Landkreis Harburg. Naturschutzbehörde: Die Vegetation an den Gleisen steht nicht im Fokus. Bahn weist die Kritik zurück.

Die Behinderungen durch umgestürzte Bäume auf den Bahnstrecken während der Herbststürme gehen vor allem auf Versäumnisse der Deutschen Bahn zurück. Davon geht die Untere Naturschutzbehörde beim Landkreis Harburg aus. „Über viele Jahre hinweg gab es bei der Bahn kein Vegetationsmanagement.

Die Stürme haben dies nun zu Tage gefördert“, sagte der Leiter der Behörde, Detlef Gumz, am Mittwochabend im Kreis-Umweltausschuss. Jetzt gehe es darum, einen zunächst landesweit und später bundesweit gelten Leitfaden für Pflanzen an der Strecken aufzustellen. Daran arbeitet ein 20-köpfiger Arbeitskreis, dem auch Gumz angehört, seit Dezember 2016.

Ausgangspunkt für die Stellungnahme des Behördenleiters war ein Antrag von Kreis-CDU und Wählergemeinschaft im Ausschuss. Willy Isermann (CDU) forderte dabei wie zuvor der Fahrgastverband „Pro Bahn“ oder die Eisenbahngesellschaft Metronom einen Runden Tisch. Er soll sich damit befassen, wie der Verkehr zuverlässiger und wetterfester gemacht werden kann.

Ziel der Parteien ist es, mit einem „hinreichenden Grünschnitt“ dafür zu sorgen, dass Züge verlässlich fahren könnten. Hemmnisse müssten „in Zusammenarbeit mit den zuständigen Stellen möglichst ausgeräumt werden.“

Größere Bäume weiter weg von den Gleisen

Der von der Bahn initiierte Arbeitskreis hat inzwischen fünf Mal getagt. „Der Leitfaden hätte längst fertig sein können. Die Bahn muss aber jemanden beauftragen, der die bei den Treffen erarbeiteten Fakten und Informationen zusammenfasst“, sagte Gumz weiter. Die Naturschutzbehörden könnten diese Aufgabe nicht übernehmen. „Wir haben dafür nicht ausreichend Zeit.“

Erst am 24. Oktober hatte sich der Kreis in Deutsch-Evern getroffen – einem Risikobereich, an dem schon zuvor Bäume auf Schienen gestürzt waren. Die Bahn will an den Gleisen Bäume so beschneiden, dass ein Profil wie ein „V“ entsteht. Höhere Bäume sollen so erst in einem größerem Abstand zu den Strecken stehen.

„Dabei müssen aber auch die Regeln des Natur- und Artzenschutzes eingehalten werden“, sagte Gumz. Grundsätzlich dürfen Bäume zwischen dem 1. Oktober und dem 28. Februar gefällt werden. Das gilt nicht, wenn sie augenscheinlich die Verkehrsicherheit gefährden, also etwa nicht mehr aufrecht stehen.

Winsens Chef der Unteren Naturschutzbehörde sieht Probleme an den Gleisen vor allem, wenn sie von Weichhölzern wie Birken, Pappeln oder Robinien gesäumt werden. „Wenn die Bäume eng stehen, wachsen sie vor allem in die Höhe anstatt einen starken Stamm zu bilden.“ Sie seien dann bei Stürmen besonders anfällig.

Deutsche Bahn erklärt die Verzögerungen

Am 20. November werden nun Vertreter der Bahn den Landkreis Harburg und die Unteren Naturschutzbehörde in der Kreisverwaltung in Winsen besuchen. Bei dem Gespräch wird es darum gehen, wie auf der Strecke zwischen Hamburg, Stade und Cuxhaven Pflanzen und Bäume geschnitten werden sollen. „Die Strecke war lange gesperrt. Jetzt müssen wir gemeinsam mit den jeweiligen Unteren Naturschutzbehörden Lösungen für die Zukunft finden“, sagte Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis am Donnerstag dem Abendblatt.

Von einem vernachlässigtem Vegetationsmanagement bei der Bahn können aber keine Rede sein, versicherte der Bahn-Sprecher und wies damit die Kritik aus der Kreisverwaltung zurück. „Wir haben mit den entsprechenden Genehmigungen der Behörden in vielen Bereichen Grün geschnitten.“

Welches Ergebnis bei dem Gespräch Ende November erzielt wird, dürfte auch die Politiker im Kreis-Umweltausschuss weiter interessieren. Isermann jedenfalls will das Gremium über den Fortschritt auf dem Laufenden halten und bat um Rückmeldung aus der Verwaltung: „Wir wollen wissen, wie es läuft.“

Der Naturschutz

Naturschutzbehörden kümmern sich darum , dass das Natur- und Artenschutzrecht sowie die jeweiligen Rechtsverordnungen eingehalten werden. Unterschieden wird zwischen den oberen Naturschutzbehörden bei den Ländern und den unteren Naturschutzbehörden, die bei kreisfreien Städten und Landkreisen angesiedelt sind. In Winsen arbeiten in der Behörde 20 Beschäftigte, viele davon jedoch in Teilzeit.