Harburg. Bezirksfraktion der Neuen Liberalen beantragt mehr Tempochecks nach 22 Uhr. Innenbehörde gelobt Besserung.

An zwei Straßen im Bezirk Harburg gilt nachts eine Geschwindigkeitsbeschränkung aus Lärmschutzgründen: In der Moorstraße und auf dem nördlichsten Kilometer der Winsener Straße. Die Einhaltung dieser Anordnung wird kaum kontrolliert.

Überhaupt finden in ganz Hamburg nur wenige mobile nächtliche Geschwindigkeitskontrollen statt, informierte die Innenbehörde auf eine Bürgerschaftsanfrage der CDU. Die Neuen Liberalen in der Harburger Bezirksversammlung hatten daraufhin beantragt, in Harburg mehr nächtliche Tempoüberwachung einzuführen.

„Dabei geht es uns nicht nur um diese beiden Straßen“ , sagt Kay Wolkau, Fraktionsvorsitzender der Neuen Liberalen in der Bezirksversammlung. „Überhöhte Geschwindigkeit sorgt auch an anderen Stellen für Lärmbelastungen.“

Mittlerweile hat die Innenbehörde zu dem Antrag Stellung genommen. Dass nachts sehr viel weniger kontrolliert wird als tagsüber, stimme zwar, ließe sich aber auch begründen: Das Hauptaugenmerk der Verkehrskontrollen liege auf der Unfallverhütung, schreibt die Innenbehörde. Die Nacht sei aber keine Unfallschwerpunktzeit. Außerdem wären die meisten besonders schützenswerten Einrichtungen – wie Kitas und Schulen – nachts geschlossen.

Allerdings solle in Zukunft auch nachts wieder mehr kontrolliert werden. Zum Einen habe die Kontrollgruppe „Autoposer“ Harburg als Einsatzschwerpunkt identifiziert und sei hier nachts aktiv. Zum anderen gibt es mehr Personal, das für mobile Geschwindigkeitskontrollen eingesetzt werden kann.

Die Polizei hat die Auswertung der Radarfotos an den Landesbetrieb Verkehr übertragen. Dadurch werden bei den Verkehrsstaffeln Kapazitäten frei, die für Messungen mit mobilen Blitzern und aus speziell ausgerüsteten Videofahrzeugen heraus eingesetzt werden können – auch nachts. In den letzten Jahreswochen sollen Geschwindigkeitsmessungen einen Schwerpunkt bei der Arbeit der Hamburger Polizei bilden .

„Davon war bislang nichts zu merken“, sagt Kay Wolkau, „aber vielleicht ändert sich das ja. Das werden wir kritisch beobachten und in einigen Monaten nachfragen.“

Eine der angekündigten Kontrollen fand bereits in der nacht von Montag auf Dienstag statt. „Zwischen 18 und 22 Uhr wurden im ganzen Stadtgebiet Fahrer und Fahrzeuge überprüft und Geschwindigkeiten gemessen“, sagt Polizeisprecher Rene Schönhardt, „auch in Harburg. Hier wurde am Großmoorbogen kontrolliert.“

In ganz Hamburg wurden 321 Fahrer erwischt, die zu schnell unterwegs waren. Den Vogel schoss dabei ein 19-Jähriger ab, der mit 155 km/h fast doppelt so schnell im Elbtunnel unterwegs war wie erlaubt.

In der Harburger Kontrolle fielen allerdings nur wenige Raser auf. Lediglich neun Geschwindigkeitsübertretungen wurden gemessen. Dafür gingen den Beamten ein Fahrer ohne Führerschein und zwei Fahrer, die trotz exzessiver Glühweinaufnahme noch Auto fuhren, ins Netz. „Eine dieser Personen war nicht mehr in der Lage, einen Atemalkoholtest durchzuführen“, sagt Schönhardt. „Die Blutprobe ergab 1,69 Promille.“

Das nächtliche Tempolimit an der Winsener Straße sollen die Autofahrer per Dialog-Display auch selbst kontrollieren. Das grüne „Danke!“ für diszipliniertes Fahren leuchtet dort allerdings längst nicht so oft auf, wie das grellrote „ Langsam!“