Landkreis Harburg . Die Kartoffelpflanzen müssen gegen die Kraut- und Knollenfäule gespritzt werden. Doch das geht nur, wenn es trocken ist.

Noch vor gut zwei Wochen rechnete die Buchholzer Landwirtschaftskammer mit einer „gut durchschnittlichen“ Ernte. Schon zu diesem Zeitpunkt hatte es heftig geregnet und danach regnete es weiter. Über Tage und Nächte gingen teilweise sogar Sturzbäche auf Felder und Äcker nieder, auch wenn es im Kreis noch keine schweren Überschwemmungen gab. Besonders betroffen sind nun die Kartoffeln. Denn ihnen droht die Kraut- und Knollenfäule, die sie zumindest nicht mehr lagerfähig, oftmals aber auch gar nicht mehr genießbar machen kann. „Es wird keine große Ernte geben“, sagt Kreislandwirt Willy Isermann. Wie sich das auf die Preise der beliebten Knollen auswirken wird, ist derzeit jedoch nicht absehbar.

Isermann, dessen Betrieb mit Sitz in Toppenstedt auf 100 Hektar Kartoffeln anbaut, hilft sich wie viele aus der Branche mit Spitzen gegen den Pilz, der die Pflanzen bei Nässe befällt. Bei 50 Euro Kosten pro Hektar kommt da einiges für den Betrieb zusammen. „Einmal spritzen über die gesamte Fläche von 100 Hektar kostet rund 5000 Euro“, rechnet der Kreislandwirt vor. „Wir werden wohl mindestens zehn Einsätze brauchen, wenn wir damit überhaupt auskommen.“ Das Spritzen, das im Abstand von wenigen Tagen notwendig ist, werde für alle betroffenen Landwirte „richtig teuer.“

Helfen kann der Einsatz der Schutzmittel aber nur, wenn es nicht weiter regnet. Denn die Pflanzen müssen trocken sein, um die Mittel überhaupt aufnehmen zu können. Fallen auch nur 25 Millimeter Niederschlag, ginge die Wirkung verloren, weiß Isermann.

Zudem ergibt sich das Problem, dass die matschigen Böden kaum mit Maschinen befahren werden können. Das gilt für die gesamte Ernte im Kreis, also auch beim Getreide. Sie soll zwischen dem 5. und dem 10. August voll einsetzen.

Willy Isermann, Kreislandwirt
Willy Isermann, Kreislandwirt © Corinna Panek | Corinna Panek

„Auch wir hoffen, dass die Felder dann mit Treckern und Mähdreschern passierbar sind“, sagt Andreas Hastedt, Geschäftsführer beim Buchholzer Maschinenring, der als Dienstleister für die Landwirtschaft Transport und Logistik für die Betriebe mit organisiert. Das feuchte Wetter sei zwar bislang noch kein Grund zur Panik, aber „die Qualität der Produkte wird eben durch den Regen auch nicht besser.“ Bis etwa zum 10. August werden nun noch Frühkartoffeln geerntet. Isermann will in etwa drei Wochen mit dem Roden seiner Kartoffeln beginnen.

Die Hälfte seiner Fläche ist für Speisekartoffeln, die andere für Früchte für die Weiterverarbeitung vorgesehen. Dabei entstehen Stärke, Chips oder Pommes frites. Kollege Cord Matthies aus Wenzendorf baut sogar auf knapp 100 seiner 135 Hektar Kartoffeln für eine solche Weiterverarbeitung an.

Die Brückner Werke in Nortorf bei Neumünster werden in diesem Jahr einige Tage später mit der Arbeit beginnen, haben sie bei Betrieben im Kreis angekündigt. Dies sei aber auch eine Folge des kalten Aprils, versichert Betriebsleiter Benjamin Bosse. Die Wachstumsphase habe später eingesetzt. „Der Kampagnenstart liegt aber noch im normalen Zeitraum.“

Die Brückner Werke, die mit großen Lieferanten aus dem Landkreis Harburg zusammenarbeiten, produzieren Trockenkartoffeln. Die werden für Panaden und Suppen, vor allem aber für Kartoffelknödel verwendet. Auch der Betriebsleiter sieht das Problem, dass die Landwirte mit ihren Maschinen nur schwer über die nassen Äckern kommen. „Wenn das eintritt, werden wir den Beginn der Weiterverarbeitung weiter verschieben müssen.“

„Die Lage muss sich jetzt mal stabilisieren“, sagt Hastedt. Was der Maschinenring-Geschäftsführer vom Wettergott verlangt, ist klar: Stabil trockene Tage und Wochen, um die Ernte ungehindert einbringen zu können.