Harburg. Bundesweit gibt es 1,5 Millionen Betroffene. In Hamburg sind 4000 der Erkrankten jünger als 65 Jahre.
Jeder vergisst mal etwas. Vor allem Ältere kennen das: die ewige Suche nach Schlüssel oder Portemonnaie. Die bange Frage ist allerdings, wann sind Vergesslichkeit oder Gedächtnisstörungen Anzeichen für eine Demenz? Was kann man tun, um Demenz zu vorzubeugen und wo gibt es Hilfe für Betroffene und Angehörige? Antworten auf diese Fragen bietet die Aktionswoche (18. bis 22. September), zu der das DemenzNetz Harburg einlädt – ein Zusammenschluss von gut 20 Trägern von Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen sowie Wohlfahrtsverbänden.
In der neurologischen Abteilung des Harburger Asklepios Klinikums wurden allein im vergangenen Jahr 180 Patienten behandelt deren Hauptdiagnose Demenz lautete. Weitere 300 kamen hinzu, da war Demenz die Nebendiagnose, das heißt, andere Krankheiten standen im Vordergrund. Die Ursachen sind vielfältig, als häufigste gilt Alzheimer. Aber auch Schlaganfälle, Bluthochdruck, Parkinson oder Multiple Sklerose können Demenz verursachen.
Prof. Dr. Rudolf Töpper, ärztlicher Direktor der Asklepios Klinik und Chefarzt der Neurologie, begegnet immer wieder Menschen, die fürchten unter Demenz zu leiden, weil ihre Vergesslichkeit zunimmt. Ob das wirklich der Fall ist, wird u. a. mit psychometrischen Verfahren abgeklärt. Es werden umfangreiche Gedächtnistests durchgeführt und die kognitiven Fähigkeiten überprüft. Prof. Töpper hat eine einfache Faustregel geprägt: „Wenn nur Sie denken, Sie haben Demenz, dann ist nichts.“ Sorgen müsse man sich allerdings machen, wenn Angehörige, Freunde oder Kollegen Auffälligkeiten feststellten.
Besonders dramatisch ist die Situation für Menschen, die schon vor Eintritt ins Rentenalter unter Demenz leiden. Das ist nicht nur für die Betroffenen besonders schlimm, sondern auch für Angehörige – nicht zuletzt für die Kinder. „Für die gibt es kaum Unterstützung“, sagt Isabelle Nakhdjavani-Brauner, die das 2016 ins Leben gerufene Projekt „Frühe Demenz“ des DRK Harburg leitet.
„Forschungsberichte zeigen weltweit einen steilen Anstieg der Demenzerkrankungen“, sagt die Projektleiterin, die regelmäßige Sprechstunden anbietet und einen Tagestreff für Menschen mit beginnender Demenz eingerichtet hat. Der steht Betroffenen mittwochs, 10 bis 16 Uhr, Hermann-Maul-Straße 5, offen. Dort sind noch Plätze frei. Wer Interesse hat, meldet sich unter 76 60 92 585 oder i.nakhdjavani-brauner@drk-harburg.hamburg.
Deutschlandweit gibt es 1,5 Millionen Menschen mit Demenzerkrankungen, die älter als 60 Jahre sind. Ersten Schätzungen zufolge leben allein in Hamburg aber auch 4000 Menschen mit Demenz, die deutlich jünger sind: zwischen 18 und 64 Jahren.
Die Aktionswoche will Betroffenen, Angehörigen, Ehrenamtlichen, Pflegekräften und Ärzten ein Forum bieten für Austausch, Information und Hilfe. Das Programm beginnt am Montag, 14.30 Uhr, mit einem Vortrag über die neuen Begutachtungsrichtlinien von Angela Poldrack (Pflegestützpunkt Harburg) im Rathausforum, Raum 4.018. Am gleichen Tag geht es ab 16.30 Uhr im Haus der Kirche, Hölertwiete 5, um Alzheimer und Hirnstörungen.
Zu den Vortragenden gehört auch Prof. Dr. Töpper. Frühe Demenz steht am Dienstag ab 16.30 Uhr beim DRK, Harburger Rathausstraße 37, im Mittelpunkt (Anmeldung unter 76 60 92 99).
Am Mittwoch, 10.30 bis 14 Uhr, stellt die Gesundheitsakademie Hamburg, Schlossmühlendamm 8-10, die Ergebnisse ihrer Projektarbeit vor („Die Gesichter der Demenz WG“). Die Tagespflege am Feuerteich, Lürader Weg 2, stellt sich am Donnerstag ab 11 Uhr bei einem Tag der offenen Tür vor („Musik liegt in der Luft“).
Beendet wird die Aktionswoche mit einem Symposion, das am Freitag um 13 Uhr in der K & S Seniorenresidenz, Neue Straße 26, beginnt. Das Thema: „Mit Hirnleistungsstörungen vor Eintritt des Rentenalters leben.“ Um Anmeldung wird gebeten (76 60 92 585 oder demenz-netz-harburg@drk-harburg.hamburg).
Verlust erworbener Denkfähigkeit
Demenz ist ein psychiatrisches Syndrom, das bei unterschiedlichen degenerativen und nichtdegenerativen Erkrankungen des Gehirns auftritt. Demenz umfasst Defizite in kognitiven, emotionalen und sozialen Fähigkeiten. Vor allem ist das Kurzzeitgedächtnis, das Denkvermögen, die Sprache und die Motorik, bei einigen Formen auch die Persönlichkeitsstruktur betroffen.
Maßgeblich ist der Verlust bereits erworbener Denkfähigkeit im Unterschied zur angeborenen Minderbegabung. Die häufigste Form einer Demenz ist die Alzheimer-Demenz.