Harburg. Finanzbehörde sichtet jetzt die Einsendungen und lädt die Kandidaten ein, welche die Voraussetzungen erfüllen.

Der Bezirk Harburg scheint attraktiver zu sein als der Bezirk Hamburg-Nord, in dem sich immerhin so schicke Stadtteile, wie Winterhude, Eppendorf oder die Uhlenhorst befinden. Für den Posten der Bezirksamtsleitung in Nord fanden sich nur 13 Kandidaten. Für Harburg sind es 18, konnte die für Bezirksangelegenheiten zuständige Finanzbehörde gestern mitteilen, nachdem die Bewerbungsfrist am Freitag endete.

„Es waren zeitweise sogar 20 Bewerbungen“, sagt Finanzbehörden-Pressesprecher Christopher Harms, „aber zwei Kandidaten haben zurückgezogen. Unter den 18 verbleibenden Bewerbungen sind drei von Bewerberinnen und 15 von Bewerbern.“

Die Finanzbehörde sichtet nun die Unterlagen und bereitet sie für das Auswahlverfahren auf. Dabei geht es auch darum, zu prüfen, ob die wenigen formalen Voraussetzungen – Führungserfahrung, Verwaltungskenntnis sowie ein Studium oder eine vergleichbare berufliche Qualifikation – erfüllt sind. „Gemeinsam mit Vertretern der Fraktionen der Bezirksversammlung Harburg werden Anfang Mai die Bewerberinnen und Bewerber ausgewählt, mit denen Auswahlgespräche geführt werden sollen.“, sagt Harms.

Diese Auswahlgespräche, an denen Vertreter aller Fraktionen beteiligt sind, sind für die zweite Mai-Hälfte geplant. Im Anschluss erhalten die Bewerberinnen und Bewerber die Gelegenheit, sich allen Abgeordneten der jeweiligen Fraktionen vorzustellen.

„Die neue Bezirksamtsleiterin oder der neue Bezirksamtsleiter könnte in der zweiten Juni-Hälfte gewählt werden“, sagt Christopher Harms, „also in der letzten Sitzung der Bezirksversammlung vor der Sommerpause“

Harms betont, dass die Finanzbehörde das Verfahren lediglich organisiere, ohne inhaltliche Einflussnahme. „Ab Mai liegt das Prozedere mehr oder weniger in den Händen der Harburger Bezirksversammlung“, sagt er.

Dort macht man sich schon Gedanken darüber, was man vom nächsten „Harburger Bürgermeister“ erwartet: „Der Idealfall wäre, wenn er oder sie schon im Hamburger Süden wohnt und die örtlichen Gegebenheiten kennt“, sagt Jürgen Heimath, Vorsitzender der größten Fraktion in der Bezirksversammlung, der SPD, „und selbstverständlich erwarten wir von einem Bezirksamtsleiter, dass er sich aktiv in Hamburg für Harburger Belange einsetzt und im Bezirk ein offenes Gesprächsklima pflegt.“

Heimath wird an den Auswahlgesprächen nicht teilnehmen. Das übernimmt der SPD-Kreisvorsitzende Frank Richter, in der Fraktion Heimaths Stellvertreter.

Die zweitgrößte Fraktion, die CDU, gleichzeitig auch kleiner Koalitionspartner der SPD, erwartet ebenfalls eine „vertrauensvolle und offene Zusammenarbeit“, wie Fraktionschef Ralf-Dieter Fischer sagt, „vor allem müssen wir mit der neuen Bezirksamtsleitung eine Vereinbarung darüber abschließen, in welchen Angelegenheiten die Bezirksversammlung unbedingt beteiligt werden muss und in welcher Form das geschieht. Diese Vereinbarung hatten wir mit Thomas Völsch schon vorbereitet. Dass derzeit einige Dezernate und Fachämter eigenmächtig agieren, zeigt, wie nötig so eine Vereinbarung ist.“

„Ich hoffe, dass die neue Bezirksamtsleitung möglichst nicht parteigebunden ist“, sagt Jörn Lohmann von der oppositionellen Linksfraktion, „und dass sie die sozialen Schieflagen in Harburg erkennt und bekämpft, unter anderem durch eine vernünftige Wohnungsmarktsteuerung. Und ich hoffe, dass wie bei Thomas Völsch alle Fraktionen in die Prozesse des Bezirks eingebunden werden.“

Aufgaben fordern vielfältige Fähigkeiten

Als Chefin oder Chef der Harburger Verwaltung ist die Bezirksamtsleitung Vorgesetzte von knapp 800 Mitarbeitern, von Reinigungskräften bis Regierungsdirektoren. Aufgabe des Bezirksamtsleiters ist es nicht nur, Verwaltungsrecht und Vorgaben der Kommunalpolitik in Einklang zu bringen, sondern auch die Belange des Bezirks bei überregionalen Entscheidungen von Senat und Fachbehörden offensiv zu vertreten. Kenntnisse in Verwaltungsrecht und politisches Geschick sind deshalb Eigenschaften, die erfolgreiche Bezirksamtsleiter ausmachen.

Bei einer Wahl im Juni würde der oder die Neue das Amt nach der Sommerpause antreten. Viel ruhiges Polit-Fahrwasser wird er nicht haben. Spätestens ab Januar agieren die Bezirksfraktionen im Wahlkampfmodus.