Rosengarten. Camping wird immer beliebter: Zahl der Reisenden um ein Drittel gestiegen. Camper schätzen Nähe zur Natur und Unabhängigkeit.
Lena Thiele
Wind rauscht in den Bäumen rund um den Campingplatz „Wildpark Schwarze Berge“ in Rosengarten, direkt an der Grenze zu Hamburg. Von der Großstadt ist hier nichts zu spüren. Urlauber sitzen unter Sonnensegeln in ihren Campingstühlen, blicken über eine gepflegte, sattgrüne Rasenfläche und genießen den Sommer in der Natur.
Seit 2011 können Wohnmobilisten hier ihren Urlaub verbringen. Die Zahl der Gäste steigt stetig, im vergangenen Jahr waren es 2560 – rund 25 Prozent mehr als noch vier Jahre zuvor. Etwa die Hälfte sind Deutsche, die andere Hälfte vor allem Skandinavier und Holländer.
Die Anlage bietet Platz für 72 Wohnwagen, für September hat sich allein eine Gruppe mit 50 Fahrzeugen angekündigt. Der Platz ist keine Ausnahme, Camping liegt im Trend: Laut Landesamt für Statistik Niedersachsen ist im gesamten Bundesland die Zahl der Ankünfte auf den Campingplätzen seit 2010 um fast 30 Prozent gestiegen.
Ein Trend geht zu „Glamping“ – Luxusurlaub in der Natur
Es ist nicht nur die politische Lage in vielen Urlaubsregionen, die zunehmend mehr Menschen dazu bringt, ihren Urlaub auf Campingplätzen in Deutschland zu verbringen. Der Tourismusforscher Dr. Martin Linne erklärt den Trend mit einem Imagewechsel dieser Reiseform. „Camping gilt heute nicht mehr als billige Alternative zum Hotel“, sagt er. Vielmehr zeige sich eine Tendenz zum Luxusurlaub in der Natur. Im sogenannten „Glamping“ erreicht diese Entwicklung ihren Gipfel. „Glamping“ ist die Verschmelzung der Wörter „glamorous“ und „Camping“. Luxusurlaub in mehr als zwölf Meter langen Wohnmobilen und Lodge-Zelten – Badewanne und Doppelbett inklusive.
Auch Jan Kobernuß von der „ift Freizeit und Tourismusberatung“ spricht von einem „wahren Boom“ in der Branche. Gerade die Metropolregion Hamburg sei ein beliebtes Reiseziel, sagt Kobernuß, der sich mit den Vorzügen der Region befasst hat. „Das abwechslungsreiche Angebot aus Natur und Großstadtkultur besitzt eine enorme Strahlkraft .“ Viele Gäste auf dem Wildpark-Campingplatz schätzen die Kombination aus Ruhe, Stadtnähe und grüner Umgebung. Camping bedeutet auch aber auch Selbstbestimmtheit, Freiheit und Spontanität.
Wir genießen es, uns vom Bett direkt in den Campingstuhl fallen zu lassen“, sagt Joachim Garrot aus dem Ruhrgebiet. Bei belegten Brötchen und kühlem Bier sitzen er und seine Frau Heike vor ihrem Wohnwagen; Enkelin Rebecca fährt mit dem Fahrrad die Hecken des Campingplatzes entlang. Die Neunjährige darf entscheiden, ob sie im Wildpark Bären und Füchse beobachten oder doch in Hamburg bei einer Hafenrundfahrt über die Elbe schippern will.
Heike und Joachim Garrot fahren seit 40 Jahren in den Campingurlaub. Vom kleinen Zelt hat sich das Ehepaar über die Zeit zum eigenen Wohnwagen emporgearbeitet. Sie genießen den „Laissez-faire“-Lebensstil, die gemütliche Bescheidenheit und in der Natur zu sitzen und lange zu frühstücken.
Auf der anderen Seite des sandigen Weges, der mitten durch den Platz verläuft, baut ein junges Paar aus dem niederländisches Delft ein großes grünes Zelt vor ihrem alten Feuerwehr-VW-Bus auf. Selma Strÿbis und Bas de Bont sind auf dem Rückweg von der Insel Rügen nach Hause. Die Niederländerin ist alles andere als ein Camping-Neuling, schon als kleines Kind fuhr sie mit ihrer Familie zum Zelten.
In den vergangenen Jahren sind die beiden viel mit dem Fahrrad unterwegs gewesen, das Zelt immer im Gepäck. Dies ist ihr erster Urlaub mit dem Bus, auch die Räder sind dabei. Warum sie am liebsten auf diese Art reisen? Selma Strÿbis guckt erstaunt, die Vorzüge liegen für sie offensichtlich auf der Hand. „Wir sind viel draußen, haben unser eigenes Reich und können unser eigenes Essen kochen.“
Wohnmobilisten schätzen einen gewissen Komfort
Die Sache mit dem Selberkochen fällt auch Zira Seeck sofort ein, wenn sie erklärt, warum sie ihren Urlaub lieber im Wohnwagen als im Hotel verbringt. „Wir sind Outdoor-Cooking-Fans“, sagt sie und erzählt von Riesenpfannen auf Gaskochern, Gulasch für 20 Leute, Dreibeinen und sogenannten Dutch Oven. Nicht alles davon haben sie in ihrem rund sieben Meter langen Wohnwagen dabei. Aber das Draußensein, in der Natur, gemeinsam mit anderen essen, lachen, ins Gespräch kommen – das macht einen guten Campingurlaub für Zira und ihren Mann Detlev aus.
Dazu kommt die Unabhängigkeit. „Wir haben keine Verpflichtung hier“, sagt der 50-Jährige. „Morgens machen wir die Tür auf und sind sofort an der frischen Luft.“ Auch das Ehepaar aus dem Kreis Gütersloh hat mal mit Zelten angefangen. „Aber da kommt das Wasser vorn rein und fließt hinten wieder raus“, sagt Zira Seeck. „Jetzt schlafen wir lieber im Wohnwagen.“
Der Platz am Wildpark ist nur für Wohnwagen und Wohnmobile gedacht, auf diese Reisenden ist der Service zugeschnitten. „Wohnmobilisten wissen genau, was sie wollen“, sagt Parksprecherin Kira Ahrens. Deshalb bietet der Platz durchaus Komfort – es gibt ein sauberes Waschhaus mit gerahmtem Wolfsbild, einen Brötchenservice, der direkt an die Tür liefert, überall Strom und WLAN. Im Gegensatz zu anderen Plätzen sind keine Parzellen abgetrennt. Das fänden viele Gäste gut, meint Platzwart Lars Schwarze. In die Atmosphäre von Freiheit und Vertrauen passt auch der freie Zugang – es gibt keine Schranke.