Neugraben-Fischbek. Projektentwickler plant Seniorendorf in früheren Soldatenunterkünften. Kita, Restaurant und Bad sollen entstehen

Alte Menschen erobern das Terrain, das einst Soldaten vorbehalten war: Die letzten verbliebenen Mannschaftsquartiere auf dem Gelände der früheren Röttiger-Kaserne werden die Kulisse eines Seniorendorfs bilden, das die fünfte und damit neueste Generation der Altenpflege inszeniert.

Die Pläne für die „Fischbeker Höfe“ mit 116 Altenwohnungen, weiteren Pflege-Apartments für etwa 140 Menschen, Thermalbad und Restaurant hat die Hamburger Bauprojektentwicklung DeepGreen Development GmbH mit Sitz in Wilhelmsburg jetzt im Stadtplanungsausschuss der Bezirksversammlung Harburg vorgestellt. Sprecher der großen Mehrheit von CDU und SPD haben in einer ersten Reaktion das Vorhaben begrüßt.

Die Mannschaftsgebäude der früheren Röttiger-Kaserne in Hamburg Fischbek stammen aus dem Jahr 1938.
Die Mannschaftsgebäude der früheren Röttiger-Kaserne in Hamburg Fischbek stammen aus dem Jahr 1938. © Thomas Sulzyc | Thomas Sulzyc

Im Jahr 2019 soll der erste Bauabschnitt, das sogenannte „Haus A“, fertig sein. In 116 Apartments werden ältere Menschen leben, die noch größtenteils selbstständig handeln können und nur wenige Minuten am Tag medizinische Hilfe benötigen. Vorgesehen sind Wohnungen mit eineinhalb bis dreieinhalb Zimmern. Räume mit überdurchschnittlich hohen Decken sind ein Überbleibsel der einstigen Kasernenarchitektur. In „Haus A“ findet zudem eine Kindertagesstätte für die Bewohner des Wohnquartiers Fischbeker Heidbrook Platz, so dass verschiedene Generationen aufeinander treffen.

In „Haus B“ sind Wohnungen für Menschen mit Pflegebedarf vorgesehen. 140 Bewohner werden laut Matthias Korff, Geschäftsführer der DeepGreen Development, darin leben. Zwei Drittel der Pflege-Apartments seien jeweils 35 bis 38 Quadratmeter groß und für eine Person vorgesehen. Das übrige Drittel sei für zwei Bewohner geeignet, diese Wohnungen würden 45 bis 50 Quadratmeter groß sein. Alle Wohnungen sollen Balkone erhalten.

In das Erdgeschoss des Hauses B soll ein Restaurant einziehen. Die Idee ist, dass die Küche die Bewohner des Seniorendorfes und die Kindertagesstätte bekocht. Die Gastronomie wird aber öffentlich sein und Gäste von überall her bewirten. Im Untergeschoss sehen die Pläne ein Thermalbad mit 70 Quadratmeter großer Wasserfläche und eine Sauna vor. „Kein Luxusbad, sondern für Bewegung und Therapie“, sagte Matthias Korff.

DeepGreen Development will in den Fischbeker Höfen die neueste Generation der Altenpflege verwirklichen. Demnach sollen Senioren so leben, dass sie selbst im hohen Alter selbstbestimmt handeln können, ihre Privatsphäre behalten, aber gleichzeitig Gemeinschaft und Öffentlichkeit vorfinden. Der Pflegebedarf wächst in Deutschland. Nach Angaben der DeepGreen Development hat die Zahl der vollstationär versorgten Menschen im Vergleich zum Jahr 1999 um 35,8 Prozent zugenommen, die der ambulant betreuten Menschen um 48,3 Prozent. Zurzeit seien 2,6 Millionen Menschen pflegebedürftig.

Möglicherweise wächst das Seniorendorf um zwei weitere Häuser: Ein „Haus C“ mit insgesamt acht Maisonette-Wohnungen für Familien, jeweils etwa 100 Quadratmeter groß, ist im frühen Stadium der Idee. Die IBA Hamburg GmbH plant ein „Gebäude D“, in das Ärzte einziehen sollen.

Der Ausschussvorsitzende Frank Richter (SPD) lobte das Konzept, das Seniorendorf mit dem übrigen Quartier zusammenzubringen. „Wenn wir noch das Ärztehaus dort hinbekommen, ist es eine rundum gelungene Geschichte“, sagte er. Kay Wolkau (Neue Liberale) riet den Projektentwicklern zu helleren Fassaden. Bei den dunklen Wänden, die eine Visualisierung zeigt, würde er Depressionen bekommen.

Eine Ausstellung in dem früheren Pförtnerhaus wird an die Geschichte der Röttiger-Kaserne erinnern. Die CDU legt großen Wert darauf. „Es reicht nicht, dass drei Fotos an die Wand kommen“, mahnte Ralf-Dieter Fischer (CDU) eine würdige Erinnerungsstätte an. Darauf entgegnete Baudezernent Jörg Penner: „Sie erwarten aber nicht, dass ein Panzer aufgebaut wird?“