Harburg. Investor Christoph Gröner präsentierte überarbeitetes Konzept für Gewerbe- und Wohnquartier. Nun wird ein Bebauungsplan erstellt.

Beim Projekt Neuländer Quarrée tut sich etwas: Am Montagabend präsentierte der Investor Christoph Gröner (CG Gruppe) den überarbeiteten Funktionsplan für das neue Quartier, das auf der Brachfläche an der Hannoverschen Straße zwischen der Chemikalienfirma Brenntag und der Neuländer Straße entstehen soll. Die neue Planung traf bei den Bezirkspolitikern auf Zustimmung. Sie machten den Weg frei zur Erarbeitung eines Projekt-bezogenen Bebauungsplans.

Das Projekt Neuländer Quarrée wurde erstmals im März 2012 der Öffentlichkeit vorgestellt. Damals entwickelte Thorsten Wiehe das rund 45.000 Quadratmeter große Grundstück am östlichen Eingang des Binnenhafens. Doch Wiehe verkalkulierte sich – im Frühjahr 2016 folgte die Insolvenz. Vor gut einem Jahr kaufte Christoph Gröner mit seiner CG Gruppe das Grundstück mit dem bereits weit entwickelten Projekt und überarbeitete das finanziell nicht tragfähige Konzept.

Die neue Planung ist mit der Bezirksverwaltung abgestimmt. Dennoch versteht Gröner sie nur als Vorschlag und zeigt sich offen für Anregungen von den Bezirksvertretern: „Sie verfügen über das Baurecht. Dies ist unser erstes Angebot und nicht das Ende vom Spiel.“ Harburgs Baudezernent Jörg Heinrich Penner lobte das geänderte Konzept: „Als Grundlage ist das erst einmal ein sehr guter Entwurf.“

Das bereits im ersten Anlauf geplante Hotel wird kommen. Auch die vorgesehene Nutzfläche von insgesamt gut 105.000 Quadratmeter bleibt gleich. Doch die CG-Gruppe will einen wesentlich größeren Wohnanteil realisieren. Er wird etwa 40 Prozent der Nutzfläche ausmachen, der Wiehe-Entwurf sah – zu einer Zeit, als der Wohnungsbau eine nicht ganz so hohe Priorität hatte – dagegen rund 25 Prozent vor.

Für die Präsentation wurden die
Für die Präsentation wurden die © HA | Angelika Hillmer

„Das Wohnen finanziert sich selbst. Dagegen ist der Bau von Gewerbeflächen spekulativ, solange es keinen Ankermieter für einen Großteil der Flächen gibt. Doch einen Großbetrieb wollen wir nicht. Wir planen ein Technologiezentrum mit Werkstätten und Ateliers, kleinen Produktionseinheiten, Laboren und Büros“, erläuterte Gröner den Mitgliedern des Stadtplanungsausschusses. Anders gesagt: Der Wohnungsbau ist für die CG Gruppe die finanziell sichere Bank, die es dem Investor erlaubt, bei den Gewerbeflächen stärker ins Risiko zu gehen.

Rund 500 Wohnungen werden am Neuländer Quarrée gebaut werden. In der Projektbeschreibung, die die CG-Gruppe im Internet veröffentlicht hat, wird eine Durchschnittsmiete von 14,50 Euro pro Quadratmeter genannt.

So könnte das geplante Wohnhochhaus aussehen (ein Beispiel)
So könnte das geplante Wohnhochhaus aussehen (ein Beispiel) © HA | Angelika Hillmer

Auf die Frage des Ausschussvorsitzenden Frank Richter (SPD), ob der Investor den in Hamburg geforderten Drittelmix zu berücksichtigen gedenke, also ein Drittel der entstehenden Wohnungen öffentlich geförderte Sozialwohnungen werden, antwortete Gröner ausweichend: „Wir wissen, dass 30 Prozent wünschenswert wären. Aber wir haben schon Mehrbelastungen durch das Gewerbe. Wir werden sehen.“

Die Bewohner des Viertels werden einen Lebensmittelmarkt und einige weitere Geschäfte sowie eine Kita vorfinden, kündigte Gröner an. Zudem soll der Innenbereich des Quartiers autofrei werden, von einzelnen Anlieferungen abgesehen. In drei Tiefgaragen sollen die Fahrzeuge geparkt werden.

„Unsere Gewerbegebäude werden ausschließlich von außen, von der Brenntag-Seite beliefert. Nach innen öffnen sie sich zu den Wohngebäuden hin“, sagte Architekt Martin Murphy, der den Masterplan erarbeitet hat. „Zum Kanal hin wird ein Vorplatz entstehen“, so Murphy. „Zwischen dem Wohnhochhaus und dem westlichsten Gewerbegebäude könnte ein Atrium für Gastronomie oder kulturelle Veranstaltungen entstehen“, ergänzte Gröner.

Insgesamt werden die Freiflächen etwas grüner und weniger blau gestaltet als im Vorgängerkonzept. Das heißt: Dort, wo einst eine Wasserfläche mit Steganlage in die Wohnsiedlung führte, ist jetzt ein Grünstreifen geplant.

Dem Architekten schwebt vor, auch die Dächer zu bepflanzen: „Wir schaffen eine Dachlandschaft, auf die die Bewohner des Hochhauses blicken werden.“ Gröner favorisiert dagegen eine Dachlandschaft mit Solaranlagen. Alle von der CG-Gruppe gebauten Quartiere zeichnen sich dadurch aus, dass sie Klimaschutz-Vorgaben übererfüllen, betonte der Investor.

Auf der Ausschusssitzung schaute er in mehrheitlich zufriedene Gesichter. „Ihr Projekt ist ein Quantensprung im Vergleich zur Planung von 2014“, sagte Rainer Bliefernicht von der CDU.

Der Masterplan

105.100 Quadratmeter Nutzfläche sollen im Projekt Neuländer Quarrée entstehen. 39.700 m2 werden zu Wohnraum. Das geplante Technologiezentrum soll eine Nutzfläche von 34.900 m2 erhalten.

15.600 m2 entfallen auf den Hotelneubau. Weitere 11.700 m2 werden in einem Bürogebäude an der Hannoverschen Straße entstehen, das auch gemeinsame Arbeitsbereiche (Co-Working) für Freiberufler, Kreative und Start-ups sowie Flächen für Gemeinschaftsverpflegung vorsieht. 3200 m2 sollen für Einzelhandel, Gastronomie und eine Kindertagesstätte zur Verfügung stehen.

Im Oktober 2019 könnte der auf das Projekt zugeschnittene Bebauungsplan verabschiedet sein, kalkuliert der Investor. Der Bereich mit dem Hotel und den Wohngebäuden wird als sogenanntes Urbanes Gebiet ausgewiesen. In diesen Mischgebieten aus Wohnen und Gewerbe darf die Lärmbelastung der Anwohner vor allem tagsüber höher sein als in allgemeinen Wohngebieten.