Winsen. Die Architekturfirma Comma stellt Typen ihrer Musterwohnungen im neu angelegten Park im Winsener Gewerbegebiet Ost aus .

Der Porsche dreht zum zweiten Mal eine Runde auf dem Wendehammer der Robert-Koch-Straße. Von oben, aus dem Besprechungszimmer der Architekturfirma Comma, schaut Verkaufsleiter Oliver Bargfeld interessiert zu. „Immer wieder kommen hier Autos vorbei, die Fahrer halten, schauen auf unsere Schilder und geben dann wieder Gas. Aber wenige Tage später stehen sie als potenzielle Kunden bei uns auf dem Hof“, versichert der Groß- und Außenhandelskaufmann. Das Interesse gilt dem frisch eingerichteten Ausstellungspark mit Fischteich in der Mitte, vor allem aber einer neuen Form des Wohnens.

Für ihn steht die Comma GmbH, Ende der 70er Jahre von Olivers Vater Jürgen Bargfeld als Seecontainer-Händler gegründet. Der heutige Spezialist für Wohn- und Bürocontainer hat seit Februar seinen neuen Firmensitz im Winsener Gewerbepark-Ost. 7000 Quadratmeter haben Geschäftsführerin Marlene Bargfeld und ihr Sohn Oliver dort gekauft, um ihre Boxen den Kunden direkt zeigen zu können. „Unsere Fläche in Hausbruch reichte dafür nicht aus“, so Marlene Bargfeld.

Die Erweiterung ist dabei die konsequente Folge einer Entscheidung, die Mutter und Sohn vor vier Jahren getroffen haben. „Wir haben uns trotz der Flüchtlingswelle nicht den Massenherstellern von Containern angeschlossen. Uns ging es darum, diese Art des Wohnens weiter zu entwickeln und an die Anforderungen für Lärm-, Brandschutz- und Energiesparen anzupassen.“

Die Folge: Inzwischen hat die Firma allein für Hamburg 130 Vier-FamilienHäuser nicht nur für Flüchtlinge gebaut. 33 davon stehen in Harburg, am Aschenland und in Lewenwerder. Von Ende August an folgt das Projekt am Rönneburger Stieg, bei dem elf dieser Häuser, eines davon für die Verwaltung, entstehen sollen. Innerhalb von zwei Monaten sollen die Module verladen auf Lkw von der Produktionsstätte im tschechischen Zlin nach Harburg gebracht werden.

35 Quadratmeter Wohnraum für gut 40.000 Euro

Kommunen und Firmen, die rasch Wohnungen, Räume für Schulen und Kindergärten oder Büros brauchen, sind aber längst nicht mehr die einzigen Kunden von Comma. Immer mehr Chefs von Freizeiteinrichtungen wie Campingplätzen oder Feriendörfern interessieren sich für das Wohnen in den Boxen. Privatleute denken über eine Ferien- oder Zweitwohnung, ein Gartenhaus oder eine Sauna in einem Container nach. „Wir schieben seit Monaten 70 bis 100 Anfragen vor uns her“, sagt Oliver Bargfeld.

Der Boom bei Comma dürfte mehrere Gründe haben. Zum einen, so haben es die beiden Unternehmer erfahren, wollen vor allem junge Menschen gern flexibel bleiben. Mobilbauten bieten da eine Perspektive. Denn mit einer Breite von 3,50 Meter lassen sie sich bei einem Ortswechsel auf Lkw laden.

Auch der Preis spielt eine Rolle. So ist ein 35 Quadratmeter großes Apartment mit eingerichtetem Bad für 800 bis 1500 Euro pro Quadratmeter zu haben. Macht bei einer gehobenen Ausstattung, wie sie in Winsen präsentiert wird, um die 45.000 Euro. Zwar kommt das Fundament extra. Die Kosten lägen aber für ein Modul unter 1000 Euro, versichert Bargfeld.

Ein sechs Meter langes Sauna-Modul mit Dusche, kleinem Bad und Sitzgruppe kostet 35.000 Euro. Allerdings muss für die Sauna und ihren Einbau noch einmal mit 7000 bis 8000 Euro kalkuliert werden. Für die Kabine mit Ausstattung arbeitet Comma mit einer Ramelsloher Spezialfirma zusammen.

Für die Fassaden bieten die Winsener Putz, Holz, Metall-Kassetten oder Kunststoff an. Die Aufteilung im Inneren lässt sich beliebig ändern, tragend sind allein die Außenwände. Steht das Fundament bereit, ist das Modul innerhalb eines Tages per Kran aufgestellt. „Die Montage-Teams kommen aus Tschechien, wir stellen den Bauleiter“, sagte Bargfeld. Nach zehn Tagen sei eine Wohnung bezugsfertig.

Als „Vorzeigeobjekt“ präsentieren die Bargfelds in Winsen eine Zwei-Zimmer-Wohnung aus zwei Containern auf 55 Quadratmetern. Das Areal, auf dem weitere Anschauungsobjekte stehen, sei nach ihren Informationen der einzige modulare Musterpark im Norden.

Ihre genauen Umsatz nennen Mutter und Sohn nicht. Nur so viel: Die Summe liege im „niedrigen, zweistelligen Millionenbereich.“ Die Firma schreibt schwarze Zahlen und sucht weitere Mitarbeiter: Bürokräfte, Sachbearbeiter und Jung-Architekten. Zwei bis drei neue Mitarbeiter sollen das Team in Winsen dieses Jahr noch ergänzen. Derzeit haben die beiden Chefs zwölf Beschäftigte. „Klar ist für uns, dass wir den Park noch ausbauen wollen“, sagt Margarete Bargfeld. Platz ist auf dem eigenen Grundstücke allemal.

Auch die weitere Zukunft von Comma nimmt bereits Gestalt an. „Meine elfjährige Tochter zeichnet schon heute immer wieder Container und will später mal Architektur studieren“, sagt Oliver Bargfeld. Keine schlechten Voraussetzungen, um später einzusteigen. Ein Firmen-T-Shirt hat das Mädchen schon.