Wilhelmsburg. Politiker aller Fraktionen im Regionalausschuss sprechen sich für einen Versuch an zunächst 18 Kreuzungen aus

Das Warten an einer roten Ampel in menschenleerer Gegend in der Nacht kann bis zu zwei Minuten dauern und ärgert Auto- und Radfahrer. Die CDU schlägt deshalb vor, 18 Ampeln in Wilhelmsburg in der Zeit von 22 bis 5 Uhr abzuschalten. Das soll den Verkehrsfluss verbessern und Emissionen verringern. Einstimmig hat der Regionalausschuss Wilhelmsburg beschlossen, die Nachtabschaltung von Ampeln in dem Stadtteil zu prüfen. Das Bezirksamt Hamburg-Mitte soll sich bei den zuständigen Dienststellen dafür einsetzen. Die Innenbehörde tut sich bisher jedoch schwer damit.

Eine ähnliche Initiative hatte die CDU-Bezirksfraktion in Wandsbek im Jahr 2015 gestartet – und war abgeblitzt. Eine vermehrte Abschaltung von Lichtzeichenanlagen in Hamburg sei grundsätzlich nicht geboten und aus Gründen der Verkehrssicherheit und der zu besorgenden volkswirtschaftlichen Schäden nicht zu verantworten, ließ die Innenbehörde in umständlichem Amtsdeutsch damals wissen.

Die Kosten für die Einrichtung einer Nachtabschaltung betragen laut Behörde etwa 500 Euro, wenn die Ampel mit einem zentralen Verkehrssignalrechner verbunden ist und bis zu 6000 Euro, wenn hierfür Arbeiten am Schaltgerät vor Ort notwendig seien.

Das Bundesrecht steht dem Abschalten von Ampeln reserviert gegenüber. Die Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrsordnung gibt vor, dass Ampeln in der Regel auch nachts in Betrieb zu halten seien. Nur in Ausnahmefällen sollten Ampeln nachts abgeschaltet werden. Zum Beispiel Bedarfsampeln vor Schulen und Kindergärten.

Gegner der Nachtabschaltung von Ampeln berufen sich auf eine Studie des Instituts für Verkehrsplanung und Straßenverkehr der Technischen Universität Dresden.

Ampeln in der Nacht abzuschalten, provoziere Unfälle, sagen die Forscher. Die Unfallkostenrate verdopple sich, die Unfälle seien deutlich schwerer. Die Studie entstand im Auftrag der Unfallforschung der Versicherer, Teil des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft.

Während die Versicherungswirtschaft „tote“ Ampeln fürchtet, weiß der Wilhelmsburger Bezirksversammlungsabgeordnete Ronald Dittmer die Auto- und Radfahrer auf seiner Seite, die auf menschenleeren Straßen vor roten Ampeln ausharren. „Jeder kennt doch solche Situationen. Das führt zu Unmut, auch bei den Anliegern. Zudem wird die Umwelt sinnlos geschädigt“, sagt er.

Die Grünen in Wilhelmsburg wollten sogar über den CDU-Vorschlag hinausgehen, und prüfen lassen, ob nicht sämtliche Ampeln in dem Stadtteil nachts abgeschaltet werden könnten. Ronald Dittmer konnte die übrigen Fraktionen davon überzeugen, dass eine überschaubare Prüfung an ausgewählten Kreuzungen eine höhere Erfolgsaussucht habe. „Sonst wird es nur eine Pauschalantwort geben“, warnte der CDU-Politiker.

Der Regionalausschuss Wilhelmsburg schlägt vor, insgesamt 18 Ampeln an den Straßen Bei der Wollkämmerei, Georg-Wilhelm-Straße, Mengestraße, Neuenfelder Straße, Otto-Brenner Straße, Neuhöfer Damm, Veddeler Damm und Am Saalehafen zu prüfen.

Einig sind sich Wilhelmsburgs Politiker, dass Ampeln nachts dort eingeschaltet bleiben sollen, wo sogenannte Autoposer üblicherweise langrasen. In Wilhelmsburg hatte dieses Phänomen zuletzt zumindest lästige, teilweise auch gefährliche Züge angenommen. Die Otto-Brenner-Straße gilt als ihr Revier. Die SPD hatte im Verlauf der Diskussion darauf hingewiesen. „Vor roten Ampeln halten sie in der Regel doch“, sagte Kesbana Klein (SPD).“Wir wollen keine Einladung für weiteres Rasen schaffen.“

Sollten Ampeln in städtischen Gebieten nachts abgeschaltet werden? Wie Ist Ihre Meinung zu dem Thema? Wir freuen uns auf Ihre Mail an harburg@abendblatt.de