Salzhausen/Hanstedt. Bürgerinitiative kämpftnach Einbruchserie dafür, dass ihre neue Polizeistation Tag und Nacht besetzt ist. Schützenhilfe von der Politik.

Einbrecher in Salzhausen und Umgebung freuen sich über beste Arbeitsbedingungen. Denn die für 850.000 Euro neu gebaute Polizeistation ist lediglich von 7 bis 20.30 Uhr besetzt. Am Wochenende sogar nur von 10 bis 19 Uhr. Einbrecher, die in den Abend- oder Nachtstunden unterwegs sind, haben also wenig zu befürchten: Ein typischer Wohnungseinbruch dauert rund fünf Minuten, die Anfahrt der Polizei von Winsen/Luhe dauert rund 20 Minuten. Reine Fahrtzeit.

Mit diesen Sätzen beginnt eine Online-Petition der Bürgerinitative „Sicheres Salzhausen“ (BISS) an den niedersächsischen Innenminister Boris Pistorius (SPD), die nach Angaben der Initiative schon mehr als 1700 Menschen unterzeichnet haben. Sie wollen erreichen, dass die neue Polizeistation rund um die Uhr besetzt wird.

Seit es es in der Region in jüngerer Zeit scheinbar vermehrt Einbrüche und Autoaufbrüche gegeben hat, ist das Sicherheitsgefühl vieler Salzhausener angeknackst. „In den ersten vier Monaten dieses Jahres hat es fünf Wohnungseinbrüche und einen Autoaufbruch im Wohngebiet Osterfeld in Eyendorf gegeben“, sagt Eyendorfs Bürgermeister Norbert Lühmann. Nach der Einbruchserie im Frühjahr hat sich die Bürgerinitiative in Eyendorf gegründet.

„Wir sehen das Engagement der Bürger als sinnvoll an“, betont der Bürgermeister. Der Gemeinderat habe sich „mit deutlicher Mehrheit für mehr Polizeipräsenz“ ausgesprochen. Mit neun Ja-Stimmen und einer Enthaltung vorierten die Abgeordneten am 23. Mai dafür, die Personalstärke der Station so weit zu erhöhen, dass sie künftig rund um die Uhr besetzt ist. Den Appell auch umzusetzen, steht auf einem anderen Blatt.

In Eyendorf macht sich die Angst breit. „Die Krönung war ein nächtlicher Einbruch in ein Einfamilienhaus, in dem die Familie mit zwei Kindern schlief“, erzählt Susanne Pawlak, eine der Gründerinnen der BI beim Ortstermin vor der Polizeistation. „Die Einbrecher stiegen gegen 1 Uhr in der Siedlung Osterfeld durch ein Bürofenster, nahmen Brieftasche und Autoschlüssel an sich, luden das hochwertige Auto auf einen Anhänger und düsten ab.“

In einem anderen Fall brachen die Täter gleich zweimal in dasselbe Haus ein. „Sie verwüsteten Helloween 2015 sämtliche Räume, nahmen Schmuck und Bargeld mit“, erzählt Annette Bohlken aus Eyendorf. Fast auf den Tag genau ein Jahr später kamen die Einbrecher erneut, schlachteten den Mercedes im Carport komplett aus. „Wir waren verängstigt und haben draußen eine Stunde lang auf die Polizei gewartet“, sagt die Frau.

Nach diesen Vorfällen kamen schließlich die Nachbarn zusammen, gründeten die BI. „Zunächst brachten wir ein Bürgerbegehren auf den Weg, damit die Straßenbeleuchtung nachts angeschaltet bleibt – was im Dorf nur am Wochenende der Fall ist“, sagt Susanne Pawlak. Nun wolle man erreichen, dass die Polizei in Notfällen rund um die Uhr erreichbar – und somit schnell am Tatort ist. „Die Politik ist gefordert“, sagt Christian Bieschke, Sprecher der Initiative. Sein Auto hat er zwar wiederbekommen. Es könne aber nicht sein, dass in einer Notsituation in der Polizeistation ein Anrufbeantworter laufe und man „mehr als eine Stunde auf die Polizei warten“ müsse, bis die Polizei aus Winsen anrücke, weil sie überlastet sei.

„Ich finde es gut, dass sich die Menschen für mehr Polizeipräsenz stark machen. Wir brauchen hier mehr Leute“, sagt der Leiter der Polizeistation, Michael Stolze. Die Wache, die für Salzhausen und Hanstedt zuständig ist, rund um die Uhr offen zu halten, hält er aber für eine Utopie. „Das gibt die Kriminalstatistik nicht her. Es würde bedeuten, dass wir unsere Personalstärke vervierfachen.“ Bisher kommt Stolze mit zehn Beamten aus. Wünschenswert seien „drei oder vier Beamte mehr“, betont der Hauptkommissar.

Schützenhilfe bekommt die Bürgerinitiative von Wolfgang Krause, hauptamtlicher Bürgermeister der Samtgemeinde Salzhausen. „Es geht nicht nur um Salzhausen. Wir sehen angesichts der Einbruchzahlen und der organisierten Kriminalität zwingende Gründe für mehr Polizeipräsenz im Süden des Landkreises. Das betrifft auch Winsen, Tostedt und Buchholz“, sagt Krause. Man habe das Thema mehrfach mit den Polizeigewerkschaften erörtert und im niedersächsischen Städte- und Gemeindbund thematisiert und an den Innenminister herangetragen. Pistorius winkte ab. „Er hat mehrfach mitgeteilt, dass die Personalstärke im Landkreis ausreiche. Es gebe andere Schwerpunkte, etwa die Gefahrenabwehr vor Terroristen.“ Nach der Landtagswahl werde man einen neuen Anlauf nehmen.

Auch die Opposition im niedersächsichen Landtag macht sich die Sache zu eigen. „Es ist ein brennendes Thema, da muss etwas passieren“, sagte der CDU-Landtagsabgeordnete André Bock (CDU) aus dem Wahlkreis Winsen beim Ortstermin. Die Union wolle die Polizeistellen in Niedersachsen bis 2020 um 3000 Beamte auf 22.000 erhöhen.

Die Polizeidirektion Lüneburg hält ihre Kräfte in Salzhausen dagegen anscheinend für ausreichend. Eine Aufstockung sei nicht geplant. „Das redundante System der Polizeidienststellen im Landkreis Harburg gewährleistet eine zuverlässige und (einsatzbedingt) zeitnahe Einsatzbearbeitung durch die Polizei“, teilte die Polizeidirektion dem Abendblatt auf eine Anfrage mit.