Wilhelmsburg. Das Spektrum Festival am Sonnabend, 5. August, verkürzt die Wartezeit bis zum Dockville-Festival
Die MS-Dockville-Vorsaison bringt erlesene Genre-Tagesfestivals für den anspruchsvollen Konzertgänger. Das Spektrum Festival ist so eines. Es zeigt die Vielfalt von Hip-Hop und Rap mit den Schnittmengen zu elektronischer Tanzmusik und Jazz. Die Zusammenstellung der Künstler in diesem Jahr verrät seine Besinnung auf die Wurzeln. Oder wie es das Portal „rap.de“ formuliert: Das sechste Spektrum Festival zeigt seine Kopfnicker-Attitüde.
In der gesetzten Mittelschicht der deutschen Rap-Landschaft sind mittlerweile Audio88 und Yassin angekommen. Mit dem Track „Halleluja“ ihres gleichnamigen neuen Albums fügen die beiden Künstler dem Hip-Hop eine neue Ästhetik des Hasses hinzu, die dem Intellektuellen aus der Seele spricht. Die Rapper knöpfen sich die Art von Egozentrikern vor, die immer links auf der Rolltreppe stehen und ihren Döner in der U-Bahn verputzen. Musikjournalisten lieben sie für ihre klugen Reime, in denen sie die eigene Szene aufs Korn nehmen. Das gleich als Meta-Rap zu feiern, ist dann aber doch übertrieben.
Aufwind haben zurzeit Haiyti und Goldroger. Ähnlich wie Audio88 und Yassin gelingt es ihnen, mit der verbiesterten Kleinkariertheit in der deutschen Rapszene zu brechen. In London bricht der 22 Jahre alte Loyle Carner mit den Klischees des Rapgenres. Auf dem Cover seines Debütalbums „Yesterday’s Gone“ posiert er mit seiner Mutter und einer früheren Lehrerin von ihm. „Wie cool ist das denn?“ möchte man den albernen Gangsterrappern zubrüllen.
Loyle Carner zeigt sich in seinen Tracks melancholisch. Der Sound ist warm, mal mit Orgel-Intro oder mit Trompetensolo, und vom amerikanischen Hip-Hop der 1990er-Jahre inspiriert. Die Reminiszenz an A Tribe Calles Quest leugnet der Rapper im Eric-Cantona-Trikot nicht.
Das Spektrum Festival in Wilhelmsburg ist eine Momentaufnahme der Beatkultur. Zu dieser Kultur gehören immer die Orsons, sozusagen die Boyband unter den Rappern, die im Jahr 2008 Wortwitz und Ironie im deutschen Hip-Hop den Weg ebnete. Für überzeugte Kopfnicker gibt es am Sonntag also reichlich Gründe in den MS Dockville Uferpark zu pilgern – die Hafenkulisse ist natürlich noch ein weiterer guter Grund.
Sonnabend, 5. August, ab 13.30 Uhr, MS Dockville Uferpark, Eingang Schlengendeich 12, Tickets ab 35 Euro, zuzüglich Gebühr, gibt es im Internet auf der Seite msdockvillesop.de