Harburg. Sie wollen Kranken helfen. Dafür haben Sophika Imnaishvili und Eteri Gogochashvili aus Georgien Heimat und Familie zurückgelassen.
Sie haben ihrer Heimat den Rücken gekehrt und Familie und Freunde zurückgelassen. Sie nehmen Trennungsschmerz und Heimweh in Kauf und haben teilweise einen jahrelangen Kampf mit Behörden um Anerkennung und Aufenthaltsstatus hinter sich. Sophika Imnaishvili (26) und Eteri Gogochashvili (39) mussten einiges einstecken.
Doch unbeirrt sind die beiden Frauen aus Georgien ihren Weg gegangen, haben an ihrem Traum festgehalten: Seit März beziehungsweise August absolvieren sie an der Asklepios Klinik am Eißendorfer Pferdeweg eine dreijährige Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin. Ein Win-Win-Situation. Denn Susanne Cooberg (45), Ausbildungsleiterin der Klinik, sagt: „Ohne Menschen wie sie könnten wir hier unseren Bedarf gar nicht decken.“
Vergleichsweise schlechte Bezahlung
Das Image des Berufs ist denkbar schlecht: Hohe Arbeitsbelastung, vergleichsweise schlechte Bezahlung, dazu auch noch Schichtdienst. Susanne Cooberg hört immer wieder, dass junge Menschen, die Interesse an einer Ausbildung im Bereich der Gesundheits- und Krankenpflege haben, dann doch umschwenken, weil Familie und Freunde abraten.
„Der gesellschaftliche Druck ist groß“, sagt die Ausbildungsleiterin. Allerdings wächst unter den 100 Auszubildenden, die die Klinik jedes Jahr im Schnitt beschäftigt, die Zahl derjenigen, die im zweiten Anlauf dann doch noch im Krankenhaus landen. Sie haben bereits eine Berufsausbildung oder gar ein Studium hinter sich und erkannt, dass sie weder das eine noch das andere erfüllt. Susanne Cooberg erklärt das so: „Sie können den ethischen und sozialen Ruf in sich nicht länger überhören.“
Aus Sicht der Ausbildungsleiterin eine ideale Voraussetzung: „Solche Menschen stelle ich gerne ein. Die wissen, wie das Leben läuft, sind super zuverlässig und bodenständig.“
Das trifft in besonderer Weise auch auf die beiden Frauen aus Georgien zu. In ihrem Fall kommt noch hinzu, dass sie bereits reichlich Erfahrung mitbringen. Sophika Imnaishvili, die jüngere der beiden, hat in ihrer Heimat sechs Jahre Medizin studiert. Doch es fehlte das Geld und damit die Perspektive, später wirklich mal als Ärztin arbeiten zu können. Deshalb, und auch weil sie hofft, in Deutschland irgendwann soviel verdienen zu können, dass sie ihre Eltern und die beiden Geschwister unterstützen kann, hat sie sich auf den Weg gemacht und landete zunächst für ein Jahr als Aupair bei einer Familie in Wandsbek.
Den Traum doch noch Anästhesistin zu werden, hat sie zwar noch nicht aufgegeben. Doch aktuell fühlt sie sich erst mal am Ziel angekommen und in der Klinik mit offenen Armen aufgenommen: „Alle sind nett zu mir.“ Zusammen mit Landsmännin Eteri Gogochashvili besucht sie jede Woche einen berufsbezogenen Sprachkursus auf dem Klinikgelände.
Außerdem steht ihnen bei rechtlichen oder anderen Problemen eine Integrationsbeauftragte zur Seite. Ein Posten, der 2015 eingerichtet wurde, und den es bei den Hamburger Asklepios Kliniken allein am Harburger Standort gibt. Seit April hat ihn Alev Gürbalkan (44) inne.
Vor allem Eteri Gogochashvili kann ihr Glück kaum fassen. Fünfzehn Jahre lang hat sie dafür gekämpft, in Deutschland Fuß fassen zu können. Auch sie arbeitete als Aupair-Mädchen – 2002 für eine Familie in Rissen. Weil sie danach keine Aufenthaltsgenehmigung hatte, musste sie wieder gehen. Zunächst nach Österreich, dann nach Italien.
Sie hat alte Menschen gepflegt und als Übersetzerin gearbeitet. Sie hat einen Rechtsanwalt eingeschaltet und beständig mit Behörden gekämpft, um doch noch eine Ausbildung an einer Klinik in Deutschland machen zu dürfen. Seit März ist sie nun an der Harburger Asklepios Klinik und macht eine für sie ganz neue Erfahrung: „Vom ersten Tag an wurde ich hier an die Hand genommen.“ Wenn sie das sagt, bekommt sie noch immer feuchte Augen: „An meinem ersten Tag in der Schule habe ich vor Freude geweint“, sagt sie.
Auch Eteri Gogochashvili bringt reichlich Erfahrung im medizinischen Bereich mit. In Georgien hat sie ein Ausbildung als sogenannte Feldscherin absolviert und ein entsprechendes Diplom. Für Susanne Cooberg ein Glücksgriff: „Das sind Frauen, die in der ehemaligen Sowjetunion in ländlichen Gebieten Ärzte ersetzten und sogar kleine Operationen übernehmen konnten.“
All die Mühen auf ihrem jahrelangen und beschwerlichen Weg zur Ausbildung in Harburg hätten sich jedenfalls gelohnt, sagt Eteri Gogochashvili: „Hier gibt es eine Perspektive, die gibt es in Georgien nicht.“ Wenn sie Kranken helfen kann, ist sie glücklich: „Einen besseren Beruf gibt es für mich nicht.“
Wer Interesse an einer Ausbildung in der Asklepios Klinik Harburg im Bereich der Gesundheits- und Krankenpflege hat, wendet sich an Susanne Cooberg, 040/18 18 86 22 92, E-Mail s.cooberg@asklepios.com