Buchholz. Die Ratswerkstatt zur Initiative „Buchholz 2025plus“ macht den Weg frei für ein neues Quartier und die Ostumfahrung

Bis zu 1500 neue Wohnungen und eine Umgehungsstraße im Osten – die größte Stadt des Landkreises hat im Rahmen der Initiative „Buchholz 2025plus“ entschieden, wie und wo sie in den kommenden Jahren wachsen will. Mit der Ratswerkstatt am vergangenen Sonnabend ist der gordische Knoten wohl endgültig durchschlagen und ein Jahrzehnte währender Streit beigelegt worden.

„In dieser Form zu diskutieren hat viel gebracht“, bilanzierte Bürgermeister Jan-Hendrik Röhse Bürger- und Ratswerkstatt. Alle Beteiligten hätten „zielorientiert nach Lösungen gesucht“. Ein besonderes Kompliment zollte das Stadtoberhaupt jedoch den Ratsmitgliedern: „Sie haben den Weg frei gemacht und damit zugleich auch ein starkes Signal an den Landkreis gesendet. Das ist ein Meilenstein für die Stadtentwicklung.“

Bereits in der Bürgerwerkstatt Anfang November hatte es eine deutliche Tendenz für ein moderates Wachstum und den Bau einer Ostumfahrung gegeben. Nach rund sechs Stunden „sehr konstruktiver Mitarbeit“, so Moderator Markus Birzer, zogen die Kommunalpolitiker nun nach und folgten dem Willen vieler Buchholzer Bürger.

„Rund um das Finanzamt wird ein neuer Stadtteil entstehen, das ist eine schöne Aufgabe“, sagte Röhse. Und große Übereinstimmung habe es ebenso hinsichtlich der Umgehungsstraße gegeben. Mit ihr werde es auch gelingen, die Stadt vom Durchgangsverkehr zu entlasten und die wesentlichsten Verkehrsprobleme zu lösen.

Diese Ergebnisse bedeuten zugleich eine deutliche Absage an die Umwelt- und Verkehrsverbände, die neue Wohnquartiere ausschließlich in Bahnhofsnähe (Rütgers-Fläche) befürworteten und eine Ostumfahrung für gänzlich entbehrlich halten. Ebenso wie die Buchholzer Liste (BuLi), die sich einst aus dem Widerstand gegen den Ostring formiert hatte.

Christoph Selke von der Buchholzer Liste glaubt, dass  ein Ostring verkehrspolitisch nicht zielführend, ökologisch unvertretbar und zudem nicht finanzierbar sei
Christoph Selke von der Buchholzer Liste glaubt, dass ein Ostring verkehrspolitisch nicht zielführend, ökologisch unvertretbar und zudem nicht finanzierbar sei © Studio Gleis11/ Jens Schierenbeck | Jens Schierenbeck

„Ein Ostring als Straßenbaumaßnahme der 70er-Jahre ist verkehrspolitisch nicht zielführend, ökologisch unvertretbar und vor allem auch haushaltspolitisch unseriös, da nicht finanzierbar. Das ist und bleibt unsere Haltung“, so BuLi-Sprecher Christoph Selke. Der zudem das gesamte Verfahren für fragwürdig hält: „Statt sich erst einmal über das Ob auszutauschen, ist nur über das Wie diskutiert worden. Von einem Bekenntnis zum Klimaschutz und zur einer verkehrspolitischen Wende kein Spur.“

Die Grünen wähnen sich derweil in einem „klassischen Dilemma“, einerseits wertvolle Naturräume und Naherholungsmöglichkeiten zu erhalten, andererseits passenden Wohnraum für alle Bevölkerungsgruppen vorzuhalten. „Gerade für einkommensschwächere Gruppen wie Berufsanfänger, Rentner und kinderreiche Familien mangelt es in Buchholz an Wohnungen. Deshalb sprechen wir uns für ein Neubaugebiet hinter dem Finanzamt aus“, so Fraktionschefin Gabriele Wenker. Erst danach soll es dann zu einem Straßenausbau kommen, dessen Endpunkt die Grünen am Nordring präferieren.

CDU und FDP sehen sich derweil in ihren bekannten Grundpositionen bestätigt. Allerdings zeigten sich beide Fraktionen kompromissbereit hinsichtlich der Streckenführung für eine östliche Umfahrung. „Obwohl wir die ursprüngliche Ostringtrasse nach wie vor für eine technisch sehr gute Lösung halten, haben wir im Sinne eines breiten politischen Schulterschlusses aufgegeben“, sagte CDU-Fraktionschef Andreas Eschler.

Da auch die Grünen, SPD und AfD offen für neue Lösungsansätze gewesen seien habe sich letztlich die Trassenvariante 7 (siehe Infokasten) als die tragfähigste Lösung erwiesen. Sie entspreche im Wesentlichen dem Resultat der Bürgerwerkstatt. „Losgelöst von alten politischen Grabenkämpfen ist uns heute eine historische Weichenstellung für die Entwicklung unserer Stadt gelungen“, so FDP-Frontmann Arno Reglitzky.

Szenario 7

Die Umfahrung im Osten von Buchholz läuft auf einen Ringschluss zwischen der Soltauer Straße im Süden und der Dibberser Straße im Norden hinaus.

Die große Mehrheit der Ratsmitglieder ist sich überdies einig darin, dass die Trasse beide Bahnlinien überspannen müsse.

Bis Mitte Januar soll es jetzt eine Detailprüfung aller Vor- und Nachteile geben.