Ewald Lienen und Holger Hieronymus als die prominenten Ehrengäste teilten die Gruppen für das Fußballturnier in der Winarena ein.

Offiziell ging es um die Auslosung der Gruppen für das Hallenfußballturnier um den 33. Winsener Stadtpokal am 6. Januar 2018 in der Winarena. Doch bis es soweit war, dass die prominenten Ehrengäste der Auftaktveranstaltung in den Räumen des Hauptsponsors des Turniers, der Sparkasse Harburg-Buxtehude, in Winsen in die Lostrommel greifen durften, war es ein ebenso unterhaltsamer wie kurzweiliger Abend. Die früheren Bundesligaprofis Ewald Lienen und Holger Hieronymus im Kreis der Vertreter aller zehn teilnehmenden Fußballvereine ließen sich nicht erst lange bitten und standen Jörn Stolle, Direktor des Regionalbereichs Ost der Sparkasse, gut gelaunt Rede und Antwort.

Doch was heißt schon Rede und Antwort stehen? „Was war noch mal die Frage?“ unterbrach der ehemalige Fußballprofi und Ex-Trainer des FC St. Pauli, Ewald Lienen, seinen eigenen Redefluss, als ihm bewusst wurde, dass er sich vom eigentlichen Thema schon weit entfernt hatte. Was er denn jetzt so mache, hatte Jörn Stolle wissen wollen, doch der heutige technische Direktor des Zweitligisten St. Pauli wollte zu Anfang gar nicht so viel über sich selbst sprechen.

Er betonte zu allererst die große Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements in den Sportvereinen, in denen die Jugendlichen Werte wie Fairness, Toleranz und Teamfähigkeit vermittelt bekommen, die ihnen im weiteren Leben helfen, gute Menschen werden.

Lienen erzählte dann aber doch aus seinem abwechslungsreichen Fußballerleben mit etlichen Stationen im bezahlten Fußball und noch mehr Trainerjobs im In- und Ausland und natürlich von seinen Erfahrungen mit knüppelharten Abwehrspielern. „Kein Mensch, kein Tier, die Nummer vier“ hieß es schon mal über kantige Abwehrspieler wie einst Holger Hieronymus, der amüsiert zuhörte.

Hiernonymus hat länger für Pauli gespielt als für den HSV

Hieronymus hatte auch eine Erklärung parat, warum er selber angeblich nie hart einsteigen musste. „Dafür hatte ich meine Leute“, sagte er. „Und ich meinen Berti“, legte Lienen nach in Anspielung an seine gemeinsame Zeit bei Borussia Mönchengladbach mit dem späteren Nationaltrainer Berti Vogts in der legendären Fohlenelf. „Wenn ich gerade mal wieder ein Kopfballduell verloren hatte, dann wusste ich genau, jetzt kommt der Berti angerannt“, plauderte Lienen aus dem Nähkästchen.

Als an seinem rechtem Oberschenkel am 14. August 1981 im Spiel Arminia Bielefeld gegen Werder Bremen nach einer Grätsche von Norbert Siegmann deutlich sichtbar eine 25 cm lange Wunde klaffte, war die deutsche Fußballwelt konsterniert. Lienen zog später sogar vors Zivilgericht und musste sich sagen lassen, was ihm da passiert wäre, gehöre zum alltäglichen Risiko eines Profifußballers. Boxer würden ja auch riskieren, im Alter dement zu werden.

Darüber kann er sich heute noch aufregen, auch wenn er dem „Übeltäter“, der in seiner gesamten Fußballerkarriere nie eine rote Karten gesehen hat und dennoch von so genannten Fußballfans noch lange als „Schlitzer“ verhöhnt wurde, heute nicht mehr böse sei. „Die Verletzung sah auch viel schlimmer aus, als sie tatsächlich war,“ sagte Ewald Lienen, aber dass Unsportlichkeit als selbstverständlich angesehen wird und Fußball sogar mit der Kampfsportart Boxen verglichen wird, könne und werde er nie akzeptieren.

Lienen als Vertreter des Hamburger Kultvereins St. Pauli, Holger Hieronymus als Repräsentant des Bundesliga-Dinos HSV – so hatte es sich Peter Rohde vom TSV Winsen vorgestellt, als er die beiden Ex-Profis als „Glücksfeen“ eingeladen hatte. Sein Verein ist dieses Jahre nämlich Ausrichter des Winsener Stadtpokals und Peter Rohde wollte die Fans beider Hamburger Profivereine bei der Gruppenauslosung bedenken. Doch Hieronymus überraschte mit der Aussage, dass er – die Jugendzeit eingerechnet – länger bei St. Pauli (sieben Jahre) gespielt habe als für den HSV (fünf Jahre), mit dem er allerdings seine größten Erfolge feierte, zweimal deutscher Meister und einmal Europapokalsieger der Landesmeister wurde, bevor eine schwere Verletzung seine Karriere 1984 vorzeitig beendete. Später war er Sportdirektor beim Hamburger SV und mehrere Jahre Geschäftsführer bei der Deutschen Fußball-Liga.

Über die Rivalität der Fans der beiden großen Hamburger Profiklubs konnten Lienen und Hieronymus nur die Köpfe schüttern. Vor allem auch darüber, dass die Vereine es seit Jahren nicht fertigbringen, sich wenigstens mal zu einem Freundschaftsspiel zu verabreden. Die Auswüchse bei den Spielergehältern, das Gebaren der Spielervermittler, der Ultra-Fans in den Stadien und alle anderen aktuellen Probleme des Fußballs kamen zur Sprache, die beiden Ehrengäste nahmen kein Blatt vor dem Mund bevor sie dann aber doch zur Tat schritten und abwechselnd in die Lostrommel griffen.

Der Winsener Stadtpokal erlebt am ersten Januar-Wochenende seine 33. Auflage, elf Mal hat der MTV Borstel-Sangenstedt das Hallenturnier gewonnen, seit 14 Jahren ist die Sparkasse Harburg-Buxtehude der Hauptsponsor. Für den SV Lasrönne, der derzeit keine Herrenmannschaft stellt, ist wie im Vorjahr der TSV Stelle eingesprungen. Als Neuerung kündigte Peter Rohde an, dieses Mal statt des besten Torschützen und des besten Torhüters ein Allstarteam mit den besten Fußballern des Turniers auf allen Positionen zu wählen, was den Beifall der Ehrengäste fand.

In der Gruppe A treten der TSV Auetal, der FC Roddau, der MTV Ashausen-Gehrden, Gastgeber TSV Winsen und der TSV Stelle an. In Gruppe B kämpfen der frühere Seriensieger MTV Borstel-Sangenstedt, die SG Elbdeich, die SG Scharmbeck-Pattensen, Vorjahressieger Eintracht Elbmarsch und der MTV Luhdorf-Roydorf ums Weiterkommen.

Oder besser gesagt darum, nicht als einer von fünf Vereinen vorzeitig auszuscheiden, denn vier der fünf Mannschaften jeder Gruppe ziehen ins Viertelfinale ein, wie es guter Brauch beim Winsener Stadtpokal ist.