Harburg. Gemeinsam mit Bremer Kollegen gewinnen die Harburger Hulks den Titel für Mixed-Mannschaften in Nagoya.

Sie haben auf dem Kunstrasen im Roboter-Camp am Schlossmühlendamm eifrig trainiert, in vier Jahren zahlreiche Wettbewerbe bestritten und sind für ihre Mühen – und denen ihrer Programmierer – nun im japanischen Nagoya belohnt worden: Die humanoiden Roboter-Kerle des Studententeams HULKs der Technischen Universität (TU) Hamburg sind Fußballweltmeister! Als Einzelteam mussten sie sich beim RoboCup 2017 noch im Viertelfinale geschlagen geben. Doch gemeinsam mit dem Bremer Team B-Human schlugen sie in der Mixed-Disziplin die internationale Konkurrenz.

„Unsere NAO-Roboter haben seit der WM 2016 in Leipzig große Fortschritte gemacht“, sagt Robert Oehlmann vom Harburger HULKs-Team. „Sie spielen jetzt viel besser zusammen, können sich Pässe zuspielen.“ Oehlmann studiert Computerwissenschaften an der TU und schreibt gerade Klausuren. Deshalb konnte er nicht mit nach Nagoya reisen, fieberte aber dank Live­übertragung im Internet mit den TU-Kollegen am anderen Ende der Welt mit. Die sind noch in Japan und werden am Montag zurückerwartet.

Voll konzentriert bereitet sich ein Ballkünstler auf ein Match vor
Voll konzentriert bereitet sich ein Ballkünstler auf ein Match vor © HULKs/TUHH | Hulks

In der Einzelkonkurrenz lief es für die 58 Zentimeter kleinen Spieler noch nicht ganz rund. Nach drei WM-Teilnahmen in den Jahren 2014, 2015 und 2016 in der Herausforderer-Klasse (Challenger-Cup), spielten die HULKs in diesem Jahr erstmals um den Champions-Cup. Sie sind in der sogenannten Standard Platform League unterwegs, in einer Liga, in der das Spielermaterial aus dem kommerziell hergestellten Robotertyp NAO besteht und nicht etwa selbst konstruiert wurde.

Die HULKs gelten in der Szene aufgrund ihrer kurzen, komplett eigenständigen Entwicklungszeit als Shooting-Stars und schafften es in Japan mit einem 6:0-Sieg gegen das Team UChile (Universidad de Chile) bis ins Viertelfinale. Damit gehören sie in ihrer Spielklasse zu den weltweit acht besten von 24 Teams, die sich für die RoboCup-Kategorie qualifiziert hatten.

Mannschaftsfoto der siegreichen  HULKs-Entwickler in Japan
Mannschaftsfoto der siegreichen HULKs-Entwickler in Japan © HULKs/TUHH | Hulks

Im Einzelwettbewerb war im Viertelfinale Schluss

Im Viertelfinale zeigte sich jedoch, dass auch die HULKs noch deutliches Entwicklungspotenzial haben. Mit einem 0:10 gingen sie gegen die Nao Devils aus Dortmund komplett unter. „Wir verloren nicht nur das Spiel, sondern leider auch einen Arm“, berichten die Harburger aus Japan auf ihrer Internetseite hulks.de. Dennoch war für sie das Turnier noch nicht zu Ende.

Um auch Studenten aus kleineren Universitäten die Teilnahme am RoboCup zu ermöglichen, wurde in diesem Jahr erstmals ein Mixed-Wettbewerb ausgetragen, bei dem Teams aus Spielern von mehreren Universitäten antreten. Generell besteht jedes Team aus fünf Robotern. Wie bei menschlichen Fußballturnieren müssen mindestens ebenso viele Ersatzspieler zur Verfügung stehen – die komplette HULKs-Mannschaft besteht zum Beispiel aus elf Robotern. Das erfordert aber relativ hohe Investitionen. Um die finanzielle Hemmschwelle zu senken, entstand die Idee der gemischten Teams.

„Vor einiger Zeit haben uns die Bremer gefragt, ob wir in Nagoya nicht gemeinsam mit einem Mixed-Team antreten wollen. Das war uns eine Ehre, und wir willigten sofort ein“, erzählt Robert Oehlmann. Das Bremer Team B-Human vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz und der Universität Bremen war damals der aktuelle Weltmeister – und ist es weiterhin, denn es verteidigte in Nagoya seinen Titel. An mehreren Wochenenden trafen sich die Roboter-Entwickler, um ihre Spieler auf­einander abzustimmen, mal in Bremen, mal in Harburg.

Was folgt, war ein spannungsreicher Auftritt des hanseatischen B-HULKs-Teams. Mit einem 5:0-Sieg gegen das Team USA zog es ins Finale ein. Dort wartete ein deutscher Gegner, das Kombiteam DoBerMann, bestehend aus den Nao Devils (Dortmund) und dem Nao Team Humboldt (Berlin). Nach 20-minütiger Spielzeit stand es 2:2. Die Tore schossen jeweils ein Harburger und ein Bremer Roboter, ein Bremer verursachte allerdings auch ein Eigentor. Nun musste das Elfmeterschießen die Entscheidung bringen. Die Hanseaten gewannen mit 4:3 Toren – vielleicht auch ein Erfolgsmodell für die Fußball-Bundesliga?

Gefragt, ob am Montag ein Empfang der Weltmeister auf dem Balkon des Harburger Rathauses geplant sei, wehrt Oehlmann lachend ab. „Nein, das nicht. Aber am Schlossmühlendamm wird es eine große Party geben. Die Getränke stehen bereit.“

Spielermaterial

NAO heißt der Robotertyp den die Harburger Studenten allmählich zum ausgebufften Fußballer programmieren. Die fast kindlich aussehenden Maschinen des französischen Herstellers Aldebaran Robotics wurden als technische Begleiter von hilfsbedürftigen Menschen konstruiert. Stückpreis: gut 9000 Euro.

Das HULKs-Team arbeitet in drei Ressorts: Motion optimiert die Bewegung der Techno-Knirpse. Das Ressort Vision verbessert die Umsetzung der Kamerabilder in Informationen, die dem Roboter möglichst genau die Geschehnisse auf dem Spielfeld vermitteln. Und Brain (Gehirn) stellt die zentrale Steuereinheit der NAOs während eines Fußballspiels zur Verfügung.