Harburg. Außenmühle: Tausende Besucher kennen die Schwanenfamilie – nun verfing sich ein Tier in einer Schnur. Es ist vermutlich tot.

Ein dünnes Nylonband wurde für ihn zur Falle. Einer der im Frühjahr an der Harburger Außenmühle geborenen Jungschwäne hat am Montag offenbar einen Teil einer Angelschnur verschluckt. Er kämpfte auf dem Außenmühlen-Vorteich gegen das Ersticken und ist mittlerweile verschwunden. Vermutlich verendete das Tier an den Folgen des Unfalls. Heute soll nach dem Tier gesucht werden. Auf dem See herrscht wie im gesamten Stadtpark Angelverbot. Zahlreiche Schilder weisen darauf hin.

Drama um jungen Schwan in Harburg

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    „Jeden Morgen gehe ich durch den Stadtpark und beobachte die Tiere“, sagt Naturliebhaber Bernhard Lorenz. Am Montag bemerkte er allerdings gegen 8.15 Uhr etwas Merkwürdiges. Einer der sieben jungen, noch grauen Schwäne hatte eine Angelschnur im Schnabel. „Die ganze Schwanenfamilie schwamm aufgeregt hinter dem Jungtier her“, erzählt er. „Durch ruckartige Bewegungen versuchte das Schwanenjunge die Schnur wieder loszuwerden.“

    Am Hals des Schwans ist die Angelschnur zu sehen
    Am Hals des Schwans ist die Angelschnur zu sehen © HA | Bernhard Lorenz

    Lorenz weiter: „Er hat die Schnur nicht ausgespuckt, denn so etwas können Schwäne nicht. Er hat versucht den sperrigen Gegenstand im Hals mit Wasser herunter zu spülen.“ Tatsächlich schluckte das Tier etliche Male Wasser während es im Kreise seiner Familie über den Vorteich des Außenmühlenteichs schwamm. „Eigentlich hätte nur eines der Tiere an der Schnur ziehen müssen und sie wäre draußen gewesen. So ein Verhalten kennen Schwäne aber nicht“, erklärt Lorenz. Er versuchte Hilfe zu holen. Der Hamburger Schwanenvater Olaf Nieß war spontan nicht zu erreichen, also kontaktierte er die Harburger Polizeiwache.

    „Als ich bemerkte, dass die Schwäne wieder beruhigt waren und ich keine Angelschnur mehr sehen konnte, brach ich die Rettungsaktion ab. Das war mein Fehler“, sagt Lorenz aufgebracht. Heute wünscht er sich, dass er einfach selber ins Wasser gesprungen wäre und den Schwan sofort herausgeholt hätte. Denn mittlerweile ist das Jungtier verschwunden. Bernhard Lorenz vermutet, dass das Tier durch die Angelschnur getötet wurde. „Ich glaube, dass an der Leine noch der Angelhaken hing und dieser sich in Speiseröhre oder Darm verklemmt hat“, sagt er.

    Hamburgs Schwanenvater Olaf Nieß weiß nun von dem Unfall und will den vermutlich toten Jungschwan per Boot suchen: „Heute sind wir auf der Alster unterwegs, wo wir ebenfalls nach zwei Schwänen mit Angelschnüren suchen“, sagte Nieß am Mittwoch. „Ich hoffe, dass wir am Donnerstag dazu kommen, den Außenmühlenteich abzusuchen.“ In Schönwetter-Perioden häuften sich die Vorkommnisse mit Angelhaken und -schnüren, weil dann die Menschen ins Freie gingen, so Nieß.

    Auch nach Anglerfesten gebe es häufig Probleme. Oder wenn Discounter Angelsets im Angebot haben. Gleichzeitig betont Nieß, dass die Hamburger Fischereiaufsicht sehr engmaschig arbeite. „Wir haben auch enge Kontakte zu den Fischereiverbänden, dort stießen wir auf offene Ohren.“ Für die Bezirke sei es angesichts der ausgedehnten Wasserflächen schwer, gegen das Schwarzangeln vorzugehen.

    Frederik Schawaller vom Naturschutzbund (NABU-Gruppe Süd) sieht das illegale Angeln und die oft frei laufenden Hunde als Hauptgefahren für die Wasservogelwelt an der Außenmühle. „Das Angel-Verbot wird oft umgangen“, beklagt der Naturschützer. „Privatleute können Schwarzangler ansprechen, aber sie haben keine Befugnisse. Die hat nur der Bezirk. Deshalb sollte er besser kontrollieren, dass das Verbot eingehalten wird.“ Verbotsschilder allein bewirkten zu wenig, sagt Schawaller. Das zeige sich auch in anderen Naturschutzgebieten: „Schilder erreichen nur einen Teil der Leute.“

    Kontrollen seien schwierig, heißt es aus dem Bezirksamt. „Die Angler sind nach den Infos die wir erhalten meist sehr früh oder spät oder am Wochenende dort. Daher haben wir bisher niemanden auf frischer Tat erwischt“, sagt Sprecherin Bettina Maak.