Harburg. Vor zwei Jahren wurde Melanie Leonhard überraschend Sozialsenatorin. Ihr Nachfolger Jens Brauer nimmt im Januar seine Arbeit auf.
Seine Begeisterung für Harburg wirkt ansteckend. „Ich freue mich jedes Mal, wenn ich hier herkomme – der Stadtteil hat mit seinen historischen und städtebaulichen Brüchen viel Charme. Und der Binnenhafen ist einmalig. Wenn man dort ist, fühlt man sich in einer anderen Welt“, sagt Jens Brauer und ergänzt: „Ich freue mich riesig auf den 2. Januar.“
Nach der Jahreswende wird der studierte Historiker und Archäologie seinen neuen Job im Helms-Museum antreten: Der 49-Jährige wird Leiter der Abteilung Stadtgeschichte und füllt damit eine zwei Jahre währende Lücke: Zum 1. Oktober 2015 übernahm Harburgs damalige Stadthistorikerin Melanie Leonhard das Amt der Sozialsenatorin, seit dem ist die Stelle vakant.
Der große Fundus des Museums liegt weitgehend brach. Sammlern und sonstigen Geschichtsinteressierten fehlt ein Ansprechpartner. Harburg-Ausstellungen und das geplante Projekt „Geschichtspfad Harburger Innenstadt“ können nur mit halber Kraft vorangetrieben werden.
Das soll sich bald ändern. „Herr Brauer ist ein doppelter Glücksgriff für uns“, sagt Museumsdirektor Rainer-Maria Weiss. „Wir haben einen Stadthistoriker gesucht und zusätzlich einen Archäologen bekommen, das passt sehr gut zum Doppelmuseum“ – der Museumsstandort beidseits der Knoopstraße beinhaltet neben dem Helms-Museum auch das Archäologische Museum Hamburg.
Brauer ist außerdem ein erfahrender Ausstellungsmacher. Für das Landesmuseum Sachsen-Anhalt bereitete er die Erkenntnisse und einen kleinen Teil der eine Million Fundstücke aus Grabungsarbeiten auf, die beim Neubau der Bundesstraße 6 im östlichen Harzvorland durchgeführt wurden. Von 2003 bis 2006 hat Brauer die Grabungen begleitet, dazu Öffentlichkeitsarbeit gemacht und eine große Ausstellung konzipiert. Das sei beruflich seine aufregendste Zeit gewesen, so Brauer.
Anschließend hat er sich als Ausstellungsmacher selbstständig gemacht und ist in seine Wahlheimat Hamburg gezogen – mit der Firma Geschichtsfabrik. Seine reichhaltigen Erfahrungen in der Präsentation von Frühgeschichte, Mittelalter und jüngerer Geschichte, anzuschauen unter www.geschichtsfabrik.de, werden Brauer beim zweiten großen Zukunftsprojekt des Helms-Museums zugute kommen: bei der Gestaltung der geplanten Museums-Dependance im Gewölbekeller des Harburger Schlosses. Hier laufen letzte Ausschreibungen, 2018 soll gebaut werden. Wenn alles gut geht, wird die Zweigstelle auf der Schlossinsel im Frühjahr 2019 eröffnet.
Jens Brauer, der in Uelzen aufgewachsen ist, in Köln studierte und arbeitete, dann nach Halle ging, und schließlich in Winterhude vor Anker ging, verspricht den Harburgern: „Wir werden hier noch viele Geschichten zur Harburger Geschichte entdecken und den Bürger präsentieren. Hier liegen verschiedene historische Schichten dicht zusammen. Da ist noch viel Potenzial.“