Harburg. Sehr teure Anwesen sind rar auf dem Markt in Hamburgs Süden, aber es gibt sie. Und es gibt auch Käufer, die hier mehr als eine Million Euro für ein Haus ausgeben.

Wer an luxuriöses Wohnen in der Freien und Hansestadt Hamburg denkt, dem kommen als erstes die Stadtteile Harvestehude, Blankenese oder HafenCity in den Sinn. Der Immobilienmarkt im Bezirk Harburg ist dafür nicht bekannt – aber es gibt sie auch hier: unverwechselbare Anwesen im Luxussegment. Wer auf Hamburger Stadtgebiet auf einem Bauernhof leben oder repräsentativ wie in einem Konsulat leben möchte, sollte sich in den Süden Hamburgs orientieren.

15 Minuten Fahrzeit mit dem Auto von der Hamburger Innenstadt auf einem Bauernhof leben – was illusorisch klingt, ist in dem kleinen Stadtteil Gut-Moor möglich. Landwirtschaft betreibt schon lange niemand mehr auf dem 5521 Quadratmeter großen Anwesen. Nur die Kulisse des reetgedeckten Wohnhauses, um das Jahr 1860 erbaut, erinnert an die Zeit. 440 Quadratmeter Wohnfläche verteilen sich auf zwei Etagen mit insgesamt acht Zimmern. Wer hier einzieht, muss kein Handwerker sein. Die Ausstattung ist modern und hochwertig. Die Eingangsdiele ist im Stil einer mediterranen Plaza gehalten.

1,6 Millionen Euro kostet Hamburgs wohl einziger zum Verkauf stehender Bauernhof. „Auf der anderen Seite der Elbe wäre der Hof unbezahlbar“, sagt Malte Friedrichs. Der Immobilienmakler aus der benachbarten Gemeinde Rosengarten vermarktet den Hof. Viele Käufer im Luxussegment aus dem übrigen Hamburg scheuten den Standort Harburg, weil sie das Image eines sozialschwachen Stadtteils vor Augen hätten, sagt er. Aber die Nachfrage auf dem überhitzten Wohnungsmarkt lasse die Grenze im Kopf mittlerweile schwinden.

Von alledem hat die Delegation buddhistischer Mönche aus Thailand vermutlich nichts gewusst, die den Hof in Gut-Moor erwerben wollte. Männer in orangefarbenen Kutten haben die Bäume umarmt. Wie im Kino sei das gewesen, sagt Malte Friedrichs. Die frühere Scheune wollten die Mönche zu einem Tempel umbauen. Am Ende scheiterte an dem aufwendigen Umbauplänen die Finanzierung.

Dabei gilt das frühere Stallgebäude als Trumpf in der Vermarktung. Die Genehmigung für den Umbau von bis zu vier Eigentumswohnungen liegt vor. Eine Nachnutzung als Senioreneinrichtung, Wohngemeinschaft von gut situierten älteren Menschen, Vereinssitz oder Kindertagesstätte ist denkbar.

Immobilien im Luxussegment sind knapp – überall in der Stadt. „Die Nachfrage ist vorhanden, es gibt nur nahezu nichts“, sagt Malte Friedrichs. Würde der seltene Fall eintreten und eine der Villen in Heimfeld frei werden, würden sich Kunden aus Harvestehude und Eimsbüttel darum reißen. Für eine normale Eigentumswohnung fände er heute innerhalb von drei Wochen einen Käufer, sagt Malte Friedrichs. Früher seien sechs Monate normal gewesen.

Das Immobilienportal Immonet weist unter dem Suchbegriff Luxusimmobilien nur vier Objekte im Bezirk Harburg aus, die mehr als eine Million Euro kosten. Darunter sind zwei Mehrfamilienhäuser und ein Schwimmhaus mit acht Zimmern, das zurzeit im Harburger Binnenhafen liegt. Laut dem Portal Immobilienscout24 sind die Preise für Bestandsimmobilien in Hamburg-Harburg in dem Zeitraum März 2016 bis März 2017 um 5,69 Prozent gestiegen.

Diese Villa in Marmstorf kostet 1,45 Millionen Euro
Diese Villa in Marmstorf kostet 1,45 Millionen Euro © HA | Sotheby's International Realty

Eine luxuriöse Villa, die den Vergleich mit Anwesen an der Alster nicht scheuen muss, steht im Stadtteil Marmstorf zum Verkauf. „Herrschaftlich, mit einer luxuriösen Einrichtung und hochwertigen Materialien“, beschreibt Alexander Stehle die Rarität. Seine Firma Hamburg Sotheby’s International Realty mit zwei Niederlassungen in Hamburg vermarktet die Marmstorfer Villa und ist Spezialist in der Vermittlung und Vermarktung von luxuriösen Wohnimmobilien in Hamburg und Umgebung. Stehle lebt mit seiner Familie in Neu Wulmstorf.

Die 286 Quadratmeter Wohnfläche verteilen sich auf sechs Zimmer. Das Grundstück ist beinahe 2100 Quadratmeter groß und liegt in einer ruhigen Sackgasse. Mehr als vier Meter hohe Decken in dem 80 Quadratmeter großen Wohnzimmer, eine märchenhafte Treppe, die früheren Eigentümern zu Modenschauen diente und eine 400 Quadratmeter große Sandstein-Terrasse machen das Gebäude aus dem Jahr 1969 zu einem repräsentativen Sitz, der zu prachtvollen Empfängen taugt.

1,45 Millionen Euro kostet die „Marmstorfer Perle“, wie die herrschaftliche Villa vermarktet wird. „Diese Villa an der Elbe oder Alster würde das Doppelte oder mehr erzielen“, sagt Alexander Stehle. Den Kernhamburger aber kriege man schwer in den Bezirk Harburg. Dennoch sei das Interesse groß. Meist seien es Menschen aus dem benachbarten Landkreis Harburg, die sich nach der Villa erkundigen. Oder Zugezogene, denen die Nord-Süd-Grenze in Hamburg fremd ist und die rein sachlich eine passende Immobilie für Ihre aktuelle Lebenssituation suchen.

Wer sind die Menschen, die sich Luxusimmobilien leisten? „Mediziner, Manager, Unternehmer, denen eine Anbindung ihres Wohnsitzes an Hamburg über die Autobahn 7 wichtig ist und die einen ruhigen und großzügigen Rückzugspunkt für sich und Ihre Familie suchen“, sagt Alexander Stehle. Anfragen kämen von älteren wie auch jungen Ehepaaren.

Bei der Vermarktung von Luxusimmobilien kommt es auf jedes Detail an: „Einem gefällt die Straße nicht, ein anderer stört sich an einem Nachbarn. Im gehobenen Segment liegt das häufig an Kleinigkeiten“, sagt Alexander Stehle. Er erwartet aber, dass die Marmstorfer Villa zum Jahresende nicht mehr zum Verkauf stehen wird.

Steigende Preise

Die Preise für Immobilien im Luxussegment im Hamburger Umland sind weiter gestiegen: bis zu 45 Prozent in den vergangenen fünf Jahren. Das ergab eine Umfrage des Abendblatts unter Immobilienexperten der Region.

Wohnhäuser in der Nordheide verzeichnen Preiszuwächse von durchschnittlich 20 Prozent. Eine Reetdach-Villa in Buchholz mit zehn Zimmern und 14.000 Quadratmeter großen Grundstück wird für 3,4 Millionen Euro angeboten.

Im Durchschnitt liegen die Preise im Hamburger Umland für Eigenheime um 7,7 Prozent höher als am Jahresanfang 2016.