Meckelfeld. Der Gemeinderat entschied sich gestern Abend einstimmig dafür, das marode Bauwerk zu entfernen. Kosten: sechs Millionen Euro.

Durch die Bank weg waren sich alle Fraktionen des Seevetaler Gemeinderates gestern Abend im Meckelfelder Hellbach-Haus einig, dass die Decatur-Brücke abgerissen werden soll und die Gemeinde keine neue Brücke bauen wird. Zu teuer sei ein Neubau und für Seevetal nicht zu stemmen.

„Es ist eine einfache Kostenfrage“, sagte Dr. Kurt von Pannwitz, CDU-Fraktionsvorsitzender. Auch die Fraktionen von SPD, FDP, Grünen, Freie Wähler und AfD stimmten zu. Mit dem sechs Millionen teuren Abriss ohne Neubau wählten sie das geringere Übel. Denn eine neue Brücke an der gleichen Stelle zu errichten, würde um die 50 Millionen Euro kosten. Andere günstigere Alternativen, wie eine Unterführung für Fußgänger und Radfahrer durch den Viehtrifttunnel oder eine einspurige Behelfsbrücke für die Deutsche Bahn (DB) lehnten die Politiker ab.

"Wir benötigen Hilfe und haben keine bekommen"

„Mir ist nach wie vor unklar, warum die Brücke über Europas größtem Rangierbahnhof in der Hand unserer Gemeinde liegt. Wir benötigten hier Hilfe und haben bisher keine bekommen. Ich vermisse auf so einer Sitzung Vertreter der DB, von Land und Bund“, sagte Verwaltungschefin Martina Oertzen (CDU) gestern kritisch und erntete hierfür zustimmendes Klopfen. Mehrfach verglichen Politiker die Gemeinde Seevetal mit dem kleinen gallischen Dorf aus den „Asterix“-Comics, das gegen die Römer antritt. „Weder Vertreter der DB, noch Vertreter des Landes Niedersachsen oder der Hansestadt Hamburg sind anwesend, obwohl sie dieser Entschluss betrifft“, wunderte sich Ratsvorsitzende Angelika Tumuschat-Bruhn (SPD).

Durch den Wegfall der Brücke würde der Ortsteil Hörsten dauerhaft räumlich von Maschen getrennt. Politik und Verwaltung wollen dem entgegenwirken und vor allem die Hörstener Infrastruktur aufpäppeln.

Auch für die Bahn wird der ersatzlose Abriss der Brücke eine Herausforderung. Der Gemeinderat will mit seinem gestrigen Beschluss vermeiden, dass Seevetal weitere Maßnahmen zur Binnenerschließung des Rangierbahnhofs unternehmen und bezahlen muss. Bisher nutzen die DB Töchterfirmen die Hälfte der Brücke als Hauptzufahrt zum Logistikzentrum des Maschener Rangierbahnhofes, das zwischen den Gleisen liegt. Ohne die Brücke dürfte die Abfertigung der täglich anrollenden 5000 Waggons schwierig werden.

Schon 2016 gab es Beschuss für Brückenabriss

Mit der gestrigen Entscheidung folgt der Rat der Verwaltungsempfehlung und seiner letzten Entscheidung von vor einem Jahr. Denn schon 2016 gab es einen Gemeinderatsbeschluss für den Abriss der Brücke. „Wir wollen deutlich machen, dass alle Fraktionen geschlossen hinter der Position der Verwaltung stehen. Wir wollen sie nachhaltig stützen“, sagte Norbert Fraederich, stellvertretender CDU-Fraktionsvorsitzender.

Um den Abriss kämen die Seevetaler nicht herum, heißt es aus Kreisen der Verwaltungsausschusses, der am Mittwochabend vor allem darüber diskutierte, wie es für die Hörstener und im Streit mit der Bahn weitergehen wird. Das Thema Ortsanbindung Hörsten-Maschen wird auf das kommende Jahr verschoben. Gespräche mit der Bahn erwarten einzelne Politiker nach Informationen des Abendblattes bereits in naher Zukunft. Immer noch gibt es unter ihnen die Hoffnung, dass die Bahn die abgängige Decatur-Brücke doch noch übernimmt.

Welche Folgen es haben wird, dass sich die Gemeinde als Brückeneigentümer nun erneut für den Abriss entschieden hat, bleibt abzuwarten. „Erst jetzt werden viele wach gerüttelt werden“, schloss die Ratsvorsitzende Angelika Tumuschat-Bruhn die Diskussion.