Buxtehude. Rum-Roduzent und Münzprüffirma CPI bauen massiv Arbeitsplätze ab. Wirtschaftsförderung bleibt dennoch äußerst optimistisch

Die Entscheidung der Unternehmen Bacardi und Crane Payment Innovations, ihre jeweiligen Produktionsstätten in Buxtehude zu schließen, hat in der Hansestadt eine Debatte um die beste Strategie bei der Gewerbeansiedlung ausgelöst. In einer außerplanmäßigen Debatte am späten Mittwochabend im Wirtschaftsausschuss des Buxtehuder Stadtrates stellte Michael Lemke (Grüne) in Frage, dass es Sinn mache, wenn kleine Städte international agierende Konzerne ansiedeln. Die Standorttreue dieser Global Player sei heute austauschbar, gab der Industriekaufmann zu bedenken. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Stade dagegen rät, nicht auf große internationale Unternehmen zu verzichten.

Das Neben- und Miteinander von kleinen und mittelständischen Betrieben sowie international tätigen Konzernen sorge für eine ausgewogene Unternehmensstruktur, die Vorteile mit sich bringe, sagte Henrik Gerken, IHK-Referent für Volkswirtschaft. Vielerorts bestünden enge Dienstleister- und Zulieferbeziehungen zwischen Groß und Klein.

Für die Ansiedlung von Großunternehmen sprächen zudem die damit verbundenen Beschäftigungseffekte. Nicht selten gehören sie zu den größten Arbeitgebern vor Ort, so Gerken weiter. Das stärke die regionale Kaufkraft, wovon auch die kleinen und mittelständischen Unternehmen profitieren.

Das Buxtehuder Gewerbegebiet Alter Postweg
Das Buxtehuder Gewerbegebiet Alter Postweg © Stadt Buxtehude

Kleine Städte profitieren vom Image großer Unternehmen

„Darüber hinaus haben international tätige Unternehmen eine gewisse Strahlkraft. Kleinere Städte können das für ihre Außendarstellung nutzen und so in den Fokus von anderen Unternehmen sowie Fachkräften geraten, was wiederum zu weiteren Ansiedlungen und Zuwanderung führen kann“, nennt der IHK-Experte weitere Gründe, warum Buxtehude nicht auf namhafte Unternehmen verzichten sollte. So beklagte Alexander Paatsch (SPD) im Wirtschaftsauschuss auch einen erheblichen Imageverlust für die Stadt: „Bacardi kennt jeder“, sagte er.

Der SPD-Wirtschaftspolitiker rät, an der bisherigen Strategie zur Gewerbeansiedlung in Buxtehude festzuhalten. Die Stadt habe bisher „sehr weise“ agiert und einen Branchenmix geschaffen, der das Risiko minimiere. Dass der Rumhersteller Bacardi sein Werk schließt und das Münzprüf-Unternehmen Crane Payment Innovations (CPI) seine Produktion aus Buxtehude nach Manchester verlagert, sei deshalb kein schwerer Schlag, der den Wirtschaftsstandort Buxtehude insgesamt erschüttern könne, sagte Paatsch.

Buxtehudes Wirtschaftsförderin Kerstin Maack geht davon aus, dass andere Unternehmen die Lücken schließen werden, die Bacardi und CPI hinterlassen. „Wir haben nach wie vor eine hohe Nachfrage nach Gewerbeflächen“, sagt sie.

Buxtehudes Bürgermeisterin Katja- Oldenburg-Schmidt legt ihren Fokus auf die vom Arbeitsplatzverlust betroffenen Mitarbeiter. Für die Beschäftigten und ihre Familien bedeuteten die Unternehmensentscheidungen eine Katastrophe. Das wichtigste sei, diesen Menschen eine Perspektive zu eröffnen und sie in der Hansestadt zu halten. Teilweise seien Mitarbeiter 20 bis 30 Jahre in den Unternehmen tätig gewesen, sagt Katja Oldenburg-Schmidt. Wirtschaftsförderin Kerstin Maack verbreitet Hoffnung, dass die betroffenen Beschäftigten neue Jobs finden könnten. „Wir haben Unternehmen in Buxtehude, die Personal suchen“, sagt sie. Explizit nannte sie Unilever und das Medizintechnikunternehmen Implantcast. Die Agentur für Arbeit sehe eine „hohe Vermittlungschance.“

Verärgert haben Buxtehudes Wirtschaftspolitiker auf die ihrer Meinung nach inakzeptable Informationspolitik der beiden abwanderungswilligen Unternehmen reagiert. Die Stadtverwaltung sei überrascht und vor vollendete Tatsachen gestellt worden. Die Unternehmen hätten die Mitarbeiter informiert, danach erst die Stadt, sagte Katja Oldenburg-Schmidt.

Die Industrie- und Handelskammer begrüßt zwar grundsätzlich, wenn Unternehmen die Region frühzeitig in Entscheidungsprozesse einbeziehen. Sie macht aber auf Nachfrage deutlich, dass die Vorgehensweise des Rum-Giganten nicht unüblich sei: „Letztlich gilt es, die Entscheidung von Bacardi zu respektieren, schließlich tragen sie allein das unternehmerische Risiko“, sagte Henrik Gerken.