Hamburg. Vom Binnenhafen aus sollen die Menschen wieder nach Hamburg pendeln können. Doch der Fährbetreiber sieht keinen wirtschaftlichen Sinn.

Es ist 47 Jahre her, dass zum letzten mal eine Linienfähre der HADAG vom Harburger Anleger aus in Richtung Baumwall abdampfte. Noch heute wünschen sich viele Harburger diese Verbindung zurück. Gerade ist wieder frischer Wind in die Diskussion gekommen: Die SPD-Fraktion in der Harburger Bezirksversammlung möchte einen Referenten der HADAG in den Ausschuss für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus einladen. Dort wollen die Bezirkspolitiker hören, welche Möglichkeiten es für die Wiederaufnahme der Verbindung gibt.

„Im Zusammenhang mit dem Hotelneubau und der Kaimauersanierung am Veritaskai wurde die Möglichkeit ja schon wieder diskutiert“, sagt Jürgen Heimath, Fraktionsvorsitzender der SPD. „Es soll ja auch ein Anleger geplant werden. Da muss man jetzt das Eisen schmieden, so lange es heiß ist!“

In der Tat war eine mögliche HADAG-Anbindung des Veritaskais ein entscheidendes Argument für die Gestaltung der Kaimauer – und eines, das das Denkmalschutzamt zum Einlenken brachte. Zuvor hatten die Denkmalschützer jede Art von Wasserzugang am Veritaskai abgelehnt. Der Fähranleger ist auch etwas, das sich die Hotelinvestoren gewünscht hatten: „Wir wollen einen leistungsfähigen Barkassenanleger haben“, sagte Projektentwickler Frank Lorenz im Stadtplanungsausschuss und erklärte, warum er eine HADAG-Fährlinie im Harburger Binnenhafen favorisiert. „Menschen kommen aus dem Theater, fahren mit der Fähre und lassen den Abend am Veritaskai bei einem Glas Wein ausklingen“.

Auf Granit gebissen

Mit Wünschen nach rein touristischen Linien haben Antragsteller bei der HADAG allerdings bislang stets auf Granit gebissen. Jüngstes Beispiel ist die Fährverbindung Landungsbrücken – Blankenese, die ebenso lange von der HADAG gefordert wie von ihr abgelehnt wurde. Gefordert hatten die Linie in erster Linie Blankeneser Gastronomen, denen vorschwebte, dass die HADAG ihnen Kundschaft praktisch vor das Lokal fährt. HADAG-Geschäftsführerin Gabriele Müller-Remer sieht ihre Reederei aber als ein Nahverkehrsunternehmen der öffentlichen Daseinsvorsorge, das Fahrgäste auf ihren Alltagswegen befördert.

Diese Hürde sieht auch die SPD und betont in ihrem Antrag deshalb, dass eine Harburger Linie ab Veritaskai auch Arbeitnehmern zugute käme: „Für Pendler, die nördlich der Elbe arbeiten und die tägliche Überfüllung von S-Bahn und Elbbrücken meiden, würde die Wiederaufnahme solch einer Schiffsverbindung von Nutzen sein“, schreibt Jürgen Heimath in der Antragsbegründung.

Gegenüber dem Anleger Dampfschiffsweg im Hauptstrom der Elbe, von wo die Harburger Fähre früher abfuhr, hätte ein Anleger am Veritaskai einen deutlichen Vorteil: „Mit dem Parkhaus am Veritaskai böte der Binnenhafen quasi eine Art Park-and-Ride-Möglichkeit und könnte hiermit den Straßen- und Schienenverkehr entlasten“, sagt Heimath.

Zum alten Anleger Dampfschiffsweg hatte es eine Busverbindung gegeben. Die Fährlinie 61 hatte von Harburg aus Moorburg, die Kattwyk, Neuhof, Altenwerder und Waltershof angefahren. An allen dieser Anlegern befanden sich bis zur Sturmflut und zur Hafenerweiterung neben Hafenwirtschaft auch noch Wohngebiete. Die Fahrt bis zum Baumwall dauerte eine Stunde. In der damaligen Konkurrenz mit Nahverkehrszügen und Straßenbahn konnte die Fähre mit dieser Fahrzeit durchaus mithalten. Immer mehr Arbeitnehmer stiegen in Zeiten wachsenden Wohlstands allerdings auf das Auto um.

Fähre mit dem Namen „Harburg“

Zuletzt wurde die Linie im letzten Jahr am verkehrshistorischen Tag mit einem Museumsschiff bedient. In diesem Jahr, am 8. Oktober, pendelt die Museumsfähre aber nur zwischen Landungsbrücken und Neuhof.

Eine Fähre mit dem Namen „Harburg“ gibt es bei der HADAG bereits. Auch Gelegenheitstouren – beispielsweise zu Binnenhafenfesten – wurden gefahren. Einen Liniendienst lehnt Reederei-Chefin Müller Remer allerdings ab: „Eine regelmäßige Verbindung nach Harburg haben wir in der Vergangenheit nicht geplant und planen wir auch jetzt nicht“, sagt sie. „Der Bezirk Harburg hat uns gefragt, welche Anforderungen wir an einen Anleger hätten und wir haben das mitgeteilt. Mehr nicht.“

Jürgen Heimath will sich nicht entmutigen lassen: „Ich habe da von anderen HADAG-Insidern auch positivere Signale vernommen.“