Lüneburg. Kerstin Kuechler-Kakoschke will sich um Fachkräfte für Firmen im Kreis Harburg kümmern und Jugendberufsagentur einrichten.

Sie hat Karriere gemacht bei der Agentur für Arbeit. Genau das wollte sie und sie hat sich durchgesetzt. Mit einem Ehemann, der nach ihrer Auszeit von zwei Jahren nach der Geburt ihrer Zwillinge die Kinderbetreuung übernahm und seinen Job bei der Sparkasse Gifhorn-Wolfsburg auf eine 30-Stunden-Woche reduzierte. „So konnte ich durchstarten“, sagt Kerstin Kuechler-Kakoschke, die seit dem 1. September als Nachfolgerin von Bernd Passier an der Spitze der Arbeitsagentur Lüneburg-Uelzen steht. Diese ist auch für den Kreis Harburg zuständig. Als „Neubürgerin“ lebt sie jetzt wochentags in der Stadt an der Ilmenau.

Ihre Karriere beginnt mit einem Besuch bei der Arbeitsagentur in Braunschweig. In der Stadt hat sie zuvor das Abitur bestanden und ihr Studium der Betriebswirtschaft begonnen. Nach dem Abschluss in Göttingen mit Schwerpunkt Personalwesen und Arbeitsrecht will sie sich in Braunschweig das Geld für ihre Bewerbungen erstatten lassen. „Sie haben doch gute Voraussetzungen für die Arbeit hier, haben Sie mal an uns gedacht?“, kommt da unvermittelt die Anfrage des Vermittlers. Bislang hatte sie das nicht, aber ihr Interesse ist geweckt. Kuechler steigt zum 1. Januar 1993 in ein Trainee-Programm ein und bleibt. „Ich habe es nie bereut“, versichert die Diplom-Kauffrau.

Ihr Weg führt über die Job-Vermittlung für Ingenieure in Braunschweig zur Vize-Chefin der Agentur in Helmstedt und in die gleiche Position in Braunschweig. Schließlich bis an die Spitze der damaligen Agentur für Uelzen, Lüchow-Dannenberg und Soltau. Als die Agentur im Oktober 2012 mit der in Lüneburg fusioniert, geht sie nicht mit, sondern wechselt in das Jobcenter in Hannover. „Meine Töchter standen zwei Jahre vor dem Abitur. Ich wollte nicht den Wohnort Braunschweig verlassen“, sagt sie. Zum Karriereknick wird das nicht. In der Landeshauptstadt steigt Kuechler, die nach der Heirat mit Bernd Kakoschke einen Doppelnamen trägt, zur Geschäftsbereichsleiterin und stellvertretende Geschäftsführerin des Jobcenters für die Region auf, des zweitgrößten bundesweit. „Ich konnte den Beruf immer mit der Familie vereinbaren“, sagt die heute 51-Jährige. Neben den vielen unterschiedlichen Herausforderungen bei der Agentur ein weiterer Grund zu bleiben.

Nach acht Monaten in der Geschäftsführung der Agentur-Regionaldirektion Niedersachsen-Bremen ist Kuechler-Kakoschke nun doch in Lüneburg angekommen. Als Führungskraft sei sie „offen, kommunikativ, ein Team-Player.“ Sie könne aber auch schnell entscheiden. „Sich festreden“ liege ihr nicht. Ob sie auch mal laut werde? „Dann muss schon viel passiert sein.“

Zum zweiten Mal ist die studierte Kauffrau nun nach dem Posten in Uelzen-Lüchow als Vorsitzende der Geschäftsführung die Nummer eins einer Arbeitsagentur. Damit wird der Sprung nach Lüneburg zu einem Zurück in die Zukunft. Immerhin seien viele Partner aus ihrem Netzwerk in Uelzen und Lüchow noch dieselben wie vor fünf Jahren. Jetzt will sie auf dem Vertrauten aus ihren ersten Job aufbauen und zusätzlich die Landkreises Lüneburg und Harburg kennenlernen. Viel Arbeit.

Vor allem drei Aufgaben stehen an: Die Firmen brauchen Fachkräfte, Flüchtlinge müssen integriert werden und Jugendlichen soll der Übergang von der Schule in den Beruf gelingen.

Potenzial für Fachkräfte sieht Kuechler-Kakoschke bei den Langzeitarbeitlosen, die länger als ein Jahr ohne Job sind und bei Menschen ohne Ausbildung, die derzeit oftmals als Helfer arbeiten. „Wir stehen für eine abschlussorientierte Qualifizierung, um die Lage unserer Kunden zu stabilisieren“, sagt sie. Allein für die Qualifizierung und Weiterbildungen stehen 2017 für die vier Landkreise 26,5 Millionen Euro bereit. Diese Summe wird sich im kommenden Jahr nicht verringern.

Deutlich mehr Flüchtlinge wollen Ausbildung beginnen

Bei den Flüchtlingen kooperiert die Arbeitsagentur bei der Sprachförderung mit der Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Die Menschen für die anschließenden Ausbildungen zu gewinnen, ist aber nicht leicht. „Viele wollen schnell Geld verdienen, um ihre Familien zu Hause zu unterstützen“, weiß die Agenturchefin. „Außerdem ist das duale Ausbildungsprinzip im Ausland kaum bekannt.“ Immerhin ist aber die Zahl der Bewerber für Ausbildungen in diesem Jahr im Kreis Harburg bis zum August um 110 auf 148 gestiegen. 108 Flüchtlinge haben eine Arbeit aufgenommen und 28 eine Lehre begonnen.

Für junge Menschen fehlt im Landkreis Harburg noch eine Jugendberufsagentur als Anlaufstelle für den Berufsstart, in der Kommune und Agentur zusammen arbeiten. „Um dieses Thema werde ich mich kümmern“, verspricht Kuechler-Kakoschke. Dabei sei es kein Hinderungsgrund, dass es im Kreis Harburg mit Winsen und Buchholz zwei Standorte gebe. Lüneburg und Uelzen haben längst eine Jugendberufsagentur, im Kreis Lüchow-Dannenberg soll sie zum Jahresende eröffnet werden.

Für die Chefin in Lüneburg sind die Tage derzeit lang. „Ich bin kaum einmal vor 20 Uhr in meine Wohnung gekommen.“ Wenn doch ein wenig Zeit bleibt, joggt sie, treibt Fitness und singt. Zum Lernen hat sie Einzelunterricht. Derzeit befasst sie sich mit der Sängerin Alexa Feser und dem Song „Gück“. Das passt.

Wenig Zeit für Joggen, Fitness und den Gesangsunterricht

Schließlich ist da noch ihr Name: Kerstin Kuechler-Kakoschke. „Wenn es 1994 zur Hochzeit möglich gewesen wäre, meinen Namen zu behalten, hätte ich das getan. Das wäre mir lieber gewesen als der Doppelname“, sagt sie. Ließ sich aber nicht machen. So kam es zu den drei „K“. „Ich weiß, dass mich meine Mitarbeiter heimlich Triple-K nennen“, sagt sie und lacht. Stören tut sie das offensichtlich nicht.