monaten beschlossen werden.