Hittfeld. Politik gibt Startschuss für konkrete Planung. Investor baut beim „100-Jährigen“ Handel und Wohnungen.

Die Planung für die Bebauung des Areals um das leerstehende Hittfelder Traditionsgasthaus „Zum 100-Jährigen“ geht in diesem Herbst in die entscheidende Phase. Dann will die May-Gruppe, für deren Konzept sich der Planungsausschuss der Gemeinde Seevetal einstimmig ausgesprochen hat, den Vorentwurf für einen Bebauungsplan vorlegen. Bereits im Spätsommer 2018 – falls das Verfahren bis dahin abgeschlossen ist – könnten die Bauarbeiten beginnen, so Jörg Ruschmeyer von May & Co.

Der Investor aus Itzehoe plant eine Kombination aus Handel und Wohnen. Der Edeka-Markt soll erweitert und ein Neubau für einen Aldi-Markt mit darüber liegenden Wohnungen errichtet werden. Vorgesehen sind acht Wohneinheiten mit Giebeldächern. Die verbleibende eingeschossige Dachfläche soll begrünt werden. Das denkmalgeschützte Ensemble des „100-Jährigen“ soll erhalten bleiben, jedoch freigestellt und in den Außenbereichen teilweise begrünt werden.

Visualisierung: Wohn- und Einzelhandelsentwicklung Hittfeld. Pläne/Konzept der May-Gruppe für Bebauung des Areals rund um leerstehendes Gasthaus
Visualisierung: Wohn- und Einzelhandelsentwicklung Hittfeld. Pläne/Konzept der May-Gruppe für Bebauung des Areals rund um leerstehendes Gasthaus "Zum 100-Jährigen" © HA | May&Co.

„Das Gebäude ist schon seit einigen Jahren ungenutzt, dort muss etwas passieren“, sagt Ruschmeyer. „Unser Ziel ist es, wieder eine Gastronomie einzurichten.“ Auch die Destille wird erhalten, dort könnte nach den Vorstellungen des Investors beispielsweise ein Verkaufsstand für regionale Produkte eingerichtet werden. Der Parkplatz zwischen den Gebäuden könnte zum Beispiel auch für Flohmärkte genutzt werden. Zunächst müsse aber die Bauleitplanung abgeschlossen sein, so Ruschmeyer. Erst dann wisse das Unternehmen, wie es im Detail bauen dürfe.

Nicht nur der Investor, der sich seit mehreren Jahren um das Projekt bemüht, geht davon aus, dass mit der Einigung auf ein Konzept ein wichtiger Schritt geschafft worden ist: „Wir sind froh, eine sehr gute Lösung für das Hittfelder Zentrum gefunden zu haben.“ Auch bei der Gemeinde Seevetal wird die Entwicklung positiv gesehen.

„Die Verwaltung ist froh, jetzt eine planerische Grundlage zu haben“, sagt Sprecher Andreas Schmidt. Im Laufe des nun folgenden Verfahrens zur Bauleitplanung können Einwände und Ideen geäußert werden. Mit der May-Gruppe wurde ein Vorvertrag geschlossen; sobald ein neuer Bebauungsplan gilt, kann der Investor sein Konzept entsprechend umsetzen.

Um das denkmalgeschützte Gasthaus dauerhaft zu erhalten, hatte der Planungsausschuss in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, den Bereich rund um das Gebäude durch eine Bauleitplanung neu zu ordnen. Auf Basis ihres Entwurfs erarbeitet May & Co. nun im Auftrag der Gemeinde einen Entwurf für einen Bebauungsplan. Der Beschluss des Ausschusses sieht zudem vor, dass der Erhalt des „100-Jährigen“ vertraglich gesichert wird.

Die geplante neue Bebauung soll auch den sanierten 100-Jährigen nicht mit ihrer Größe erschlagen
Die geplante neue Bebauung soll auch den sanierten 100-Jährigen nicht mit ihrer Größe erschlagen © HA | May&Co.

