Harburg. Harburger Rotes Kreuz hat Räume für lange geplante Unterkunft gefunden. Zum Januar soll sie eröffnet werden
DRK-Chef Harald Krüger ist gehobener Stimmung, soviel steht fest. Den Grund nennt er selbst: „Wir haben endlich ein geeignetes Objekt für eine Obdachlosenunterkunft gefunden.“ Nach einem solchen Gebäude hat der Kreisverband Hamburg-Harburg Monate lang gesucht. Bereits Ende vergangenen Jahres war Krüger mit dem Plan an die Öffentlichkeit gegangen, für Obdachlose in Harburg eine Tagesaufenthaltsstätte mit Übernachtungsplätzen zu schaffen, zentral gelegen und von der Harburger Innenstadt aus zu Fuß erreichbar.
Weil Krüger bekanntermaßen ein Mann der Tat ist, stellte er auch unverzüglich einen Projektleiter ein. Diplomsoziologe Thorben Goebel-Hansen, zuvor in der Erstaufnahme für Flüchtlinge am Geutensweg in Neugraben verantwortlich für die Koordination der ehrenamtlichen Helfer, übernahm diese Aufgabe im Februar. Was folgte war intensives Suchen, gekoppelt mit zahllosen Gesprächen. Nun endlich die Erfolgsnachricht: Alle Zeichen stehen auf Grün. Die Mühe habe sich gelohnt, sagt Krüger jetzt. Was den Standort angeht, hält er sich allerdings noch bedeckt: Den will er erst nennen, wenn der Mietvertrag unterschrieben vom Düsseldorfer Hauseigentümer wieder auf seinem Schreibtisch liegt. Soviel sei verraten: Von der DRK-Geschäftsstelle aus ist Krüger dort schneller als am Sand.
Seine Zurückhaltung in diesem Punkt hat einen Grund: Der DRK-Chef rechnet damit, dass nicht alle Anlieger der geplanten Obdachloseneinrichtung von den neuen Nachbarn begeistert sein werden: „Wir bewegen uns da auf dünnem Eis.“ Um das Projekt nicht noch in letzter Sekunde zu gefährden, bleibt der Standort also vorerst noch ein Geheimnis. In jedem Fall will sich Krüger um eine friedliche Koexistenz mit den künftigen Nachbar kümmern: „Wir haben großes Interesse an einem einvernehmlichen Miteinander und angeboten, Gespräche mit jedem zu führen, der sich Sorgen macht.“
Das Objekt ist eine Kompromisslösung. Ursprünglich sollte die Aufenthaltsstätte mindestens 280 Quadratmeter groß sein und Platz bieten für 20 Obdachlose, die sich dort tagsüber aufhalten könnten, sowie Übernachtungsmöglichkeiten für 15 Menschen, mit einem separaten Zimmer für Frauen sowie einem, in dem Obdachlose auch mit ihren Tieren übernachten können. Jetzt ist klar: Das DRK-Projekt wird notgedrungen gestutzt. „Es wird etwas kleiner als geplant“, sagte Krüger. Projektleiter Goebel-Hansen werde das Konzept entsprechend anpassen, „aber das wird kein Problem sein“.
Unterdes arbeiten Architekten bereits mit Hochdruck am erforderlichen Bauantrag. Der soll schon in drei Wochen eingereicht werden. Die Experten hätten das Objekt schon auf Herz und Nieren geprüft, so Krüger. Er geht davon aus, dass der erforderliche Umbau rund 200.000 Euro kosten wird. Die vorhandene Heizungsanlage müsse erweitert, Duschen eingebaut und noch vieles andere umfunktioniert werden. Denn die Räume, die künftig für die Obdachlosen zur Verfügung stehen sollen, wurden in der Vergangenheit als Büros genutzt.
Viel zu tun also. Deshalb verschiebt sich auch die Eröffnung der Einrichtung. Lange hatte Krüger gehofft, das Projekt könne rechtzeitig zum Beginn der nächsten Winterperiode an den Start gehen. Das ist nicht zu schaffen: „Jetzt soll es am 1. Januar 2018 eröffnet werden.“
Was das Personal angeht, ist er zuversichtlich, genau wie Projektleiter Thorben Goebel-Hansen. Bewerbungen gebe es reichlich. Vor allem von DRK-Mitarbeitern, die bislang in der Flüchtlingshilfe eingesetzt waren. Auch Goebel-Hansens Suche nach zwei Bufdis bzw. FSJlern, also Frauen und Männern, die mindestens zwölf Monate in der neuen Aufenthaltsstätte Bundesfreiwilligendienst oder ein Freiwilliges Soziales Jahr leisten wollen, war erfolgreich. Aus fünf Bewerbungen wurden zwei ausgewählt, die nun zum 1. Dezember, vier Wochen vor der Eröffnung, ihren Dienst antreten sollen – genau wie die fünf hauptamtliche Mitarbeiter.
Aber auch hier gilt, was in der Flüchtlingshilfe Bestand hat: ohne Ehrenamtliche geht es nicht. Informationsabende in den vergangenen Wochen brachten den von Krüger und Goebel-Hansen erhofften Erfolg: „Wir können auf 20 bis 25 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer setzen.“ Weil Hilfsbereitschaft allein nicht reicht, sollen diese in Kürze an zwei Schulungswochenenden auf die bevorstehende Aufgabe vorbereitet werden: „Außerdem wollen wir mit ihnen andere Obdachloseneinrichtungen in Hamburg besuchen.“
Viele der Ehrenamtlichen haben sich zuvor schon engagiert. Sie waren in der Flüchtlingsarbeit aktiv, genau wie Projektleiter Goebel-Hansen.