Winsen. Arbeitsagentur bilanziert niedrigste Arbeitslosigkeit seit 1992. 212 Flüchtlinge vermittelt. Angebote für Langzeitarbeitslose
Die Zahl der Beschäftigten im Landkreis Harburg soll in diesem Jahr weiter steigen und die Arbeitslosigkeit gleichzeitig erneut zurückgehen. Davon geht das Forschungs-Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesanstalt für Arbeit für den Bezirk der Arbeitsagentur Lüneburg-Uelzen aus. „Harburg, als wirtschaftsstärkster Kreis in dem Bezirk, könnte beim Zuwachs der Beschäftigung sogar noch besser abschneiden als das insgesamt prognostizierte Plus von 2,3 Prozent“, sagte Arbeitsagenturchefin Kerstin Kuechler-Kakoschke in Winsen. Schon 2017 war die Zahl der Arbeitsplätze im Kreis um 4,7 Prozent oder 2755 Jobs auf 61.567 gestiegen. Der Landkreis profitiert derzeit vom Aufbau des Logistikcenters von Amazon. Dort haben beispielsweise Flüchtlinge, die zwar wenig Deutsch sprechen aber dafür Englischkenntnisse einbringen können, Chancen auf einen Job.
Für das Jahr 2017 lag die durchschnittliche Arbeitslosenquote im Landkreis Harburg bei 4,1 Prozent (Vorjahr: 4,3 Prozent). Die Zahl der Menschen ohne Job sank von 5707 auf 5503. Das entspricht dem niedrigsten Wert seit dem Jahr 1992, als 4864 arbeitslose Personen gezählt wurden. Ungewöhnlich ist, dass die Zahl der Langzeitarbeitslosen mit 55 Prozent nur leicht höher liegt als die Zahl der Menschen, die nur kurzfristig ohne Beschäftigung sind. „Hintergrund ist auch hier vor allem Amazon. Das Unternehmen bietet auch für die Langzeitarbeitlosen im Jobcenter Arbeitsplätze an“, sagte Klaus Jentsch, der Geschäftsführer des Centers für den Landkreis Harburg.
Im Kreis wohnen inzwischen fast 100.000 Arbeitnehmer, die berufstätig sind. Ihre Zahl erhöhte sich im vergangenen Jahr um 2534 auf 98.632. Es bleibt so dabei: Die Zahl der Auspendler zum Arbeitsplatz überwiegt deutlich. 62.064 verlassen auf dem Weg zum Job den Kreis, 24.984 steuern dagegen umgekehrt über die Hamburger Grenze hinweg nach Niedersachsen.
Thema Flüchtlinge: Von knapp 1200 Erwerbsfähigen, zu drei Vierteln Männer, werden derzeit 300 von Arbeitsagentur und Jobcenter betreut. „Das ist ein Schritt hin zu einer Beschäftigung“. sagte Kuechler-Kakoschke. Angekommen in einem Job sind im vergangenen Jahr 212 Flüchtlinge, eine Ausbildung haben 46 begonnen. „Wir haben es aber zum Teil auch mit Analphabeten zu tun und die Mehrheit hat keine formale Ausbildung“, so die Agenturchefin weiter. Daher rechnet sie mit fünf bis 15 Jahren bis die Mehrzahl integriert werden kann. „Wir müssen Überzeugungsarbeit für die Ausbildungen leisten, zumal das duale System aus Deutschland international kaum bekannt ist.“ Ohne Lehrzeit würden Flüchtlinge aber kaum nachhaltig tätig sein können und somit Kunden der Arbeitsvermittler bleiben.
Für das Jobcenter wird ein Schwerpunkt in diesem Jahr der Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit sein. „Wir haben für drei Jahre ein Programm aufgelegt, bei dem wir auf die einzelnen Familien schauen“, sagte Jentsch. Dabei geht es darum, möglichst viele in einem Haushalt in Arbeit oder Ausbildung zu bringen, um so den Verdienst zu steigern. Dadurch soll es gelingen, diese Menschen von Zahlungen des Jobcenters unabhängig zu machen.
Ein zweites Programm soll zunächst über zwei Jahre mit dem Land Niedersachsen verwirklicht werden. Ziel sind zusätzliche Jobs für Langzeitarbeitslose, die dann nach dem Tarif des öffentlichen Dienstes bezahlt werden. Bedingung ist jedoch, dass dies nicht auf Kosten etwa von Handwerksbetrieben geht, die durch solche Arbeiten eigene Aufträge verlieren könnten.
Die ausgewählten Bewerber sollen im Regelfall bei Kommunen angestellt werden. Die Löhne kommen zu 75 Prozent vom Jobcenter, der Rest kann über Prämien aus der Landeskasse aufgebracht werden. Jentsch und sein Team haben bislang 24 Arbeitsstellen gefunden, für die jetzt Bewerber gesucht werden. Insgesamt sollen in der ersten Phase zunächst 18 Plätze besetzt werden.
Bei den Budgets von Arbeitsagentur und Jobcenter ergeben sich für 2018 nur wenig Änderungen. Für die vier Kreise der Arbeitsagentur Lüneburg-Uelzen stehen ohne Arbeitslosengeld für Weiterbildung, Eingliederung und Förderung von Beschäftigten 22 Millionen Euro bereit. „Der Betrag kann noch aufgestockt werden“, sagt Kuechler-Kakoschke. Bei Jentsch steht dagegen der Betrag von sechs Millionen Euro fest. Er bezieht sich dabei allein auf den Landkreis Harburg.