Die Überlegungen, wie das Gelände sinnvoll entwickelt werden kann, beschäftigen die Hittfelder bereits seit fünf Jahren. Außer der May-Gruppe hatten zwei weitere Investoren Interesse an der Entwicklung des Areals signalisiert; angesichts der eindeutigen Zustimmung für das May-Konzept, hatte der Ausschuss nicht mehr über die Pläne der Melchert GmbH abgestimmt.

Die Terra Real Estate aus Buchholz hatte sich bereits zuvor zurückgezogen. Beide Interessenten hatten stärker auf Wohnungen gesetzt. Für die notwendige Tiefgarage hätte der Boden jedoch von Altlasten befreit werden müssen – ein aufwendiges und vor allem teures Verfahren.

Das Konzept, das nun als Grundlage für die weitere Planung dient, wurde mehrmals aktualisiert. Zuletzt wurden unter anderem die Grundflächen der Märkte verkleinert, um mehr Grünzonen zu ermöglichen. Zudem wurde eine Einhausung der Edeka-Lkw-Zufahrt eingefügt.

Die CDU/FDP-Gruppe habe das Konzept der May-Gruppe von Beginn an als die einzig sinnvolle Lösung angesehen, sagt Norbert Fraedrich, Mitglied im Orts- und Gemeinderat. „Wir wollen den 100-Jährigen erhalten. Das geht aber nur mit ausreichend Geld. Deshalb ist das die allerbeste Lösung.“

Das Gasthaus „Zum 100-Jährigen“ soll nach Umsetzung des Konzeptes in neuem Glanz erstrahlen
Das Gasthaus „Zum 100-Jährigen“ soll nach Umsetzung des Konzeptes in neuem Glanz erstrahlen © HA | May&Co.

Die Gruppe hatte stets auf die Aldi-Ansiedlung gesetzt, um die Sanierung des Gasthauses zu finanzieren. „Außerdem wollen wir Hittfeld als Versorgungsschwerpunkt stärken. Aldi wird auch zusätzliche Frequenz für die Kirchstraße bringen.“ Auch wenn nun noch Details optimiert werden müssten, Fraedrich ist sich sicher: „Das wird eine richtig schöne Ecke.“

„Sehr viele Bürger von Hittfeld und Umgebung werden diesen Platz regelmäßig besuchen. Insofern ist es uns sehr wichtig, gestalterisch das Beste herauszuholen“, sagt Willy Klingenberg, Fraktionssprecher der Freien Wähler. Verbesserungsbedarf sieht seine Fraktion bei der Pflasterung des neuen Parkplatzes und den Grünbereichen. In jedem Fall solle das Konzept die Einzelhandelsentwicklung in Hittfeld, insbesondere den Übergang zur Kirchstraße, berücksichtigen.

Über dem Aldi-Markt, der sich über das gesamte Untergeschoss erstreckt,  sollen Wohnungen entstehen
Über dem Aldi-Markt, der sich über das gesamte Untergeschoss erstreckt, sollen Wohnungen entstehen © HA | May&Co.

„Wir hätten ein Konzept mit deutlich mehr Wohnungen bevorzugt“, sagt Klaus-Dieter Kirchhoff, SPD-Fraktionschef im Gemeinderat. Da sich eine Tiefgarage jedoch nicht rechne, sei diese Variante übrig geblieben. „Jetzt beißen wir in den sauren Apfel“, so Kirchhoff. „Aber wir hätten uns mehr Grün gewünscht, es bleibt die Befürchtung, dass der Parkplatz nach Feierabend zur Betonwüste wird.“ Auch die Wohnungen fügten sich nicht optimal ins Gesamtbild ein. Doch immerhin könnte durch die Pläne ein wichtiges Ziel erreicht werden: „Wenn der 100-Jährige dadurch erhalten wird, ist das eine schöne Sache.“

Das Gasthaus

Das Gasthaus„Zum 100-Jährigen“ an der Harburger Straße in Hittfeld ist seit rund vier Jahren geschlossen und steht seitdem leer. Das 1707 errichtete, denkmalgeschützte Gebäude ist Teil eines größeren Häuserensembles mit Scheune und Destille. In der Politik besteht Einigkeit darüber, dass das Traditionsgasthaus, in dem früher der Hittfelder Korn gebrannt wurde, erhalten werden soll.