Harburg. Ohne Standortentscheidung noch in diesem Jahr verfallen die Fördermittel. Die Verkehrsbehörde drängt zur Eile.

Wenn der Bezirk Harburg am Harburger Bahnhof noch eine Fahrradstation haben möchte, muss er sich mit der Standortentscheidung beeilen, macht der Hamburger Verkehrsstaatsrat Andreas Rieckhoff in einem Schreiben an das Bezirksamt deutlich.

Die Förderung aus dem Europäischen Klimafonds, die es für solche Radstationen gibt, muss bis Ende Dezember beantragt werden – und zwar mit einem konkreten Standortvorschlag. Ansonsten verfallen 400.000 Euro Fördersumme. Ohne dieses Geld kann die Station nicht verwirklicht werden. Das Bezirksamt hat deshalb reagiert und bittet die Bezirksversammlung, in ihrer Hauptausschusssitzung am kommenden Dienstag, zu beschließen, dass die Radstation auf der Grünfläche zwischen Walter-Dudek-Brücke und hannoverscher Brücke gebaut werden soll.

Die Bezirksversammlung hatte diesen Standort in der Vergangenheit abgelehnt, weil sie mindestens drei andere Standorte bevorzugte. Alle diese Flächen gehören allerdings der Bahn und die will sie nicht für eine Radstation zur Verfügung stellen.

Eine Radstation ist mehr, als nur eine Abstellmöglichkeit für Fahrräder. Das Konzept Fahrradstation wurde vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) nach dänischen und niederländischen Vorbildern entwickelt und umfasst neben dem Fahrradparken unter anderem Fahrradverleih, eine Werkstatt und einen Laden, in dem man Fahrräder, Ersatzteile und Zubehör erwerben kann.

Idealerweise soll es noch ein Café für Fahrradenthusiasten sowie Beratung für ortsunkundige Ausflugsradler geben. Die Radstation soll so einerseits Pendler ermutigen auf Fahrrad und Bahn umzusteigen und es andererseits Gelegenheitsradlern so bequem wie möglich machen, für Freizeitaktivitäten aufs Fahrrad umzusteigen.

„Damit eine Fahrradstation akzeptiert wird, muss sie neben der Abstellmöglichkeit mindestens die Werkstatt und den Fahrradverleih anbieten“, hatte Andreas Pehlgrim, Leiter der Fahrradstation Bergedorf den Harburger Politikern bereits in der Januar-Sitzung des Ausschusses für Inneres, Bürgerservice und Verkehr (IBV) erklärt, „und mit jedem Meter Entfernung einer Radstation zum Bahnhof sinkt die Bereitschaft der Pendler zum Umsteigen.“

Verkehrsstaatsrat Rieckhoff möchte gerne an jedem Hamburger Fernbahnhof eine Radstation errichten lassen. Die Pilotanlage steht seit zwei Jahren in Bergedorf. Harburg soll die zweite sein. „Sollte sich Harburg allerdings nicht auf einen Standort festlegen, kann der Bezirk bedauerlicherweise auf absehbare Zeit nicht mehr bei der Planung einer Radstation berücksichtigt werden“, schreibt Rieckhoff ans Bezirksamt.

Untätig waren Harburgs Politiker und Verwaltung in der Zwischenzeit nicht: Sie versuchten, vielmehr, der Bahn AG Flächen abzuverhandeln, die ihrer Meinung nach am besten für eine Radstation geeignet wären: Die Bahnsteigspitze zwischen den Gleisen 3 und 4, erschlossen mit einer Schrägrampe von der Walter-Dudek-Brücke aus, die ehemalige Expressgutabfertigung unter dem ZOB und das alte Gepäckabfertigungsgebäude zwischen Bahnhof und Fitnessstudio. Aus verschiedenen Gründen, möchte die Bahn AG diese Flächen allerdings nicht abgeben.

Wirklich schlecht wäre die jetzt wieder vorgeschlagene Fläche auch nicht, argumentiert die Wirtschafts- und Verkehrsbehörde, zumal die Bahn auch zugesagt hat, den Zugang zum Bahnhofstunnel, den es dort lange gab, wieder zu reaktivieren.

„Damit sind es nur 90 Meter zur S-Bahn und höchstens 280 Meter zur Fernbahn“, argumentiert Rieckhoff. Außerdem sei die Fläche ausreichend für alle Serviceangebote und hätte sogar Erweiterungspotenzial. Und letztlich gäbe es keine Konflikte mit Fußgängern, anderen Nutzungen oder städtebaulichen Planungen für die Zukunft. Im Gegenteil: Hier würde eine Brachfläche am Ortseingang aufgewertet.

„Ich will dem Votum der Fraktionen nicht vorgreifen“, sagt Harburgs Verkehrsausschussvorsitzender Rainer Bliefernicht (CDU), „aber ich denke, dass wir dem Vorschlag der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation zustimmen sollten. Lieber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach! Und es ist ja kein wirklich schlechter Standort. Wir hätten uns nur einen noch besseren gewünscht.“