Für das Projekt „Walls Can Dance“ bemalt Urban-Art-Künstler Sabek die Fassade des Altstadthotels mit einem 14 Meter hohen Porträt.

Das Stadtbild Harburgs ist um ein spektakuläres Wandgemälde reicher. Der Künstler Sabek aus Madrid hat die 120 Quadratmeter große Fassade des Altstadthotels Harburg entlang der Buxtehuder Straße gestaltet. Das Wandbild des Spaniers setzt das Projekt „Walls Can Dance“ des gemeinnützigen Vereins Urban Art Institute Hamburg fort, das im Sommer 2018 in einem Festival mit mindestens zehn riesigen Wandgemälden in Harburg seinen Abschluss finden soll.

Innerhalb von fünf Tagen hat der 31 Jahre alte Madrilene eine 14 Meter hohe Wand des Drei-Sterne-Hotels in ein Kunstwerk verwandelt. Es zeigt das farbenfrohe Porträt eines Mädchens, umgeben von Vögeln. Das Spannungsfeld zwischen Mensch und Natur ist ein stetiges Motiv in den Arbeiten des Urban-Art-Künstlers Sabek.

Seine tapferen Tiere verurteilen das menschliche Bedürfnis, die Wildheit zu kontrollieren und zu domestizieren, bis ihr Wesen enteignet ist. Seit der Renaissance sei das Verhältnis von Mensch und Natur ein zentrales Thema in der Kunst, sagt Jana Fux. Die Künstlerin und Kunstvermittlerin ist 2. Vorsitzende des Vereins Urban Art Institute. „Sabek hat eine eigene Formensprache dafür entwickelt“, sagt sie.

Für die zurzeit laufende Freiluft-Kunstausstellung MS Artville in Wilhelmsburg hat Sabek die Skulptur eines gewaltigen schwarzen Adlers aus Holz geschaffen – stolz und bedrohlich wirkt die Installation mit den weit ausholenden Schwingen.

Sie organisieren die Wandgemälde in Harburg (v.l.): Rudolf David Klöckner, Alexander Grieschat, Timo Blume, Lukas Grellmann, Deik Esser und Jana Fux vom Urban Art Institute Hamburg
Sie organisieren die Wandgemälde in Harburg (v.l.): Rudolf David Klöckner, Alexander Grieschat, Timo Blume, Lukas Grellmann, Deik Esser und Jana Fux vom Urban Art Institute Hamburg © Thomas Sulzyc | Thomas Sulzyc

Der Vereinsvorsitzende Rudolf David Klöckner ist ein führender Urban-Art-Blogger und kuratiert das Festival MS Artville. Dieser Verbindung ist es zu verdanken, dass der auf der ganzen Welt tätige Sabek ein Kunstwerk in Harburg realisiert. Norwegen, Finnland, Thailand, Kambodscha und Nepal – das sind nur einige Stationen seines Kunstschaffens. Er habe zuvor in Miami in den USA gearbeitet, bevor er nach Hamburg gereist sei, sagt Sabek. Was er seit Montag von Hamburg gesehen hat? „Das Artville-Gelände. Und in St. Pauli bin ich gewesen“, antwortet der Madrilene.

Sabek ist freundlich im Gespräch, zeigt sich aber kamerascheu. Er bittet darum, keine Aufnahme seines Gesichts zu zeigen. Das sei üblich in der Szene, sagt Jana Fux. Die Kunst soll im Mittelpunkt stehen, nicht der Künstler. Sabek übernachtet in Harburg, in dem Hotel, dessen Fassade er gestaltet. Er arbeitet mit Fassadenfarben, was den Schaffensprozess bei den überraschenden Starkregenschauern in diesem Sommer in Hamburg schwieriger macht.

Die Arbeit in der Höhe in dem Korb eines Teleskopkrans ist körperlich herausfordernd. Der Korb schwanke leicht, und diese Bewegungen müsse er mit der Beinmuskulatur ausgleichen, erklärt der Künstler. Das Wandgemälde dürfte mindestens zehn Jahre, vermutlich mehrere Jahrzehnte überdauern.

Urban Art begreift die ganze Stadt als Leinwand. Ein Umstand, der Harburg bei der Stadtentwicklung hilft. Ein breites Gleisbett und die viel befahrende Bundesstraße 73, Sabek arbeitet mit Ohrenstöpseln, trennen Harburgs spektakulärstes Entwicklungsgebiet, den Harburger Binnenhafen, von dem Zentrum des Stadtteils. Eine Freiluftgalerie mit beeindruckenden riesigen Wandgemälden an viel beachteten Stellen, könne dazu beitragen, die hässliche Schneise optisch zu überwinden.

Der im vergangenen Jahr gegründete Verein Urban Art Institute Hamburg sucht deshalb in der Harburger Innenstadt und im Binnenhafen für sein Projekt „Walls Can Dance“ sogenannte „Fame Spots“, das sind Fassaden im öffentlichen Raum, die von vielen Menschen gesehen werden. Die Wand des Altstadthotels Harburg entlang der viel befahrenen Buxtehuder Straße und der Bahntrasse zwischen Hamburg und Cuxhaven ist so einer.

Den Auftakt zu „Walls Can Dance“ machte im April ein mehr als 200 Quadratmeter großes Wandbild, das die Berliner Künstler Christoph und Florin Schmidt, als Duo Low Bros bekannt, an dem Gebäude der Technischen Universität Hamburg in der Harburger Schloßstraße 20 geschaffen haben.

Das Urban Art Institute Hamburg will das Festival „Walls Can Dance“ mit insgesamt 130.000 Euro finanzieren. Das Geld soll aus der Kulturförderung, Städtebauförderung und von privaten Stiftungen kommen. Noch sei die Finanzierung nicht gesichert, sagt Schatzmeister Lukas Grellmann, im Hauptberuf Stadtplaner. Insgesamt mindestens zehn Fassaden will das Urban Art Institute von deutschen und internationalen Künstlern bis zum Spätsommer 2018 für sein Festival „Walls Can Dance“ bespielen.

Noch haben sich keine zehn Eigentümer gefunden, die den Künstlern geeignete Häuserfassaden überlassen. „Es gibt Interesse von Eigentümern, wird sind in Gesprächen“, sagt Rudolf Klöckner. Die meisten Kunstwerke werden voraussichtlich im Sommer 2018 zu dem Festival entstehen. „Am Ende könnten es aber mehr als zehn Wandgemälde geben“, sagt Jana Fux.

Spanische Kunst

Der Künstler Sabek aus Madrid gestaltet die Fassade des Altstadt Hotels in der Neuen Straße mit einem riesigen Wandbild. Heute Mittag hat der 31-Jährige begonnen, leuchtend blaue Farbe aufzutragen. Das Kunstwerk wird das farbenfrohe Portrait eines Mädchens zeigen, umgeben von Vögeln. Die Wechselwirkung zwischen Menschen, der Zivilisation und der Natur sind ein stetiges Thema des Künstlers.

Das Wandbild wird voraussichtlich am Freitag, 4., oder Sonnabend, 5. August, fertig sein. Es ist das zweite von insgesamt zehn geplanten Wandbildern, die der Verein urban Art Institut Hamburg für sein Festival „Wall Can Dance“ im Herbst 2018 in Harburg realisiert. Das erste Fassaden-Gemälde befindet sich in der Harburger Schloßstraße 21 am Gebäude der Technischen Universität Hamburg.

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