Heimfeld. Projekt in der Haake scheiterte am Landschaftsschutz. Nun sollen 100-jährige Buchen abgesägt werden.

Nach zweijährigen zähen Verhandlungen ist der Kletterpark Kuhtrift nun endgültig am Widerstand der Umweltbehörde gescheitert. Statt einer Freizeitanlage auf zwei bis drei Hektar Fläche zu errichten, kündigt Waldbesitzer Heinrich Schabert nun an, im kommenden Winter 400 bis 600 alte Buchen fällen zu wollen. Damit nutzt er den Wirtschaftswald so, wie es das Landeswaldgesetz vorsieht.

Im Juni 2016 hatte Schabert angekündigt, in seinem Waldgebiet in Harburg einen Kletterpark errichten zu wollen. Knapp vier Jahre zuvor hatte Schaberts Firma ImmoForst OHG mit Sitz im Bayerischen Dinkelsbühl ein insgesamt 47 Hektar großes Waldgebiet in der Haake erworben.

Nun sollte ein besonders attraktives Teilstück, ein alter Buchenwald, zur Freizeitanlage werden. Dazu hätten nur einzelne Bäume, vorwiegend für die Verkehrssicherheit, entnommen werden müssen, so Schabert. Während des Genehmigungsprozesses betonte er immer wieder den verhältnismäßig geringen Eingriff seines Projektes in das Ökosystem Wald.

Die Behörde für Umwelt und Energie (BUE) sieht dies ganz anders: „Der beabsichtigte Kletterpark verträgt sich nicht mit der Verordnung des Landschaftsschutzgebiets, weil er dem Schutzzweck – Erhalt der Landschaft in ihrer jetzigen Form für die ruhige Naherholung und den Arten- und Biotopschutz – nicht entspricht. Deswegen müsste für den Kletterpark das LSG aufgehoben werden“, heißt es in einer Stellungnahme der Behörde. Grundsätzlich könne der Senat Landschaftsschutzgebiete (LSG) aufheben, wenn die beabsichtigte Nutzung im gesamtstädtischen Interesse höher stehe als der Landschaftsschutz, ergänzt BUE-Sprecher Björn Marzahn. „Im Fall des Kletterparks sehen wir dies nicht.“

In einem anderen Fall, beim Bau einer Flüchtlingsunterkunft in Hummelsbüttel mit der Perspektive, dort Wohnraum zu schaffen, habe die Stadt diesen Schritt gemacht und eine Fläche aus einem Landschaftsschutzgebiet herausgenommen, sagt Marzahn. Beispiele für gewerbliche Nutzungen seien ihm nicht bekannt.

Im Fall des Heimfelder Kletterparks hatten sich die Fronten im vergangenen Jahr immer mehr verhärtet. Schon damals betonte Schabert, dass er seinen Wirtschaftswald zu nutzen gedenke – wenn nicht in Form eines Kletterparks, dann durch Holzernte. Nun kündigte er an: „Im Forstwirtschaftsjahr 2018/2019 planen wir den Einschlag von circa 400 bis 600 Altbäumen (80- bis 120-jährig).

In den Folgejahren sind weitere Hiebmaßnahmen in dieser Größenordnung geplant.“ Diese Eingriffe geschehen „immer auf Grundlage des Hamburger Waldgesetzes“, betont der Privatwaldbesitzer. Das Gesetz schreibt beispielsweise vor, dass die Bestände „nachhaltig, strukturreich, standortgerecht und naturnah“ zu bewirtschaften sind, dass der Wald als „Lebensraum für eine artenreiche Pflanzen- und Tierwelt zu erhalten“ sei und dass Waldarbeiten mit Techniken durchgeführt werden, die den Boden und den Baumbestand schonen.

„Es ist der ImmoForst OHG nicht verboten, 80- bis 120jährige Buchen zu fällen. Wie in vielen anderen Fällen auch, kommt es hierbei auf die Menge und die Art des Eingriffes an“, sagt Susanne Meinecke, Sprecherin der Wirtschaftsbehörde, die in Hamburg für die Forstwirtschaft zuständig ist. Von den 4800 Hektar Wald in Hamburg sind immerhin 1400 Hektar Privatwald.

„Die Errichtung eines Waldkletterparks ist eine Umwandlung von Wald in eine andere Nutzungsart und nach Paragraf vier Landeswaldgesetz genehmigungspflichtig“, so die Wirtschaftsbehörde. Für die Entscheidung, ob ein Kletterpark-Projekt genehmigt werde, gelte es, die Interessen des Eigentümers an der Waldumwandlung mit dem Interesse der Allgemeinheit an der Walderhaltung abzuwägen.

Die Behörde kommt dabei zu einem ähnlichen Schluss wie die BUE: „Die Waldfläche an der Kuhtrift ist Teil eines großräumigen, zusammenhängenden und geschlossenen Waldgebietes und damit schon zu den Waldflächen in Hamburg zu rechnen, für die eine Umwandlung auszuschließen ist. (...) Der Wald ist naturnah gepflegt und strukturreich. Es handelt sich um ein besonders wertvolles Biotop. Der sehr groß konzipierte Waldkletterpark hätte die Schutz- und Erholungsfunktionen des Waldes gravierend geschädigt und eingeschränkt.“

„Unser Kletterpark-Vorhaben ist am alleinigen Widerstand der BUE gescheitert“, sagt dagegen Heinrich Schabert und kündigt an: „Wir ernten einen Großteil der alten Bäume, bevor deren wirtschaftliche Überalterung eintritt.“ Damit nutzt er den Wald so, wie er es ursprünglich geplant hatte.

Das Landschaftsschutzgebiet

Das LSG Vahrendorf Forst (Haake), Heimfeld, Eißendorf und Marmstorf ist im September 1955 eingerichtet worden und umfasst 146 Hektar.

Unter Schutz werden charakteristische Landschaften mit ihren Funktionen für den Naturhaushalt und für die Erholung gestellt. Das LSG hat seine Wurzeln im Reichsnaturschutzgesetz von 1935. Die dortigen Vorschriften hatten im Wesentlichen den Schutz des Landschaftsbildes zum Ziel.